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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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desgleichen. Der Gang drinnen war üppig mit Tatamis ausgelegt, den gleichen Rohrmatten, die so sauber und angenehm unter den Füßen waren und in fast allen Häusern auslagen. Schon früher war Blackthorne aufgefallen, daß sie alle gleich groß waren, etwa zwei mal drei Meter. Sind nicht alle Räume, die ich bisher betreten habe, entweder quadratisch oder rechteckig gewesen? Selbstverständlich! Das bedeutet, daß sämtliche Häuser – alle Räume – so gebaut sind, daß eine ganz bestimmte Anzahl von Matten hineinpaßt. Sie weisen also alle ein Standardmaß auf. Wie außerordentlich merkwürdig!
    Sie stiegen gewundene, leicht zu verteidigende Treppen hinauf, gingen weitere Gänge entlang und dann wieder Treppen hinauf. Auch hier waren viele Wachen – sämtlich in braunen Kimonos. Sonnenstrahlenbündel warfen verworrene Muster durch die Schießscharten. Blackthorne erkannte, daß sie sich jetzt hoch über den drei großen Umfassungsmauern befanden. Die Stadt und der Hafen unten bildeten ein schachbrettartiges Muster.
    Der Gang führte im rechten Winkel um die Ecke und endete fünfzig Schritt weiter.
    Dicht gedrängte Samurai, allen voran ein junger Offizier, schützten die letzte Tür – jeder hatte die Rechte auf dem Schwertgriff, die Linke an der Scheide; reglos und bereit loszuschlagen, standen sie da und starrten den beiden näherkommenden Männern entgegen.
    Hiro-matsu war ob ihrer Bereitschaft offensichtlich erleichtert. Er persönlich hatte diese Wachen ausgesucht. Er haßte die Burg und dachte abermals, wie gefährlich es für Toranaga war, sich in die Höhle des Löwen zu wagen. Kaum, daß er gestern gelandet, war er zu Toranaga geeilt, um ihm zu berichten, was geschehen war, und um zu erfahren, ob sich während seiner Abwesenheit irgend etwas Unvorhergesehenes ereignet hätte. Aber noch war alles ruhig, wiewohl ihre Spione von gefährlichen Truppenansammlungen im Norden und im Osten zu berichten wußten und daß ihre Hauptverbündeten, die Regenten Onoshi und Kiyama, die bedeutendsten der christlichen Daimyos, im Begriff stünden, zu Ishido überzugehen. Er hatte die Wache ausgewechselt, eine neue Parole ausgegeben und Toranaga abermals, freilich vergebens, gebeten fortzugehen.
    Zehn Schritt vor dem Offizier blieb er stehen.

11. Kapitel
    Yoshi Naga, der Wachoffizier, war ein gefährlicher und listiger junger Mann von siebzehn Jahren. »Guten Morgen, Euer Gnaden! Willkommen daheim!«
    »Danke. Herr Toranaga erwartet mich.«
    »Jawohl.« Selbst wenn Hiro-matsu nicht erwartet worden wäre, hätte Naga ihn dennoch vorgelassen. Toda Hiro-matsu gehörte zu den drei Männern auf der Welt, die Tag und Nacht bei Toranaga Zutritt hatten.
    »Durchsucht den Barbaren«, sagte Naga. Er war Toranagas fünfter Sohn von einer seiner Nebengattinnen und bewunderte seinen Vater grenzenlos.
    Gelassen unterzog Blackthorne sich der Durchsuchung, denn ihm war klar, was sie tun mußten.
    Naga gab dem Rest seiner Leute einen Wink, und sie traten beiseite. Die dickwandige Tür öffnete er selbst.
    Hiro-matsu betrat die riesige Audienzhalle. Gleich nach Überschreiten der Schwelle kniete er nieder, legte seine Schwerter vor sich hin, setzte die Hände flach auf den Boden, senkte den Kopf, so tief es ging, und verharrte in dieser unterwürfigen Stellung.
    Naga gab Blackthorne zu verstehen, er solle seinem Beispiel folgen.
    Blackthorne trat ein. Der Saal maß vierzig Schritt im Geviert und zehn in der Höhe; die Tatamis waren von der besten Qualität, vier Finger dick und makellos. Die hintere Wand wies zwei Türen auf. In der Nähe der niedrigen Plattform stand in einer Wandnische eine kleine Tonvase mit einem einzelnen, voll erblühten Kirschblütenzweig, der den Raum mit Duft und Farbe erfüllte.
    Beide Türen waren bewacht. Zehn Schritt von der Estrade entfernt, rings um sie herum, saßen mit untergeschlagenen Beinen zwanzig weitere Samurai und schauten nach außen, hatten also das Gesicht den Wänden zugekehrt. Toranaga saß auf einem einzelnen Kissen mitten auf der Estrade. Er war dabei, die gebrochene Schwungfeder eines verkappten Jagdfalken zu richten und ging dabei so feinfühlig vor wie ein Elfenbeinschnitzer.
    Weder er noch irgend jemand sonst im Raum ließ erkennen, daß man die Anwesenheit Hiro-matsus oder den nähertretenden und neben dem alten Mann stehenbleibenden Blackthorne wahrgenommen hätte. Blackthorne verneigte sich nun, wie Rodrigues es ihn gelehrt hatte, holte dann tief Atem, setzte sich mit

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