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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Spitze, die Schwerter locker in den Scheiden. »Naga-san, sagt Herrn Ishido, er ist immer willkommen. Bittet ihn herein.«
    Ein hochgewachsener Mann schritt in den Saal. Zehn seiner Samurai – Graue – folgten ihm, blieben jedoch an der Tür stehen und nahmen auf seinen Wink hin mit untergeschlagenen Beinen dort Platz.
    Toranaga verneigte sich äußerst förmlich, was Ishido genauso förmlich erwiderte.
    Pater Alvito dankte seinem guten Stern, daß er hier war. Der drohende Zusammenstoß zwischen den beiden miteinander rivalisierenden Regenten konnte die Richtung eines ganzen Reiches und die Zukunft der Mutter Kirche in Japan völlig verändern, und deshalb war jede Information oder jeder Hinweis von größter Bedeutung für die Jesuiten. Ishido war Zen-Buddhist und fanatisch antichristlich eingestellt. Toranaga war gleichfalls Zen-Buddhist, brachte den Christen jedoch ein gewisses Wohlwollen entgegen. Die meisten christlichen Daimyos hingegen unterstützten Ishido, weil sie einen Aufstieg Toranagas fürchteten. Die christlichen Daimyos fühlten, wenn Toranaga Ishidos Einfluß im Regentschaftsrat ausschaltete, daß Toranaga dann alle Macht für sich selbst beanspruchen würde. Einmal an der Macht, würde er die Ausweisungsedikte des Taikō durchsetzen und den wahren Glauben auslöschen. Wurde jedoch Toranaga ausgeschaltet, war die Nachfolge gesichert – eine schwache Nachfolge zwar, aber die Mutter Kirche würde aufblühen.
    So wie die Treue der christlichen Daimyos schwankte, erging es auch allen anderen Daimyos im Land, und das Gleichgewicht der Macht zwischen den beiden Führern war ständig in Bewegung, so daß niemand mit Gewißheit wußte, welche Seite denn in Wahrheit die mächtigere war.
    Er ließ kein Auge von Toranaga, als dieser die Sicherheit der ihn umgebenden Samurai verließ und von der Estrade herabstieg.
    »Willkommen, Herr Ishido. Bitte, nehmt dort Platz.« Toranaga wies auf das einzige Kissen auf der Estrade. »Ich möchte, daß Ihr es bequem habt.«
    »Vielen Dank, nein, Herr Toranaga.« Ishido Kazunari war hager, von dunkler Hautfarbe und sehr zäh, ein Jahr jünger als Toranaga. Sie waren alte Feinde. Achtzigtausend Samurai in und um die Burg von Osaka gehorchten dem kleinsten seiner Winke, denn er war Oberbefehlshaber der Garnison – und damit Hauptmann der Leibwache des Erben – Oberster Heerführer der Armeen des Westens, Eroberer von Korea, Mitglied des Regentschaftsrats und formell Generalinspekteur sämtlicher Truppen des verstorbenen Taikō, was dem Gesetz nach bedeutete, sämtlicher Streitkräfte aller Daimyos im ganzen Reich.
    »Vielen Dank, aber nein«, wiederholte er. »Es wäre mir peinlich, wenn ich bequem säße und Ihr nicht, neh ? Eines Tages werde ich Euer Kissen einnehmen, aber nicht heute.«
    Eine Woge des Zorns ging bei Ishidos versteckter Drohung durch die Reihen der Braunen, doch Toranaga erwiderte liebenswürdig: »Ihr kommt in einem höchst geeigneten Augenblick. Ich bin gerade damit fertig, den neuen Barbaren zu befragen. Tsukku-san, bitte, sagt ihm, er möge sich erheben.«
    Der Priester tat, wie ihm geheißen. Er spürte Ishidos Feindseligkeit durch den ganzen Raum. Abgesehen von seiner antichristlichen Einstellung hatte Ishido alle Europäer immer verdammt und wollte, daß das Reich ihnen vollständig verschlossen bliebe.
    Voller Abscheu betrachtete Ishido Blackthorne. »Ich hatte zwar gehört, daß er häßlich ist, aber ich war mir nicht darüber klar, wie häßlich. Es geht das Gerücht, er sei ein Pirat. Stimmt das?«
    »Könnt Ihr das bezweifeln? Und außerdem ist er ein Lügner.«
    »Dann überlaßt ihn mir einen halben Tag, ehe Ihr ihn kreuzigen laßt. Es könnte den Erben amüsieren, ihn zuerst mit dem Kopf auf den Schultern zu sehen.« Ishido stieß ein rauhes Lachen aus. »Oder vielleicht sollte man ihm beibringen, zu tanzen wie ein Bär, dann könntet Ihr ihn im ganzen Reich als ›Die Mißgeburt aus dem Osten‹ zur Schau stellen.«
    Wiewohl es stimmte, daß Blackthorne – und das war etwas Unerhörtes – aus dem östlichen Meer gekommen war, ganz anders als die Portugiesen, die immer aus dem Süden kamen und daher ›Südliche Barbaren‹ genannt wurden, gab Ishido mit dieser Bemerkung durch die Blume zu verstehen, daß Toranaga, der Herrscher über die östlichen Provinzen, die eigentliche Mißgeburt sei.
    Aber Toranaga lächelte nur, als ob er nicht verstehe. »Ihr seid ein Mann von großem Humor, Herr Ishido«, sagte er. »Aber ich stimme

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