Shoal 01 - Lichtkrieg
Signifikanterem?«
»Ich finde, dass wir ihr viel zu viel Kontrolle über das Schiff geben …«
»Hören Sie auf damit, Kieran«, fuhr Gregor ihm brüsk über den Mund. »Dieses Thema haben wir bis zum Überdruss durchgekaut, und die Entscheidung liegt nicht bei Ihnen.«
»Aber Sie sind der Leiter dieser Expedition«, hielt Mansell dagegen. »Das gibt Ihnen einen gewissen Handlungsspielraum, abhängig von der jeweiligen Situation.«
»Das reicht jetzt, Kieran. Es sei denn, Sie können mir stichhaltige Beweise für Ihren Verdacht vorlegen.«
Udo schwang die Beine vom Tisch und beugte sich in einer theatralischen Geste vor. »Wir haben nur Marados’ Wort, dass sie tatsächlich die Person ist, die sie vorgibt zu sein.« Mit einem energischen Kopfnicken pflichtete Kieran seinem Bruder bei.
»Wir haben mehr als nur sein Wort«, widersprach Arbenz zu Kieran gewandt. »Die Recherchen haben seine Angaben bestätigt. Wenn ich mich recht entsinne, dann haben Sie selbst ein paar Checks durchgeführt.«
»Ja, aber egal, wie man es dreht und wendet, letzten Endes erfahren wir alles, was wir über sie wissen müssen, durch Informationskanäle, die von Marados’ Firma kontrolliert werden. Denken Sie daran, dass Mesa Verde Black Rock quasi gehört. Deshalb ist das Ganze ein viel zu hohes Risiko, das wir nicht eingehen sollten.«
»Dessen bin ich mir durchaus bewusst, aber es gibt keine Alternativen – nicht im Hinblick auf unseren gegenwärtigen Zeitrahmen. Wir laufen Gefahr, dass die Shoal oder sonst irgendwer zufällig hinter unser Geheimnis kommen. Wir laufen auch Gefahr, dass die Uchidaner versuchen werden, unsere Erkundungsmission zu stören. Wenn die Shoal, die Uchidaner oder jemand anders uns Ärger machen, brauchen wir Oorthaus, damit sie die Aufgabe erledigt, für die wir sie ihrer Ansicht nach angeheuert haben. Dann ist sie nämlich unsere einzige Rettung. Wir können gar nicht auf sie verzichten. Wenn Sie Ihre Sorgen nicht plausibler begründen können, dann will ich nichts mehr davon hören. Haben Sie mich verstanden?«
Udo schwieg, aber er kniff erbost die Lippen zusammen.
»Wir halten weiterhin Augen und Ohren offen«, erklärte Kieran nach einer Weile, gewichtig mit dem Kopf nickend.
O ja, das werdet ihr, dachte Arbenz und spürte einen Anflug von Mitleid mit Oorthaus. Sollte es sich herausstellen, dass es in ihrer Geschichte Unregelmäßigkeiten gab, irgendwelche Unkorrektheiten, die den Erfolg dieser Expedition gefährden konnten, würden die Mansells keine Gnade kennen, wenn sie sich mit ihr befassten.
Selbst nach den Maßstäben einer Gesellschaft, die ihre wahlberechtigten Bürger durch das Zweikampfsystem oder den aktiven Militärdienst selektierte, war die Gewaltbereitschaft der beiden Brüder schlichtweg abstoßend. Seit die Freie Demokratische Gemeinschaft in dem langen Zermürbungskrieg mit den Uchidanern eine Schlacht nach der anderen verlor, war der Senat aufgerüttelt, und liberalere Stimmen meldeten sich zu Wort. Einige Abgeordnete, wie Senator Corso, hatten es sogar gewagt, sich öffentlich gegen das Zweikampfsystem auszusprechen.
Arbenz hatte schon vor langer Zeit den Schluss gezogen, dass die Freie Demokratische Gemeinschaft den totalen Kollaps erleiden würde, wenn er und Abigail Muller sowie weitere Mitglieder der Pro-Kriegs-Partei es nicht schafften, daheim die absolute moralische Autorität zurückzuerlangen. Und die Bergung dieses Wracks würde die Freistaatler einen Riesenschritt weiter in die angestrebte Richtung bringen. Dies konnte der alles entscheidende Punkt sein, der dazu führte, dass sich das Blatt doch noch zu ihren Gunsten wendete. Mit etwas Glück würde die Freie Demokratische Gemeinschaft mehr Macht erlangen, als ihre Gründungsmitglieder je zu träumen gewagt hatten.
Die Todesschwadronen der Mansells hatten sicherlich dazu beigetragen, dass die Aufwiegler nicht genügend Zulauf bekamen, um ihre zersetzenden Ideen realisieren zu können, aber mittlerweile waren die Brüder unvorsichtig geworden. Für ein paar ihrer letzten Gräueltaten gab es Zeugen, und Arbenz und seine Unterstützer waren noch nicht stark genug, um politisch zu überleben, falls man ihnen eine Verbindung zu der kürzlich ausgebrochenen Welle von brutalen Verhaftungen und Meuchelmorden nachweisen konnte. Aber wenigstens war er hier draußen, weit weg von der Heimat, dazu imstande, ein wachsames Auge auf die beiden Brüder zu halten.
»Na gut«, äußerte Arbenz und wechselte zum nächsten
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