Shoal 01 - Lichtkrieg
Mundwinkel.
»Weißt du, du würdest nicht in dieser Klemme stecken, wenn du diesen Job da draußen in Corkscrew nicht vermasselt hättest. Nach dem, was mir zu Ohren kam, hattest du noch großes Glück, dass die Bandati dich nicht in eines ihrer Nester gesteckt und an ihre Larven verfuttert haben. So was tun die nämlich sehr gern, hab ich gehört.«
»Ich habe den Auftrag erfüllt und die Fracht geliefert – aber die Leute, für die ich arbeitete, wollten mich lieber umbringen, anstatt mich zu bezahlen.« Dakotas Stimme schraubte sich in die Höhe. »Ich bin ein Maschinenkopf, das ist richtig, aber deshalb bin ich noch lange keine Hellseherin, verdammt noch mal. Woher sollte ich wissen, was die mit mir vorhatten?«
»Es ist eine Schande, dass Bourdain dich jetzt zur Strafe solche Jobs erledigen lässt.« Quill schmunzelte und sah zu, wie Dakota innerlich vor ohnmächtiger Wut kochte. Dann erläuterte er ihr die Einzelheiten.
»Okay, du wirst dich mit dem anderen Schiff bei diesen Koordinaten treffen …«
Wenige Minuten, nachdem die Systeme der Piri Reis ausgefallen waren, stieg Dakota ins All hinaus und sicherte sich mit intelligenten Haltetauen. Die Sicherungsleinen schlängelten sich aus einem Gürtel, den sie um die Taille trug, und gruben sich in die Außenhülle des Schiffs; während sie sich in Richtung des Laderaums um den Rumpf herumhangelte, zogen die Taue sich ständig zurück und schossen wieder vor, um sich an neuen Haltepunkten zu verankern.
Sie musste sich erst noch an den Iso-Anzug gewöhnen, den sie während ihres Aufenthalts auf Corkscrew von den Bandati gestohlen hatte. Er umhüllte ihren nackten Körper wie eine dicke Schicht aus dunkler Schokolade, schützte sie vor dem Vakuum und der Strahlung und war doch nur wenige Millimeter von ihrer Haut entfernt. Dieser Überzug schmiegte sich an ihre Konturen, so dass sie einem Beobachter wie eine sich bewegende Puppe vorgekommen wäre.
Ihre Lungen waren stillgelegt, und mikroskopisch kleine Batterieeinheiten, die sie in ihre Wirbelsäule hatte implantieren lassen, übernahmen vorläufig die Funktionen der Atemorgane. Im Grunde hatte sie sich in ein lebendes Raumschiff verwandelt, doch die Betriebsdauer des Iso-Anzugs war begrenzt, da die Batterien in gewissen Abständen neu aufgeladen werden mussten.
Aber wenn wie durch ein Wunder dieser Trip nach Bourdains Rock erfolgreich verlaufen würde, hätte sich dieser Betrug gelohnt – und auch ihr Aufenthalt auf Corkscrew hätte sich bezahlt gemacht, obwohl sie den Job verpfuscht hatte.
Als Dakota das Schiff verließ, hatten die Vibrationen nachgelassen. Doch als ihr Ghost plötzlich mitten in ihre Gedanken einen Impuls aus nervöser Energie abfeuerte, verkrampfte sie sich automatisch, und im nächsten Moment fuhr ein so heftiger Ruck durch das Schiff, dass sie von der Außenhülle weggestoßen wurde. Sie driftete ein paar Meter ab, ehe die Sicherungsleinen sie zurückzerrten.
Jetzt reicht es mir, dachte sie. Scheiß auf Quill und scheiß auf Bourdain. Ich sehe mir die Sache mal an.
Sie tastete sich zur äußeren Luftschleuse des Laderaums vor. Die Crew des Schiffs, mit dem sie sich getroffen hatte, um die Fracht aufzunehmen, hatte eine hektische Stunde damit verbracht, den Laderaum mit irgendwelchen Apparaturen zu sichern, während sie im Kommando-Modul wartete.
Dakota hob den Arm und zog den Schlüssel für die manuelle Bedienung, den sie eigentlich gar nicht besitzen durfte, von dem schmalen Draht, den sie lose um ihren Hals geschlungen hatte. Die Sicherungen, die Bourdain hatte anbringen lassen, waren gut – das Beste, was man für Geld kaufen konnte –, aber es handelte sich um Fertigprodukte, keine Spezialanfertigungen, und sie ließen sich leicht umgehen.
Sie verkürzte die Sicherungsleine, bis ihre Füße einen festen Halt an der Außenhülle gefunden hatten. Mit einer Hand umklammerte sie einen der Griffe, die aus der Schleusentür ragten, in der anderen hielt sie den Schlüssel. Ungefähr eine Minute lang behielt sie diese Stellung bei, ging in Gedanken noch einmal das Gespräch durch, das sie mit Quill geführt hatte, und dachte an das Risiko, dem sie sich aussetzte.
Wenn ich es tue, und Bourdain findet es heraus, dann dürften der Verlust des Geldes und der Piri meine geringsten Probleme sein. Vielleicht ist es das gar nicht wert.
Sie streckte die Hand mit dem manuellen Schlüssel vor und hielt abermals inne.
Aber ich habe wieder mal keine Ahnung, was ich transportiere. Was
Weitere Kostenlose Bücher