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Shoal 01 - Lichtkrieg

Shoal 01 - Lichtkrieg

Titel: Shoal 01 - Lichtkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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Menschen zu unterscheiden.
    Bourdain’s Rock maß an seiner breitesten Stelle 15 Kilometer, und 8 Kilometer an der schmälsten. Bevor der Konzern Concorrant Industries den Asteroiden ausgehöhlt und in sein Zentrum einen Planetengenerator installiert hatte, war er ungefähr eine Milliarde Jahre lang auf einer elliptischen, stark geneigten Umlaufbahn durchs All gedriftet, den Rand der Heliosphäre streifend, ehe er an Jupiter und Saturn vorbei zurückkehrte. Von der Firma Concorrant konstruierte Fusionstriebwerke hatten den Asteroiden vor ein paar Jahren in einen permanenten, stabilen Orbit um den Jupitermond gelenkt, der von diesem Riesenplaneten am weitesten entfernt lag.
    Dakota hatte Bilder des Asteroiden gesehen, ehe Alexander Bourdain die Shoal dafür bezahlt hatte, dieses Wunder an dem öden Felsbrocken zu bewirken. Die Fotos erinnerten sie an einen versteinerten, fossilen Kothaufen, den sie einmal als Exponat in einem Museum entdeckt hatte. Bis zu einem gewissen Grad glich der Asteroid auch jetzt noch einem versteinerten Scheißhaufen, der jedoch mittels nuklearer Detonationsmeißel so lange bearbeitet worden war, bis er die Form einer abgeflachten, unebenen Kugel angenommen hatte. An einer Seite kerbten tiefe Spalten die Oberfläche ein, die jetzt in einem Muster aus Blau- und Grüntönen prangte; der umgeformte Asteroid sah aus wie eine Kinderzeichnung – eine winzige Kugel mit übergroßen Menschen und Gebäuden, die ihre zwergenhafte Welt überragten.
    Durch irgendeinen geheimnisvollen physikalischen Trick, der den menschlichen Wissenschaftlern trotz aller Bemühungen, die dahintersteckende Supertechnologie der Shoal zu ergründen, nach wie vor Rätsel aufgab, bewirkte der Planetengenerator ein Schwerkraftfeld. Außerdem erzeugte er eine Reihe von strukturellen Energiefeldern, die den Asteroiden umgaben und eine Atmosphäre mit Druckausgleich enthielten. Diese reichte nur wenige hundert Meter über die Asteroidenoberfläche hinaus, doch sie schirmte ihn vor der tödlichen Weltraumstrahlung ab und sorgte gleichzeitig dafür, dass keine Wärme ins All entwich. Es war eine großartige, pompöse Geste eines Mannes, der ein Vermögen geerbt hatte, welches die Helium-Drei-Minen, die das Herzstück der Jupiter-Industrie bildeten, erwirtschaftet hatten. Darüber hinaus stellte die Umformung und Nutzung des Asteroiden eine Demonstration von Macht dar, mit der die Zivilisationen am Rande des Sol-Systems sich nun brüsteten.
    Nachdem sich das Gravitationsfeld und die Atmosphäre gebildet hatten – Letztere wurde aus der Substanz des Asteroiden selbst erzeugt –, hatte Bourdain offenbar keine Kosten gescheut, um seine neue Welt mit einer kompletten Flora und Fauna auszustatten, die nur durch die Magie der Shoal daran gehindert wurden, in den interplanetaren Raum hinauszuschweben.
    Wie Sant’Arcangelo, so sah auch Bourdains Rock aus wie ein weggeworfenes Spielzeug der Götter. Einige der Gebäude auf dem Asteroiden waren so hoch, dass sie die Atmosphäre-Felder durchstießen wie ein Finger, den man durch eine Seifenblase sticht.
    Seit nunmehr einer halben Stunde verringerte die Piri Reis ihre Geschwindigkeit; die Triebwerke waren in einem Bremsmanöver auf den Asteroiden ausgerichtet. Festgeschnallt auf einer Andruckliege, blickte Dakota auf einen Bildschirm, der dichte Wälder zeigte, die bis auf den Grund tiefer Klüfte reichten. Eine Herde Rotwild zog an grauen Felsklippen vorbei, während das ferne Antlitz des Jupiters sich im kristallklaren Wasser eines Sees spiegelte.
    Das Licht stammte von grell strahlenden Fusions-Aggregaten, die auf Masten montiert waren, welche ebenfalls über den dünnen Luftmantel hinausragten. Sie beobachtete, wie Bourdain’s Rock sich vor dem ewig wachsamen Auge Jupiters drehte, während Lichterketten, die über den Längengrad des Asteroiden gespannt waren, erloschen, um auf einer der missgestalteten Hemisphären den Einbruch der Nacht zu simulieren.
    Es war ein unglaublich schöner Anblick.
    Dakota brauchte einige Zeit, um von den Andockbuchten aus quer über den Asteroiden die Große Halle zu erreichen. Als sie den gigantischen Saal betrat, sausten riesige Jagdhunde an ihr vorbei, die mit ihren Krallen auf dem spiegelglatt polierten Marmorfußboden ständig ausrutschten. Die künstlich erzeugte Schwerkraft betrug hier nur ungefähr zwei Drittel des Wertes, der auf der Erde herrschte. Weiter hinten, im rückwärtigen Teil der Halle, wurde bereits ausgelassen gefeiert; die

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