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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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früheren Leben begangenen Taten, wobei gute Taten einem in diesem Leben einen besseren Ausgangspunkt verschafften, böse Taten einen schlechteren. Genauso wie alles, was man in diesem Leben tat, sich auf die nächste Wiedergeburt auswirkte. Der Mensch wurde immer wieder hineingeboren in diese Welt der Tränen, bis er nach unendlichem Erdulden und Leiden und Lernen im Verlauf vieler Wiedergeburten Vollkommenheit erlangte und ins Nirwana einging, den Ort des vollkommenen Friedens, wo er niemals wieder eine Wiedergeburt zu erleiden hatte.
    Merkwürdig, daß Buddha oder irgendein anderer Gott oder vielleicht auch bloß das Karma dafür gesorgt hat, den Anjin-san in Yabus Lehen landen zu lassen. Merkwürdig auch, daß er ausgerechnet in jenem Dorf an Land kam, wo Mura, das Oberhaupt des Izuer Spionagesystems, vor vielen Jahren direkt vor der Nase des Taikō und bei Yabus pockenkrankem Vater untergebracht worden war! Und daß der Oberpriester der Christen hier in Osaka ist, desgleichen der Generalkapitän der Portugiesen. Merkwürdig auch, daß der Pilot, Rodrigues, gerade zur Verfügung stand, um Hiro-matsu rechtzeitig nach Anjiro zu bringen. Außerdem ist da Kasigi Omi, der Sohn des Mannes, der mir Yabus Kopf zu Füßen legen würde, wenn ich nur den kleinen Finger krümmte.
    Wie wunderschön das Leben ist und wie traurig! Wie sehr im Fluß, ohne Vergangenheit und ohne Zukunft, nur ein grenzenloses Jetzt.
    Toranaga seufzte. Eines ist gewiß: Der Barbar wird niemals wieder fortkommen. Weder tot noch lebendig. Fürderhin gehört er zum Reich!
    Seine Ohren hörten nahezu geräuschlose Schritte sich nähern, und sein Schwert war bereit. Jede Nacht wechselte er aufs Geratewohl den Schlafraum, die Wachen und die Parole, um sich vor Meuchelmördern zu schützen. Die Schritte verhielten vor dem Shoji. Dann hörte er Hiro-matsus Stimme und den Anfang der Parole: »Wenn die Wahrheit bereits klar ist, wozu dann meditieren?«
    »Und wenn die Wahrheit verborgen ist?« sagte Toranaga.
    »Sie ist bereits klar«, gab Hiro-matsu richtig zur Antwort. Das Zitat stammte vom alten Lehrer des Tantrischen Buddhismus, Saraha.
    »Tretet ein!«
    »Ich hörte, daß Ihr noch wach wart, und da dachte ich, Ihr brauchtet vielleicht irgend etwas.«
    »Nein, vielen Dank.« Toranaga bemerkte die vertieften Runzeln um die Augen des alten Mannes. »Ich freue mich, daß Ihr da seid, alter Freund«, sagte er.
    »Seid Ihr sicher, daß auch wirklich alles in Ordnung ist?«
    »Aber ja.«
    »Dann werde ich Euch verlassen. Verzeiht, daß ich gestört habe, Herr!«
    »Nein, bitte, kommt herein. Ich bin froh, daß Ihr da seid. Nehmt Platz.«
    Der alte Mann setzte sich neben die Tür, den Rücken kerzengerade. »Ich habe die Wachen verdoppelt.« Nach einer Weile fuhr er fort: »Was den Wahnsinnigen betrifft – es ist alles geschehen, wie Ihr es befohlen habt. Alles.«
    »Ich danke Euch.«
    »Seine Frau – sobald sie von dem Urteil hörte, suchte meine Enkelin um meine Einwilligung nach, ihrem Leben ein Ende setzen zu dürfen, um ihrem Mann und ihrem Sohn in das Große Nichts zu folgen. Ich verweigerte sie ihr und befahl ihr abzuwarten, ob auch Ihr einverstanden seid.« Hiro-matsu blutete das Herz.
    »Ihr habt richtig gehandelt.«
    »Ich bitte Euch in aller Form um die Erlaubnis, mich zu entleiben. Was er tat, hat Euch in Todesgefahr gebracht, aber es war meine Schuld. Ich hätte diesen Mangel an Selbstbeherrschung früher an ihm erkennen sollen.«
    »Ihr dürft kein Seppuku begehen.«
    »Bitte! Ich ersuche Euch in aller Form, es mir zu gestatten.«
    »Nein! Ich brauche Euch lebendig.«
    »Ich werde gehorchen. Aber nehmt bitte meine Entschuldigung an!«
    »Eure Entschuldigung ist angenommen.«
    Nach einer Weile sagte Toranaga: »Was macht der Barbar?«
    »Dazu gibt es vieles zu sagen, Euer Gnaden. Erstens: Hättet Ihr heute nicht auf den Barbaren gewartet, würdet Ihr bei Tagesanbruch zur Falkenjagd aufgebrochen sein, und Ishido hätte Euch niemals in ein derart abscheuliches Treffen verwickeln können. Jetzt bleibt Euch keine andere Wahl, als ihm den Krieg zu erklären – sofern Ihr aus dieser Burg herauskommt und zurückkehren könnt nach Yedo.«
    »Und zweitens?«
    »Und drittens und viertens und hundertstens und hundertunddrittens? Ich bin bei weitem nicht so klug wie Ihr, Herr Toranaga, aber selbst ich habe durchschaut, daß das, was die Südlichen Barbaren uns weisgemacht haben, nicht alles stimmt.« Hiro-matsu war froh, daß er reden konnte. Es half

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