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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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sich vor ihm gebeugt, selbst Toranaga. Unglaublich, aber zwölf Jahre hindurch hatte vollkommener Friede geherrscht. Und dann, letztes Jahr, war der Taikō gestorben.
    »Bei Buddha«, sagte Toranaga, »ich werde nicht der erste sein, der den Frieden stört.«
    »Aber Ihr werdet in den Krieg ziehen?«
    »Ein weiser Mann ist auf Verrat vorbereitet, neh? In jeder Provinz gibt es böse Männer. Wir beide kennen das grenzenlose Ausmaß, das der Verrat im Herzen der Menschen annehmen kann.« Toranaga erstarrte. »Wo der Taikō ein Erbe der Einheit hinterlassen hat, sind wir jetzt in meinen Osten und in Euren Westen gespalten. Der Regentschaftsrat ist uneins. Die Daimyos liegen im Streit miteinander. Je schneller der Erbe des Taikō großjährig wird, desto besser. Je schneller es wieder einen Kwampaku gibt, desto besser.«
    »Oder vielleicht einen Shōgun?« meinte Ishido vielsagend.
    »Ob Kwampaku, Shōgun oder Taikō, die Macht ist dieselbe«, sagte Toranaga. »Welchen Wert besitzt schon ein Titel? Das einzig Wichtige ist die Macht. Goroda ist niemals Shōgun geworden, Nakamura war als Kwampaku und später als Taikō mehr als zufrieden. Er hat geherrscht – das ist es, worauf es ankommt. Was spielt es für eine Rolle, daß meine Familie einen uralten Stammbaum besitzt oder daß Ihr niedriggeboren seid? Ihr seid ein Heerführer, ein Lehnsherr, sogar Mitglied des Regentschaftsrats.«
    Und was für eine Rolle es spielt, dachte Ishido. Jeder Daimyo weiß das. Selbst der Taikō hat es gewußt. »Yaemon ist sieben. In sieben Jahren wird er Kwampaku. Bis dahin …«
    »In acht Jahren, General Ishido. Wenn mein Neffe fünfzehn ist, wird er volljährig und tritt sein Erbe an. Und bis dahin regieren wir fünf Regenten in seinem Namen. Denn so lautete der Wille unseres verstorbenen Herrn und Gebieters!«
    »Jawohl. Und er hat gleichfalls angeordnet, daß von einem Regenten keine Geiseln gegen einen anderen genommen werden dürfen. Die Dame Ochiba, die Mutter des Erben, ist Geisel in Eurem Schloß in Yedo – auch damit wird sein Wille vergewaltigt. Ihr habt in aller Form gelobt, seine Verträge einzuhalten. Ihr habt die Verträge sogar mit Eurem eigenen Blut unterschrieben.«
    Toranaga seufzte. »Die Dame Ochiba weilt zu Besuch in Yedo, wo ihre einzige Schwester in den Wehen liegt. Ihre Schwester ist mit meinem Sohn und Erben vermählt. Was ist natürlicher, als daß eine Schwester ihre Schwester zu einer solchen Stunde besucht? Gereicht ihr das nicht zur Ehre? Vielleicht bekomme ich meinen ersten Enkelsohn, neh?«
    »Die Mutter des Erben ist die wichtigste Dame im Reich. Sie sollte nicht in« – Ishido wollte sagen: in der Hand des Feindes, besann sich aber eines Besseren – »einer ungewöhnlichen Stadt weilen.« Er hielt inne, um dann klar hinzuzufügen: »Der Rat möchte, daß Ihr sie heute noch heimbeordert.«
    Toranaga ging der Falle aus dem Weg. »Ich wiederhole, die Dame Ochiba ist keine Geisel, untersteht daher nicht meiner Befehlsgewalt und hat ihr nie unterstanden.«
    »Dann laßt es mich anders sagen. Der Rat verlangt ihre augenblickliche Anwesenheit in Osaka.«
    »Wer verlangt das?«
    »Ich, Herr Sugiyama, Herr Onoshi und Herr Kiyama. Außerdem sind wir alle übereingekommen, so lange zu warten, bis sie wieder in Osaka ist. Hier sind die Unterschriften.«
    Toranaga war leichenblaß geworden. Bisher hatte er den Rat stets so lenken können, daß zwei gegen drei gestimmt hatten. Niemals war es ihm oder Ishido gelungen, eine Abstimmung vier gegen eins herbeizuführen. Vier zu eins, das bedeutete Isolation! Warum hatte Onoshi ihn im Stich gelassen? Und Kiyama? Beides unversöhnliche Gegner! Und welche Macht besaß Ishido jetzt über sie? Ishido wußte, daß er seinen Feind bis ins Mark getroffen hatte. Ein einziger Schachzug fehlte noch, um den Sieg vollständig zu machen. Folglich setzte er jenen Plan ins Werk, auf den er und Onoshi sich geeinigt hatten. »Wir Regenten sind übereingekommen, Schluß zu machen mit denjenigen, die versuchen, die Macht meines Herrn an sich zu reißen und den Erben umzubringen. Verräter werden abgeurteilt und auf der Straße zur Schau gestellt werden wie gemeine Verbrecher, zusammen mit all ihren Angehörigen, und dann werden sie exekutiert werden. Fujimoto, Takashima, niedriggeboren, hochgeboren – ganz gleich, wer. Selbst ein Minowara!«
    Usagi, ein junger Samurai, Hiro-matsus Schwiegerenkelsohn, war zornentflammt aufgesprungen. Er riß sein Langschwert aus der Scheide und sprang

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