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Shoal 01 - Lichtkrieg

Shoal 01 - Lichtkrieg

Titel: Shoal 01 - Lichtkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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demonstrativ ignorierend. »Wir beide sind weit weg von daheim, und wir haben eine Menge Zeit zur Verfügung. Was halten Sie davon, wenn ich für Sie den Fremdenführer spiele?«
    Und als Gegenleistung können Sie mir vielleicht ein paar Fragen beantworten.
    Dakota sorgte dafür, dass sie ständig die Führung übernahm; rücksichtslos schob sie sich an Udo vorbei, der fortfuhr, die anderen Passanten mit drohenden Blicken einzuschüchtern. Sie versuchte, das mulmige Gefühl zu verdrängen, dass sich in ihr ausbreitete, seit sie zu dem Schluss gelangt war, eine Flucht böte ihr die beste Überlebenschance. Aber sie machte sich keine Illusionen, dass es leicht sein würde, dem Zugriff der Freistaatler zu entkommen; nach wie vor konnte so vieles schiefgehen.
    Sie lotste sie von der Chondrite Avenue weg und die Yolande Street hinunter, eine schmale Gasse zwischen von Einschusslöchern übersäten, pockennarbigen Mauern. Flaggen hingen aus Fenstern und von Balkonen, um zu bekunden, dass man General Peralta Gefolgschaft schwor; einige der Fahnen waren so lang, dass sie in den Schlamm eintauchten, der sich am Grund des Durchlasses sammelte. Fliegen und der Gestank von vergammeltem Essen erfüllten die Luft. Dakota rechnete jeden Moment damit, dass Udo die Hand nach ihr ausstrecken und sie zurückhalten würde; sie musste sich beherrschen, um nicht ihrem Impuls nachzugeben, sich nach ihm umzuschauen und festzustellen, welche Miene er trug.
    Doch sie wagte es nicht, ihn womöglich zu provozieren. Noch nicht. Stattdessen marschierte sie weiter, beflügelt von dem Adrenalin, das durch ihre Adern pumpte. Mittlerweile musste er gemerkt haben, wohin sie sie führte.
    Jählings weitete sich die Gasse und wurde ruhiger. Sie endete vor einer Tür, die in eine Mauer eingelassen war. Weder rechts noch links gab es irgendeine Ausweichmöglichkeit. Die Pforte war schlicht, unauffällig und ohne irgendeine Beschriftung oder Markierung. Wie üblich, standen davor mehrere bewaffnete Männer, die Peraltas Farben trugen – in Form von fest um ihren Bizeps geknoteten Tüchern.
    Endlich spürte sie Udos Hand, die sich schwer auf ihre Schulter legte. Und nun blieb ihr gar nichts anderes übrig, als sich zu ihm umzudrehen und ihn anzuschauen.
    »Halt!«, zischte er. »Bis hierhin und nicht weiter. Auf gar keinen Fall gehen wir da rein.« Mit einem Kopfnicken deutete er auf den bewachten Eingang.
    »Wohin gehen wir nicht?« Dakota mimte die Ahnungslose.
    Einen Moment lang befürchtete sie, Udo könne sie schlagen; er zitterte vor schlecht unterdrückter Wut, und als er dann sprach, musste er sich sichtlich bemühen, nicht auszurasten. »Wir werden jetzt kehrtmachen und …«
    »Nein, Udo. Ich weiß alles über Sie. Und fragen Sie nicht, woher ich meine Informationen habe. Sparen Sie sich den Atem, denn von mir kriegen Sie ohnehin keine Antwort.«
    »Ich warne Sie …«
    »Aber Sie werden mir nichts antun, oder? Ich weiß, dass Sie mich nicht nur brauchen, um Ihr Schiff zu navigieren. Es steckt noch viel mehr dahinter, warum Sie ausgerechnet mich, einen Maschinenkopf, als Pilotin angeheuert haben. In Ihrer Dummheit und Arroganz haben Sie sich selbst verraten. Wenn du nur wüsstest. Vielleicht wäre es an der Zeit, dich aufzuklären …‹ So lauteten Ihre Worte, als Sie auf der Brücke über mich herfielen. Erinnern Sie sich?« Sie beugte sich ihm entgegen und ergötzte sich an seinem erschrockenen Gesichtsausdruck. »Das heißt, dass Sie es sich gar nicht leisten können, mir ernsthaft zu schaden.«
    Sie drehte sich um und steuerte auf die Tür zu.
    »Stopp …«
    Udo griff nach ihr. Die Wachen vor dem Eingang waren aufmerksam geworden und gingen in Kampfstellung. Dakota sandte ein Stoßgebet gen Himmel, Udo möge nicht ganz so stupide sein, wie er sich manchmal anstellte. Hinter der verschlossenen Tür wummerte laute Musik.
    Den Blick auf die Wachen geheftet, zog er die Hand zurück; in seiner Miene spiegelten sich Hass und Verachtung wider.
    Einer der Männer, ein Muskelprotz mit kahl geschorenem Kopf, nickte zufrieden und zog die Tür auf. Die Musik schraubte sich in ohrenbetäubende Höhen.
    »Severn erwartet Sie schon«, brüllte der Kerl Dakota ins Ohr; doch in dem infernalischen Getöse konnte sie ihn kaum verstehen.
    »Ich weiß«, schrie sie zurück und trat durch die Tür.
    Severns Bar war im Krieg nicht zerstört worden, und unter Peraltas Schutz konnte sie prosperieren. Drinnen herrschte Düsternis, bis auf die Lichter über dem

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