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Shoal 01 - Lichtkrieg

Shoal 01 - Lichtkrieg

Titel: Shoal 01 - Lichtkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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überwechseln, bis Bourdain entweder seine Jagd auf sie einstellte oder einfach das Interesse an ihr verlor. Es war das schlimmste Szenarium, das sie sich vorstellen konnte – und obendrein würde sie sich die Feindschaft der Freistaatler zuziehen –, aber wenn die Dinge wirklich so schlimm standen, wie sie befürchtete, blieb ihr vermutlich gar keine andere Wahl.
    Sie erlebte einen heftigen Anfall von Paranoia. In ihrem Kopf überschlugen sich die abwegigsten Gedanken. Der Alien hatte ihr die Figur gegeben, während sie sich noch auf Bourdains Rock befunden hatte. War es möglich, dass die Figur eine Art Peilsender enthielt, der Bourdain ihren jeweiligen Aufenthaltsort verriet?
    Nein, das ist zu weit hergeholt, dachte sie und schüttelte den Kopf. Die Vorstellung, dass ein Alien sich in irgendeiner Weise mit Bourdain verbündete, war schlichtweg absurd. Und dennoch …
    Plötzlich fiel ihr wieder ein, dass sie auf der Brücke der Hyperion einen Imager gesehen hatte.
    Falls etwas im Inneren der Figur versteckt war, wäre dies der beste Weg, um es herauszufinden. Die einfachste Lösung wäre gewesen, das Ding zu zerstören oder sich seiner zu entledigen, doch sie wurde das quälende Gefühl nicht los, dass dieses Objekt ungeheuer wichtig war.
    Sie verwünschte ihre eigene Dummheit, weil sie nicht schon früher an einen Imager-Scan gedacht hatte. Und solange sie sich damit beschäftigte, wäre sie zumindest für eine Weile abgelenkt; sie sah ein, dass es sinnlos wäre, sich unentwegt den Kopf darüber zu zerbrechen, was genau auf Mesa Verde passiert war. Im Laufe der Zeit würde sie mit Sicherheit Näheres erfahren, und dann konnte sie immer noch ihr weiteres Vorgehen planen.
    Sie verließ ihr Quartier und trat auf den dahinterliegenden Korridor, das Figürchen sicher in einer Jackentasche verwahrt.

Kapitel Zwölf
    Kolonie Redstone
    Konsortium-Standardzeit: 01.06.2538
    3 Tage vor dem Port-Gabriel-Zwischenfall
    Dakota wurde aus dem Schlaf gerissen, als die Sirene zum ersten Mal losheulte wie Satans ureigenster Wecker und zum Dienstantritt rief. Sie purzelte aus ihrem Bett – hinter ihr murmelte Severn, der gerade erst anfing, sich zu rühren, etwas Unverständliches – und sank unter dem Fenster auf die Knie; mit beiden Händen hielt sie sich den Kopf, bis die Schmerzen langsam abflauten. Gleichzeitig verflogen die letzten Fragmente ihres Traums.
    Häufige Migräneattacken waren ein besorgniserregendes Symptom. Die Schmerzen konnten noch viel stärker werden, und manchmal blieb einem Maschinenkopf nichts anderes übrig, als die Implantate restlos entfernen zu lassen. Aber ein Leben ohne ihren Ghost konnte sie sich einfach nicht vorstellen.
    Endlich, nachdem die Schmerzen völlig abgeebbt waren, stand Dakota auf und legte die Stirn gegen die eiskalte Fensterscheibe. Sie starrte hinaus auf den Platz, wo in der vergangenen Nacht die Konfrontation zwischen den beiden Männern stattgefunden hatte. Doch der frisch gefallene Schnee hatte sämtliche Spuren dieses Ereignisses überdeckt.
    Dann ertönte der zweite Sirenenton, und nun schnellte auch Severn mit einem überraschten Schnarcher in die Höhe.
    Keine zwanzig Minuten später spürte Dakota einen neuen stechenden Schmerz in ihrer Schläfe, als sie und Severn unterwegs zum Messesaal waren. Es fühlte sich an, als ob winzige, Feuer spuckende Drachen durch ihren Schädel tobten, doch gleich darauf war der Spuk auch schon wieder vorbei.
    »Scheiße. Dak, was hast du?« Severn legte eine Hand auf ihre Schulter, als sie sich mit dem Kopf gegen eine Wand lehnte.
    »Ich … ich weiß auch nicht, was los ist, Chris. Ich glaube, ich sollte mich untersuchen lassen.«
    Er bot ihr an, sie zu den medizinischen Labors zu begleiten, aber sie winkte ab, weil sie auf einmal das Bedürfnis hatte, allein zu sein. Wegen der für diesen Morgen geplanten Mission waren ihre Nerven ohnehin schon zum Zerreißen gespannt, und auf ein Frühstück hatte sie keinen Appetit.
    »Klingt mir ganz nach der üblichen durch Schaltkreise hervorgerufenen Migräne.«
    Der Arzt war ein junger Mann mit dunklem krausem Haar. Ihr Ghost informierte sie, dass er O’Neill hieß. Sie lag in einer Vorrichtung, die aussah wie Hieronymus Boschs Auffassung von einem Zahnarztstuhl, und starrte an der runden Plastikapparatur des Scanners vorbei gegen die Zimmerdecke. Der Behandlungsstuhl war so weit nach hinten gekippt, dass sie befürchtet hätte, sie könnte hinunterrutschen und mit dem Kopf zuerst auf den Boden

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