Shoal 01 - Lichtkrieg
anstehenden Thema. »Sie sagten mir, Sie hätten ein paar Informationen über unseren Freund Mr. Gardner.«
Kieran nickte und beugte sich vor. »Wir haben ein bisschen tiefer in seinen Machenschaften herumgestochert und herausgefunden, dass es zwischen ihm und Alexander Bourdain irgendwelche Kontakte gegeben haben könnte. Also ist nicht auszuschließen, dass er über die Zerstörung des Asteroiden mehr weiß, als er zugeben will.«
Arbenz nickte beeindruckt. Spektakuläre Bilder dieser sich in winzige Trümmerstücke auflösenden Welt waren wochenlang rund um die Uhr durch sämtliche Medien gegeistert. »Nun, das ist eine interessante Neuigkeit.«
Kieran fuhr fort: »Seit Beginn des zweiundzwanzigsten Jahrhunderts mischt seine Familie kräftig in der Bergbauindustrie mit, die die Vorkommen auf Mars und Jupiter ausbeutet. Hier ist also von wirklich altem Geld die Rede. Aber als dann die Shoal auftauchten, musste der Gardner-Clan herbe Einbußen verkraften. Die Gardners sind immer noch reich und genießen in der Geschäftswelt und im Konsortium ein hohes Ansehen, doch im Lauf der Zeit schrumpfte ihr Vermögen immer mehr zusammen. Ich glaube, dass Mr. Gardner unlängst versucht hat, seine Mittel durch Transaktionen aufzustocken, über deren Charakter er uns wohl lieber nicht aufklären wollte.«
Arbenz nickte mit dem Kopf; ihm war längst klar geworden, dass Gardners dezimierte Finanzen ihn dazu anstachelten, sich an der Entwicklung dieser neuen Kolonie zu beteiligen. Vor ein paar Jahren hatte der smarte Geschäftsmann seine mehrheitliche Teilhaberschaft an der Firma Minsk-Adler-Triebwerke verloren, nachdem man ihm schwerwiegende finanzielle Misswirtschaft hatte nachweisen können. Es hatte nicht gereicht, um ihn auf Dauer aus dem Geschäft zu werfen, doch es ermutigte ihn, Investitionen auf dem Grauen Markt zu tätigen, und dazu gehörte die Finanzierung von Missionen mit dem Ziel, Planeten zu erkunden.
Leider benötigte die Freie Demokratische Gemeinschaft Gardner mit seinen nicht unbeträchtlichen Mitteln genauso dringend, wie dieser zwielichtige Geschäftsmann die Freistaatler brauchte. Mittlerweile war die Gemeinschaft so gut wie bankrott, trotz der enormen Mineralvorkommen im Redstone-System. Schuld daran war dieser niemals endende Krieg.
»Und was genau hat er getan?«
»Er war eindeutig in den Schmuggel von verbotener, nicht von Menschen stammender Technologie verwickelt. Es gilt als wahrscheinlich, dass irgendeine Art Waffe, vermutlich ein Produkt der Shoal-Hegemonie, dazu benutzt wurde, Bourdains Rock zu zerstören.«
Arbenz wiegte nachdenklich den Kopf; nicht dass diese Eröffnung ihn sonderlich überrascht hätte. Keine konventionelle Waffe hätte Bourdains Rock so schnell pulverisieren können. Insgeheim beglückwünschte er die Person, die für diese Tat verantwortlich war; er hielt sie für einen Sieg der Vernunft. Die Kultur, die er für kurze Zeit auf der Erde kennengelernt hatte, entsprach exakt den Beschreibungen, die ihm zu Ohren gekommen waren – die Menschen waren verderbt, korrupt und moralisch degeneriert. Und selbst in diesem abartigen Klima hatte Bourdains Rock noch vor seiner endgültigen Fertigstellung den Ruf eines Sündenpfuhls erlangt.
»Also darf man wohl davon ausgehen, dass der Asteroid absichtlich zerstört wurde.« Concorrant Industries beharrte darauf, dass ein industrieller Unfall Bourdains Rock vernichtet habe.
Kieran grinste höhnisch. »Was immer Bourdain behauptet, ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand tatsächlich seine Version mit dem Unfall glaubt.«
»Das würde natürlich auch erklären, warum Gardner plötzlich so erpicht darauf war, in eine Expedition zu investieren, die ihn für eine sehr, sehr lange Zeit von der Erde fernhält«, fügte Udo hinzu.
Arbenz blickte erfreut drein. »Gute Arbeit, Udo, Kieran. Wie stehen die Dinge mit Lucas Corso?«
Udo schnaubte verächtlich durch die Nase. Er hatte nie einen Hehl daraus gemacht, wie sehr er den jungen Mann und dessen liberale Ansichten verabscheute.
Kieran übernahm das Antworten. »Es gibt bereits einen erkennbaren Fortschritt, in die Systeme des Wracks einzudringen.«
»Ich befürchte, Corso könnte Oorthaus verraten, dass sie für uns das Wrack steuern soll.«
Udo zuckte mit den Schultern. »Wir müssen bloß dafür sorgen, dass die beiden nie miteinander allein sind.«
Arbenz schüttelte den Kopf. »Das geht nicht. Irgendwann müssen sie zusammenarbeiten. Und dieser Fall tritt spätestens dann
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