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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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mindestens fünfzig Tonnen wiegen. Belagerungsgeschütze? Sicherlich könnten die die äußeren Mauern zerschmettern, aber die Kanonen drinnen könnten das verhindern. Es müßte ungeheuer schwierig sein, sie dort hinaufzubringen, und es gibt auch nirgends einen höhergelegenen Punkt, von dem man Feuerbrände in die Festung hineinschleudern könnte. Aber selbst wenn man hier Belagerungskanonen aufstellen könnte und gegen die zweite Mauer richtete – man konnte ihnen kaum etwas anhaben. Sie könnten zwar das zweite Tor nehmen, aber was wäre damit gewonnen? Wie sollte man über den Wallgraben hinwegsetzen? Die Festung muß uneinnehmbar sein – falls im Inneren genug Soldaten stehen. Wie viele Bewohner der Stadt könnten drinnen Zuflucht finden?
    Daneben wirkt der Londoner Tower wie ein kleiner Schweinekoben! Ganz Hampton-Court würde ja hier in eine Ecke passen!
    Am zweiten Tor wurden die Papiere wieder auf höchst zeremonielle Weise geprüft. Hinter ihm bog die Straße nach links ab und mündete in eine von schwerbefestigten Häusern hinter leicht zu verteidigenden größeren und kleineren Mauern gesäumte Allee ein, die wiederum in ein Labyrinth von Treppen und Gassen überging. Abermals gelangten sie vor ein Tor, wieder wurden die Papiere überprüft, wieder ein Fallgitter und ein neuer mächtiger Wallgraben, und wieder drehte und wand sich der Weg, bis Blackthorne sich in dem bewußt angelegten Wirrwarr überhaupt nicht mehr zurechtfand. Und die ganze Zeit über starrten unzählige Graue von Böschungen und Wällen und Zinnen und Brustwehren und Bastionen auf sie herab. Andere standen Wache, marschierten, exerzierten oder versorgten Pferde in offenen Stallungen.
    Er verfluchte sich, nicht mehr aus Rodrigues herausgeholt zu haben. Abgesehen von der Information über den Taikō und die zum Katholizismus Bekehrten – an sich ja schon überwältigend genug – war Rodrigues verschlossen gewesen, verschwiegen, wie ein Mann es sein sollte.
    Konzentriere dich! Halt nach irgendwelchen Anhaltspunkten Ausschau! Was ist so besonders an dieser Burg? Daß sie so riesengroß ist? Nein, etwas anderes. Aber was?
    Stehen die Grauen den Braunen feindselig gegenüber? Ich kann es nicht sagen, sie sind alle so ernst.
    Blackthorne beobachtete sie mit höchster Aufmerksamkeit, wandte seinen Blick Einzelheiten zu. Linkerhand erstreckte sich ein sorgsam gepflegter farbenfroher Garten mit kleinen Brücken und einem kleinen Bach. Hier standen die Mauern dichter beisammen, wurden die Straßen enger. Sie näherten sich dem Hauptturm. Leute aus der Stadt waren keine zu sehen, dafür Hunderte von Dienern – und: Es gibt nirgendwo Gewehre! Das ist es, was hier so anders ist. Du hast nicht eine einzige Muskete zu Gesicht bekommen. Nicht eine!
    Guter Gott im Himmel, keine Muskete – und folglich natürlich auch keine Belagerungsgeschütze. – Wenn man moderne Waffen hätte und die Verteidiger keine, könnte man dann die Mauern zusammenschießen, die Tore zerschmettern, Feuerbälle auf die Burg niederprasseln lassen, sie in Brand setzen und dann erstürmen? Man würde trotzdem nicht über den ersten Wallgraben hinüberkommen! Mit Belagerungsgeschützen könnte man den Verteidigern das Leben sauer machen – trotzdem könnten sie eine Ewigkeit durchhalten –, sofern die Besatzung entschlossen und zahlreich genug war, ausreichend Vorräte besaß, genug Wasser und Munition!
    Im Geist ersann er einen Plan, als die Sänfte stehenblieb. Hiro-matsu wurde niedergesetzt. Sie befanden sich in einer engen Sackgasse. Ein hohes, eisenbewehrtes Tor aus dicken Holzbohlen war in die sechs Meter hohe Mauer eingelassen, die mit den Außenwerken des schwerbefestigten Kernstücks der ganzen Anlage verschmolz, vom Hauptturm aber immer noch weit entfernt war. Im Gegensatz zu den anderen Toren wurde dieses hier von Braunen bewacht, den einzigen, die Blackthorne bislang in der Burg gesehen hatte. Es war unschwer zu erkennen, daß sie überglücklich waren, Hiro-matsu zu sehen.
    Die Grauen machten kehrt und zogen sich zurück. Blackthorne bemerkte die feindseligen Blicke, die sie von den Braunen erhielten.
    Also sind sie Feinde!
    Das Tor schwenkte auf, und er folgte dem alten Mann ins Innere. Allein. Die anderen Samurai blieben draußen.
    Der Innenhof wurde von weiteren Braunen bewacht, desgleichen der Garten dahinter. Sie durchquerten diesen Garten und betraten die Festung. Hiro-matsu schüttelte die Riemensandalen von den Füßen, und Blackthorne tat

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