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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Taikō die Macht ganz in Händen hatte, gab es Beschränkungen. Viele glauben … Könntet Ihr mein Bein etwas anders hinlegen und die Wolldecke vom Fuß nehmen, er brennt … Ja – ach, Madonna! – Ja, so ist's gut, vielen Dank, Ingeles. Ja, wo war ich doch noch? Ach so … viele glauben, daß der Taikō ein Werkzeug des Satans war. Vor zehn Jahren erließ er das Edikt gegen die frommen Väter und gegen alle, die versuchen wollten, Gottes Wort zu verbreiten. Er hat alle aus dem Reich verbannt, bis auf die Kaufleute. Das war vor zehn, zwölf Jahren, noch bevor ich in diese Breiten kam – ich bin mit Unterbrechungen jetzt sieben Jahre hier. Die frommen Väter sagen, das sei wegen der Heidenpriester, der Buddhisten, die den Taikō gegen unsere frommen Väter einnahmen und ihm Lügen über Lügen auftischten, obgleich der Großmörder kurz davor stand, sich zu bekehren. Ja, ums Haar hätte er seine Seele gerettet. Aber er hat seine Chance verspielt. Ja. Aber, wie dem auch sei, auf jeden Fall ordnete er an, daß alle unsere Priester Japan verlassen sollten … Hab' ich schon gesagt, daß das vor zehn Jahren war?«
    Blackthorne nickte, froh, daß er redete, froh, ihm zuzuhören, verzweifelt darauf bedacht, etwas zu lernen.
    »Der Taikō ließ alle Patres in Nagasaki zusammentreiben. Sie sollten sämtlich nach Macao abgeschoben werden, und zwar mit der schriftlichen Drohung, sich bei Todesstrafe nie wieder in Japan blicken zu lassen. Dann, von einem Tag auf den anderen, ließ er sie alle frei und unternahm nichts weiter. Bald darauf war alles wieder so wie früher, mit der einen Ausnahme, daß die meisten Patres in Kyushu blieben, wo wir wohlgelitten sind. Hab' ich Euch schon erzählt, daß Japan aus drei großen Inseln besteht: Kyushu, Shikoku und Honshu? Und Tausenden von kleineren? Weit im Norden gibt es noch eine Insel – manche sagen, sie sei das Hauptland –, die heißt Hokkaido, aber dort leben unzivilisierte Eingeborene.
    In Japan steht die Welt kopf, Ingeles. Pater Alvito erzählte mir, es sei fast so, als ob nie etwas gewesen wäre. Der Taikō war so freundlich wie vorher, dabei ist er nie bekehrt worden. Er hat kaum eine Kirche geschlossen, und nur zwei oder drei von den christlichen Daimyos verbannt – aber auch das lediglich, um seine Hand auf ihre Ländereien zu legen. Vor drei Jahren drehte er wieder einmal durch und machte sechsundzwanzig Patres zu Märtyrern. Er war ein Wahnsinniger, Ingeles. Aber nachdem er sie hingeschlachtet hatte, rührte er weiter keinen Finger. Bald danach starb er. Das war die Hand Gottes. Der Fluch Gottes lag auf ihm und liegt jetzt auf seinen Nachkommen, dessen bin ich gewiß.«
    »Gibt es hier denn viele Bekehrte?«
    Aber Rodrigues schien nicht zu hören, ließ sich in seiner halben Bewußtlosigkeit treiben. »Sie sind Tiere, diese Japaner. Hab' ich Euch von Pater Alvito erzählt? Er ist der Dolmetsch – Tsukku-san nennen sie ihn. Früher war er der Dolmetsch des Taikō, und jetzt ist er der offizielle Dolmetsch beim Regentschaftsrat. Er spricht besser japanisch als die meisten Japaner und weiß mehr über sie als sonst ein Sterblicher. Er erzählte mir, in Miyako – das ist die Hauptstadt – gibt es einen Hügel, etwa fünfzehn Meter hoch. Der Taikō ließ die Nasen und Ohren aller im Krieg gefallenen Koreaner sammeln und hier bestatten – Korea gehört zum Festland und liegt westlich von Kyushu. Das ist die reine Wahrheit. Bei der gebenedeiten Jungfrau – einen Mordbrenner wie den hat es noch nie gegeben, und schlimm sind sie weiß Gott alle.« Rodrigues hatte die Augen geschlossen, auf seiner Stirn stand flammende Röte.
    »Gibt es hier denn viele Bekehrte?« fragte Blackthorne vorsichtig noch einmal, denn es war ihm sehr daran gelegen zu erfahren, mit wie vielen Feinden er hier rechnen mußte.
    Es traf ihn daher wie ein Kolbenschlag, als Rodrigues sagte: »Hunderttausende, und jedes Jahr kommen neue hinzu. Seit dem Tod des Taikō bekennen sich mehr denn je zum Christentum, und diejenigen, die vorher nur heimlich Christen waren, gehen jetzt offen in die Kirche. Der größte Teil der Insel Kyushu ist heute katholisch. Auch die meisten Daimyos dort. Nagasaki ist eine katholische Stadt, die die Jesuiten beherrschen, die Verwaltung, den Handel. Wir haben eine Kathedrale, ein Dutzend Kirchen, und Dutzende sind über ganz Kyushu verstreut. Hier in Honshu hingegen sind nur wenige und …« Der Schmerz ließ ihn abermals innehalten. Nach einer Weile fuhr er

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