Shoal 01 - Lichtkrieg
Tresen und den beleuchteten Käfigen an einer hinteren Wand, in denen sich mehr tierische als menschliche Gestalten regten und jaulende Laute von sich gaben. In den schattigen Nischen, die in den Mauern eingelassen waren, saßen Männer und Frauen; wenn sie gelegentlich die Köpfe drehten, fiel ein Lichtschimmer auf ihre schweißglänzenden Gesichter. Dakota brauchte sich gar nicht umzuschauen; sie konnte deutlich spüren, dass sowohl Corso als auch Udo dicht hinter ihr blieben.
Dakota merkte einen leichten Druck gegen ihren Oberschenkel. Udo drängte sich so eng an sie heran, dass das Messer, das plötzlich in seiner Hand erschien, kaum zu sehen war.
»Es gibt tausend Wege, um Sie hier auf der Stelle zu töten, und keiner würde auch nur das Geringste bemerken«, zischte er ihr ins Ohr. »Und jetzt verraten Sie mir, was Sie vorhaben.«
»Ich weiß, dass Sie nur wegen der Mogs hierhergekommen sind«, erwiderte Dakota. Vor Anspannung klang ihre Stimme gepresst. »Über Ihre perversen Neigungen bin ich im Bilde. Ich will wissen, wohin die Hyperion fliegt und was mich erwartet, wenn wir am Ziel angekommen sind.«
Der Druck gegen ihren Schenkel verstärkte sich. Sie stellte sich vor, wie sich die scharfe Klinge durch ihre Muskeln und Sehnen fraß. Mit der freien Hand packte Udo ihre Schulter; es fühlte sich an, als umklammere sie ein Schraubstock.
»Und im Gegenzug halten Sie den Mund? Wollen Sie mit mir handeln? Na schön, von mir aus … aber ich denke, zuerst sollten wir uns irgendwo einen Platz suchen und uns hinsetzen.« Udo bugsierte sie zu einem leeren Alkoven. Corso folgte ihnen mit bestürzter Miene.
Severn befand sich ganz in ihrer Nähe. Als Dakota sich auf die Sitzbank niederließ, konnte sie seine unmittelbare Gegenwart spüren. Sie blickte sich um und erspähte ihn auch sofort; er stand hinter dem Tresen, nur wenige Meter von ihr entfernt. Die muskulösen Arme hatte er vor der Brust verschränkt, und seinem verhaltenen Schmunzeln nach zu urteilen schien er sich köstlich zu amüsieren. Er legte den Kopf schräg und lupfte die Augenbrauen, als wolle er eine Frage stellen. Dakota reagierte mit einem Kopfschütteln. Noch nicht.
Seit ihrer letzten Begegnung, ein paar Jahre nach dem Port-Gabriel-Zwischenfall, hatte Severn sich noch mehr Tätowierungen zugelegt. Nun zogen sie sich seine Schultern hoch und quer über die Brust, wo sie unter dem Hemd deutlich zu sehen waren; selbst sein Hals verschwand unter diesen komplexen Mustern.
Im Gegensatz zu vielen anderen ihrer Art machte Severn kein Geheimnis daraus, dass er ein Maschinenkopf war. Sein Schädel war immer noch kahl geschoren, und die Haut an seinem Hinterkopf war über und über mit Diagrammen tätowiert, welche die Technik widerspiegelten, die sich unter der Fleisch- und Knochenschicht verbarg.
Weder an der Struktur seines Schädels noch an seinem Gesicht waren irgendwelche Auffälligkeiten zu entdecken; nur das geschulte Auge eines Experten hätte die Spuren der plastischen Chirurgie bemerkt, die man an ihm vorgenommen hatte, nachdem er versucht hatte, sich selbst zu erschießen; Dakota erinnerte sich nur allzu lebhaft an das Desaster – schließlich war sie bei diesem entsetzlichen Vorfall dabei gewesen.
Doch trotz seiner bizarren Persönlichkeit gab es mit Ausnahme einer sehr exklusiven Klientel nur sehr wenige Menschen, die jemals von ihm gehört hatten, geschweige denn ihn kannten.
Corso setzte sich Dakota und Udo in der Nische gegenüber und hielt sich mit beiden Händen an der Tischplatte fest. »Könntet ihr mich vielleicht einweihen, was hier los ist?«, fragte er mit schlecht verhohlener Nervosität.
Dakota schenkte ihm keine Beachtung, sondern wandte sich eindringlich an Udo. »Udo, hören Sie mir gut zu. Ich kenne den Mann, der dieses Lokal leitet. Er ist ein Maschinenkopf, so wie ich. Wir passen aufeinander auf, bei unseresgleichen ist das so üblich. Und falls mir etwas zustößt, dann werden Sie diesen Ort nicht lebend verlassen, das garantiere ich Ihnen.«
Udo sah zum Tresen hinüber und fing Severns Blick auf. Der Barbesitzer fixierte Udo und drehte den Kopf langsam hin und her.
Dakota fragte sich, ob sie vielleicht zu weit gegangen war und den Freistaatler in einer Art und Weise provoziert hatte, die ihr letztlich zum Nachteil gereichte. Sie beschloss fortzufahren. »Udo, was Sie privat tun oder lassen, ist mir scheißegal. Aber Sie und der Rest der Leute von der Hyperion sind nicht gerade groß darin, ihre persönlichen
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