Shoal 01 - Lichtkrieg
entschuldigen wollen …«
»Miss Dakota Merrick?«
Jetzt hatte das Shoal-Mitglied ihre volle Aufmerksamkeit. Es war doch nicht etwa möglich, dass dieses Ding für Bourdain arbeitete anstatt umgekehrt – oder doch?
Nein, natürlich nicht. Concorrant Industries konnte keinen Tag lang ohne die Segnungen der Shoal-Technologie und des Shoal-Know-hows überleben.
»Hungrige Fische jagen Elritzen«, informierte sie die Software des Translators. Dakota hatte keinen blassen Schimmer, was mit dieser enigmatischen Äußerung gemeint war. »Ein flacher Tümpel. Mr. Bourdain sieht unglücklich aus. Schutz findet man in der Menge. Der Schlüssel heißt Kooperation.«
Sie hatte nicht die Zeit, um die Rätsel von Aliens zu lösen.
»Es tut mir wirklich leid, aber ich bin sehr in Eile.« Sie schickte sich an, weiterzugehen.
»Wer klein ist und sich allein in tiefen Wassern befindet, läuft eher Gefahr, von Räubern verschlungen zu werden«, fuhr der Alien nun auf eine leichter zu verstehende Weise fort, neben ihr her schwebend, während sie raschen Schrittes die Halle durchquerte. »Ein kostenloses Mittagessen. Manche ernähren sich von der Haut größerer, lebender Fische. Der Schwärm bietet Deckung, man braucht Strategien zum Überleben. Zwei sind besser als einer.«
»Sie …?« Dakota beschlich das unheimliche Gefühl, dieses Wesen böte ihr seine Hilfe an. »Woher kennen Sie meinen Namen?«
»Die Shoal wissen alles«, lautete die mysteriöse Antwort des Aliens. »Was euch dunkel erscheint, ist für uns hell wie das Licht. Wir vermögen uns Klarheit zu verschaffen. Die Shoal besitzen ein Buch der Träume, das aufgeschlagen daliegt und darauf wartet, gelesen zu werden. Unsere Wissenschaft bricht sämtliche Schlösser, lüftet alle Geheimnisse. Sie bewegen sich mit Mr. Bourdain in tiefen Wassern, ist es nicht so? Er versucht, Worte aus Ihnen herauszuzwingen. Was Mr. Bourdain angeht, so werden viele kleinere Fische gefressen, und es gibt eine Menge Blutvergießen.«
Aus dem Augenwinkel erspähte Dakota plötzlich Bourdain und seinen Handlanger; sie duckte sich und huschte schnell auf die andere Seite der schwebenden Wasserblase. Sie war sich ziemlich sicher, dass man sie noch nicht entdeckt hatte. Die Kreatur im Inneren der Blase drehte sich zu ihr um, während die Sphäre auf ihrem Weg zum Ausgang neben ihr her driftete.
Sie wusste, dass es unmöglich war, im Gesicht des Aliens menschliche Gefühle wiederzuerkennen, aber sie hatte entschieden den Eindruck, die Kreatur sehe irgendwie belustigt aus.
»Sie wissen, was mir in Bourdains Büro passiert ist?«, fragte sie. Dann beschleunigte sie ihr Tempo und fing beinahe an zu rennen. Verdutzte Blicke folgten ihr und ihrem Begleiter, als sie an den Gästen vorbeifegten. »Ist es das, was Sie mir sagen wollen? Aber wie haben Sie das in Erfahrung gebracht?«
»Ihre Annahme ist korrekt. Und noch einmal: Die Shoal wissen alles.«
»Sehen Sie, Bourdain will mich umbringen, und ich habe keine Ahnung, warum.«
»Shoal denkt darüber nach. Viel mit Flossen schlagen, viel Beißerei in tiefem Wasser. Erkundigung, Miss Merrick …«
Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, dass das Wesen ihr eine Frage stellen wollte. Im Laufen blickte sie ständig um sich, um einen etwaigen Angreifer frühzeitig zu bemerken; ohne irgendetwas, das sie notfalls als Waffe hätte benutzen können, kam sie sich unglaublich schutzlos vor. Sie musste sich beherrschen, um nicht die letzten Meter bis zum Vorraum in einem Sprint zurückzulegen; mit dem Alien, der in seiner Blase neben ihr her schwebte, erregte sie viel zu viel Aufmerksamkeit.
»Was ist?«, schnauzte sie und überlegte, ob sie nicht trotz allem einfach losrennen sollte. Bestimmt hatte Bourdain Sicherheitsteams an sämtlichen Zugängen zu den Eindockbuchten postiert. Doch noch konnte sie nichts Bedrohliches entdecken, als sie sich dem hohen Portal, durch das man die Große Halle verließ, im Sturmschritt näherte.
Aber natürlich, dachte sie ergrimmt: Wenn Bourdain sie inmitten seiner Gästeschar auf einer seiner extravaganten Partys von Sicherheitskräften ergreifen ließe, so gäbe das einen Eklat, den er nach Möglichkeit vermeiden wollte. Sie erinnerte sich, dass er erst kürzlich mit dem Gesetz in Konflikt geraten war, jedoch auf die für ihn typische skrupellose Weise dafür gesorgt hatte, dass er ungeschoren davonkam. Aber hier in der Großen Halle, in Anwesenheit so vieler Zeugen, würde er sich hüten, einen Vorfall zu
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