Shoal 01 - Lichtkrieg
Datentopographie der Überwachungssysteme der Hyperion, damit sie weder von Kameras noch sonstigen Meldern entdeckt werden konnte. Als Nächstes schwebte sie in eine Luftschleuse und sorgte dafür, dass der Film ihres Iso-Anzugs sich verflüchtigte; sobald die Schleusenkammer sich mit Luft gefüllt hatte, riss sie sich die Tasche von der Schulter und legte eilig ihre Kleidung wieder an.
Wenige Augenblicke später hörte sie einen Klingelton, und eine Tür schwang auf. Dahinter lag ein Korridor, in dem Schilder den Weg zum Maschinenwartungssystem wiesen. Tief durchatmend, hängte sie sich die nun leere Tasche über die Schulter und trat auf den Gang hinaus.
Wider jede Vernunft hatte sie sich in die Vorstellung hineingesteigert, jemand würde dort auf sie warten. Irgendwer musste doch etwas gemerkt haben, und so schwer war es nicht, sich zusammenzureimen, was sie da tat. Aber stattdessen sah alles danach aus, als habe niemand ihr Treiben beobachtet.
Dakota drückte die Stirn gegen die kühle Metallwand, atmete tief ein und aus und zwang sich dazu, ruhiger zu werden. Sie fing an zu lachen, doch es hörte sich eher an wie ein Schluchzen. Ihre schlimmsten Ängste hatten sie eingeholt.
Kapitel Elf
Transjupiter-Raum
Gregor Arbenz studierte die Projektion, die einige Zentimeter vor seiner Nase schwebte, doch er vermochte in ihr keinerlei Sinn zu erkennen. In der Luft über dem Konferenztisch flatterten Zahlen und Dezimalpunkte wie hell leuchtendes Konfetti. Aber eines begriff er – die Projektion war der sichtbare Beweis dafür, dass der Maschinenkopf das Schiff fest unter Kontrolle hatte. Dem Senator passte das ganz und gar nicht.
Als Kieran und Udo Mansell den Raum betraten und zu den Stühlen am hinteren Ende des Tisches gingen, würdigte er die beiden Männer keines Blickes. Stattdessen fuhr er fort, angestrengt auf das Display zu starren, in der Annahme, er könne die äußerst komplexen Systeme der Hyperion besser verstehen, wenn er nur lang genug hinglotzte.
Doch in Wahrheit kreisten seine Gedanken um ganz andere Dinge.
Als Udo sich hinsetzte, legte er in der für ihn typischen unverschämten Weise die Füße auf die Tischplatte. Wäre Kieran nicht gewesen, der auf seinen Bruder einen gewissen Einfluss ausübte und ihn in seiner Rücksichtslosigkeit immer noch bremsen konnte, hätte Arbenz schon vor Jahren einen Weg gefunden, um Udo in irgendeinem Zweikampf aus dem Weg räumen zu lassen. Der Mann war unberechenbar, jähzornig und neigte zu irrationalen Wutausbrüchen.
Sein Bruder Kieran hingegen war ruhig, besonnen und bei Weitem der Gefährlichere von beiden. Er saß da mit auf der Tischplatte gefalteten Händen, um den Mund die Andeutung eines wissenden Lächelns. Dieses Lächeln schien auf eine Gemeinsamkeit zwischen Kieran und dem Senator hinzuweisen, eine ähnliche Weltanschauung, gewachsen aus Erfahrung; an ihren Händen klebte das Blut aus ehrenhaften Kämpfen, und jeder von ihnen sah sich gezwungen, sich aus pragmatischen Gründen mit Idioten abzugeben. Kieran warf Udo einen Blick zu, ehe er sich mit einem Achselzucken an den Senator wandte, als wolle er damit ausdrücken: Da kann man halt nichts machen.
Arbenz musste sich zusammenreißen, um sich seine Verachtung nicht anmerken zu lassen. Er konnte nicht wissen, ob nicht einer der Brüder heimlich für die anderen Mitglieder der ProKrieg-Partei daheim auf Redstone spionierte. Senatorin Abigail Muller zum Beispiel focht seine Führungsrolle an und hatte öffentlich bekundet, dass sie mit der Methode, wie er die Bergung des Wracks organisierte, nicht einverstanden sei.
Es war nur eine Frage der Zeit, wann Senatorin Muller einen tödlichen Unfall erleiden würde, doch diese Inszenierung würde er sich für später aufsparen. Zuerst wollte er an Bord eines funktionstüchtigen Sternenschiffs seine triumphale Rückkehr nach Redstone genießen.
»Diese Frau – Oorthaus – macht mir Sorgen«, verlautbarte Kieran in seiner abgehackten Sprechweise. »Irgendwas stimmt nicht mit ihr.«
Gregor schüttelte den Kopf und wedelte mit der Hand, ehe er das Display abschaltete. »Das ist alles? War das Ihr Bericht?«
Kieran funkelte ihn wütend an. »Ich weiß nichts Konkretes, aber sie verbirgt etwas vor uns. Da bin ich mir absolut sicher.«
»Wieder eines Ihrer ›Bauchgefühle‹, Kieran? Sie ist ein Maschinenkopf, das dürfen Sie nicht vergessen. Natürlich verbirgt sie etwas vor uns. Das ist eine Frage des Selbstschutzes. Oder sprechen Sie von etwas
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