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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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fort: »Allein in Kyushu leben drei bis vier Millionen Menschen – und alle werden sie bald katholisch sein. Auf den Inseln leben rund weitere zwanzig Millionen, und bald …«
    »Das ist unmöglich!« entfuhr es Blackthorne, ärgerte sich jedoch sogleich, den Fluß der Information unterbrochen zu haben.
    »Warum sollte ich lügen? Vor zehn Jahren gab es hier eine Volkszählung. Nach Pater Alvito wurde sie auf Anordnung des Taikō vorgenommen.« Rodrigues' Augen glänzten fiebrig, und jetzt floß ihm wahrhaftig der Mund über. »Das ist mehr als die Bevölkerung von Portugal, Spanien, Frankreich, der spanischen Niederlande und England zusammengenommen; man könnte fast die gesamte Bevölkerung des Heiligen Römischen Reiches noch dazurechnen, um auf eine ähnliche Zahl zu kommen.«
    Herrgott, dachte Blackthorne. Ganz England hat nicht mehr als drei Millionen Einwohner, Wales eingeschlossen. Wenn es so viele Japaner gibt, wie dann mit ihnen fertig werden? Dann bedeutet das, daß sie mühelos eine Armee aufstellen können, die größer wäre als unsere gesamte Bevölkerung. Und wenn sie alle so wild und bedenkenlos sind wie diejenigen, die ich gesehen habe, dann wären sie unschlagbar. Und wenn sie schon zum Teil katholisch und die Jesuiten hier stark vertreten sind, dann wird ihre Zahl immer größer werden, und es gibt keinen, der so fanatisch ist wie ein frisch Bekehrter – welche Chancen haben wir und die Holländer dann in Asien?
    »Wenn Ihr glaubt, das wäre viel«, sagte Rodrigues gerade, »dann wartet, bis Ihr nach China kommt. Dort leben nur Gelbe – alle mit schwarzem Haar und schwarzen Augen. Ach, Ingeles, ich sag' Euch, Ihr habt noch so viel zu lernen. Ich war vergangenes Jahr in Kanton, bei den Seidenverkäufen. Kanton ist eine mauerbewehrte Stadt in Südchina. Sie liegt am Perlfluß, nördlich von Macao. Allein innerhalb dieser Stadt leben eine Million hundefressende Heiden. China hat mehr Menschen als der Rest der Welt zusammen!« Rodrigues wurde von einem überwältigenden Schmerz geschüttelt, und seine unversehrte Hand legte sich auf seinen Leib. »Ist irgendwo Blut aus mir rausgelaufen? Irgendwo?«
    »Nein, ich hab' nachgesehen. Es sind nur Euer Bein und die Schulter. Innerlich seid Ihr nicht verletzt, Rodrigues – zumindest glaub' ich das nicht.«
    »Wie schlimm sieht es mit dem Bein wirklich aus?«
    »Das Seewasser hat die Wunde gewaschen und gereinigt. Der Bruch war sauber, und die Wunde ist im Augenblick auch sauber.«
    »Gut. Ja. Von China und Kanton sprachen wir. Vielleicht hab' ich schon zuviel erzählt. Wir haben Zeit genug, darüber zu reden.«
    Blackthorne sah, wie die unversehrte Hand des Portugiesen mit dem versiegelten Päckchen spielte, und er dachte abermals darüber nach, was für eine Bewandtnis es damit wohl haben mochte. »Euer Bein kommt schon wieder in Ordnung. In einer Woche wißt Ihr das selbst.«
    »Ja, Ingeles.«
    »Ich glaube nicht, daß es brandig wird – es ist ja kein Eiter da – und da Ihr klar denkt, wird auch mit Eurem Gehirn alles in Ordnung sein.«
    »Trotzdem verdanke ich Euch mein Leben.« Ein Schauer durchlief ihn. »Als ich am Ertrinken war, konnte ich an nichts anderes denken als daran, daß die Krebse sich durch meine Augenhöhlen hindurchfräßen. Es ist das dritte Mal, daß ich über Bord gegangen bin, und es ist jedesmal noch furchtbarer.«
    »Ich bin viermal auf See versenkt worden, dreimal davon von Spaniern.«
    Die Kammertür ging auf, der Kapitän verneigte sich und winkte Blackthorne nach oben.
    »Hai!« Blackthorne erhob sich. »Ihr seid mir nichts schuldig, Rodrigues«, sagte er freundlich. »Ihr habt mir Leben und Mut eingeflößt, als ich verzweifelt war, und dafür danke ich Euch. Wir sind quitt.«
    »Vielleicht. Hört trotzdem eine Wahrheit, die Ihr als Teilbegleichung meiner Schuld nehmt: Vergeßt nie, daß die Japse sechs Gesichter haben und drei Herzen. So lautet ein Sprichwort, das sie haben: Ein Mann trägt ein falsches Herz in seinem Mund, für alle Welt zu sehen, ein anderes in seiner Brust, das er nur ganz besonders guten Freunden und seiner Familie offenbart, und dann das echte, das eigentliche, das geheime, das kein Mensch kennt außer ihm selbst, und das ist verborgen, Gott allein weiß, wo. Sie sind hinterhältig, daß man es nicht für möglich hält, und so lasterhaft, daß sie nie der Erlösung teilhaftig werden können.«
    »Warum will Toranaga mich sehen?«
    »Das weiß ich nicht. Bei der gebenedeiten Jungfrau, ich

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