Shoal 01 - Lichtkrieg
buchstäblich eine Gefangene auf diesem Schiff bin, und dann wundern Sie sich über meine Reaktion?«
»Miss Oorthaus, Sie sind keineswegs eine Gefangene«, wandte Arbenz milde ein; er legte seine Gabel hin und lehnte sich zurück.
»Warum hat Kieran Mansell mich dann aufgehalten, als ich zu den Luftschleusen gehen wollte, und mir erklärt, ich dürfe das Schiff nicht verlassen?«
Gardner wischte sich den Mund mit einer Stoffserviette ab und schob seinen Teller zur Seite. »Hören Sie …«
»Nein, das ist schon in Ordnung«, schnitt Arbenz ihm das Wort ab, Dakota scharf ins Auge fassend. »Sie können sich durchaus frei bewegen – aber nicht allein. Ich bestehe auf einer Begleitung.«
Gardner lief rot an. »Senator …«
»Nein, Mr. Gardner. Wir erregen noch mehr Aufmerksamkeit, wenn wir uns im Schiff einbunkern. Gibt es außer Ihnen hier noch andere Maschinenköpfe, Mala?«
»Ja.«
»Wissen Sie es, weil Sie diese sogar aus der Entfernung wahrnehmen können – und es umgekehrt genauso ist? Ihresgleichen sind in der Lage, Sie aufzuspüren? So ist es doch, oder?«
Gardner blickte verdattert drein.
»Jeder, der neugierig ist, ob wir einen Maschinenkopf an Bord haben, ist also bereits im Bilde, nehme ich an. Unser Geheimnis ist längst gelüftet, Mr. Gardner.«
Doch Gardner blieb skeptisch. »Trotzdem halte ich das Risiko für zu hoch. Wir sollten auf Nummer sicher gehen.«
»Es kann nur gefährlich werden, wenn sie allein loszieht.« Arbenz wandte sich wieder an Dakota. »Ja, Sie dürfen von Bord gehen, aber nur in Kierans Begleitung. Wir alle, jeder Einzelne von uns, unterliegt strengen Regeln, was das Verlassen dieses Schiffs betrifft. Auch ich habe hier gewisse Dinge zu erledigen.«
»Ich akzeptiere Udo, auf gar keinen Fall Kieran«, beharrte sie.
Arbenz starrte sie mehrere Sekunden lang an. »Gibt es einen Grund, weshalb Sie Udo bevorzugen?«
»Er ist nicht ganz so hässlich. Obwohl der Unterschied sehr gering ist.«
»Ich gestehe, es überrascht mich ein wenig, dass Sie ausgerechnet Udo als Ihre Eskorte wählen.«
»Und warum wundert Sie das?«, entgegnete Dakota.
»Na ja, ich habe gehört, was auf der Brücke passiert ist.«
»Ich kann mich nicht erinnern, dass sich jemand bei mir entschuldigt hätte.«
Gardner beugte sich vor. »Falls Sie mit dem Gedanken spielen, sich an ihm zu rächen, weil er sie attackiert hat, dann rate ich Ihnen, sich zu beherrschen. Es steht Ihnen nicht zu …«
Arbenz hob eine Hand, um Gardner zum Schweigen zu bringen; ein belustigtes Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln. Er findet das Ganze komisch, dachte Dakota. Allein die Vorstellung, Udo könnte von einem mageren kleinen Mädchen angegriffen werden, erzeugte bei ihm Heiterkeit.
»Ganz recht, es steht ihr wirklich nicht zu, sich an wem auch immer für vermeintliches oder tatsächlich erlittenes Unrecht zu revanchieren«, pflichtete Arbenz Gardner bei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. »Aber es wäre angenehm, Udo ein Weilchen nicht an Bord zu haben. In diesem Punkt stimmen Sie mir doch sicher zu.«
Gardner schaute drein, als hätte man ihn bei etwas Verbotenem ertappt. »Was gedenken Sie in Ascension überhaupt zu tun, Mala?«, wollte er wissen.
»Ich möchte einen guten alten Freund besuchen. Auch einen Maschinenkopf. Wenn ich mich überhaupt nicht bei ihm blicken lasse, wird er sich wundern und sich automatisch fragen, warum ich die Hyperion niemals verlasse. In Anbetracht der Tatsache, dass die Fregatte den Freistaatlern gehört«, fuhr sie mit einem Achselzucken fort, »würde jeder Maschinenkopf in Ascension daraus den Schluss ziehen, dass ich hier gefangen gehalten werde. Das ist doch nur logisch, oder nicht?«
Sie setzte ihren Willen durch.
Unverzüglich kehrte Dakota zu den im Heck liegenden Luftschleusen zurück. Die Fregatte war so konstruiert worden, dass sie in einem Kernschiff transportiert werden konnte; unter der Luftschleuse ragte eine breite Rampe hervor, damit Passagiere einfach zu Fuß von Bord gehen konnten, um draußen die frische Brise auf der Haut zu spüren.
Es war, als stünde man in einem überdachten Canyon von der Größe eines ganzen Kontinents. Als Dakota nach oben blickte, sah sie, dass die äußere Kruste des Kernschiffs an der Innenseite mit Fusionskuppeln gesprenkelt war. Mehrere Dutzend Meter unter Dakotas derzeitigem Standort erstreckte sich eine Wiese bis zu den Vororten von Ascension, eine großflächig ausgedehnte Metropole, die die Hälfte des Raums einnahm,
Weitere Kostenlose Bücher