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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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geworfen. Die Jesuiten – einer von ihnen hieß Pater Martin Alvito – wagten es, sich zu erbieten, sich für uns einzusetzen, dort in Kyoto, der Hauptstadt. Welch eine Unverfrorenheit! Unser franziskanischer Superior, Pater Braganza, weilte in der Hauptstadt, und zwar als Gesandter – als rechtmäßig bestallter Gesandter Spaniens am Hof des Taikō! Der selige Bruder Braganza war seit nunmehr fünf Jahren in der Hauptstadt gewesen, Señor! Und der Taikō persönlich hatte unseren Vizekönig in Manila gebeten, Franziskanermönche sowie einen Gesandten nach Japan zu schicken. Daraufhin war der Bruder Braganza hingereist. Und wir, Señor, wir von der San Felipe, wußten, daß man ihm trauen konnte, anders als den Jesuiten.
    Nach tagelangem Warten kam es endlich zu einer Unterredung mit dem Taikō. Er war ein kleiner, häßlicher Mann, Señor. Wir forderten unsere Waren zurück, baten um ein anderes Schiff oder die Passage auf einem anderen Schiff, für die unser Generalkapitän eine erhebliche Summe gezahlt hätte. Die Unterredung verlief unserer Meinung nach gut, und der Taikō entließ uns. Wir gingen in unser Kloster in Kyoto, dort warteten wir. Während wir seiner Entscheidung harrten, fuhren wir fort, den Heiden Gottes Wort zu predigen. Wir trugen unser Habit, unsere Kutte – wir liefen nicht als eingeborene Priester verkleidet herum wie die Jesuiten. Wir brachten den Menschen das Wort Gottes, und zwar den Mühseligen und Beladenen, den Kranken und Armen, nicht wie die Jesuiten, die immer nur mit den Mächtigen verkehrten und es mit den Fürsten halten. Unsere Gemeinde wuchs. Wir unterhielten ein Hospital für Leprakranke, unsere eigene Kirche, und unserer Herde erging es wohl, Señor! Und dann, eines Tages, wurden wir schnöde hintergangen.
    Eines Tages im Januar wurden wir Franziskaner alle vor den Magistrat gezerrt und als Gesetzesübertreter angeklagt, wurden der öffentlichen Ruhestörung bezichtigt und zum Tod durch Kreuzigung verurteilt. Wir waren dreiundvierzig. Unsere Kirchen im ganzen Land sollten zerstört werden, alle unsere Gemeinden auseinandergerissen – die franziskanischen Gemeinden, Señor, nicht die der Jesuiten! Man hatte uns fälschlich bezichtigt. Die Jesuiten hatten dem Taikō Gift ins Ohr geträufelt, behauptet, wir wären Conquistadores, wollten in dieses Land einfallen, wo es doch die Jesuiten gewesen waren, die unseren Vizekönig ersucht hatten, von Manila aus ein Heer zu schicken. Ich habe diese Briefe mit eigenen Augen gesehen! Von ihrem Pater Superior! Sie sind Teufel! Ihr Gelüst steht nur auf Macht – koste es, was es wolle. Sie verbergen sich hinter einem Schleier von Armut und Frömmigkeit, aber darunter mästen sie sich wie die Könige und raffen ganze Vermögen zusammen. Que vá , Señor, die Wahrheit ist schlicht und einfach, daß sie uns unsere Gemeinden neideten, eifersüchtig waren auf unsere Kirche, auf unsere Wahrheit und unsere Lebensführung. Der Daimyo von Hizen, Dom Francisco – sein japanischer Name lautet Harima Tadao –, setzte sich für uns ein. Er ist wie ein großer Fürst – alle Daimyos sind große Fürsten, und er ist Franziskaner, er legte Fürsprache für uns ein, doch es half alles nichts.
    Am Schluß wurden sechsundzwanzig zu Märtyrern gemacht. Sechs Spanier, siebzehn von unseren japanischen Neubekehrten, und drei andere. Der selige Braganza war unter ihnen, und unter den Neubekehrten drei Knaben. Die Gläubigen zählten damals nach Tausenden! Fünfzig-, hunderttausend Menschen waren Zeugen des heiligen Martyriums in Nagasaki, hat man mir erzählt. Es war ein bitterkalter Februartag und ein schlimmes Jahr. Es war das Jahr der Erdbeben, Taifune, Springfluten, Stürme und Feuer, das Jahr, in dem die Hand Gottes sich schwer auf den Großschlächter legte und selbst seine große Burg zusammenbrechen ließ, in Fushimi, als Er die Erde beben machte. Es war furchtbar, gleichzeitig aber auch wunderbar mitanzusehen, wie der Finger Gottes die Heiden und die Sünder strafte.
    Sie starben also den Märtyrertod, Señor, sechs gute Spanier. Unsere Herde und unsere Kirche wurden verwüstet und das Hospital geschlossen.« Aus dem Gesicht des alten Mannes war alles Blut gewichen. »Ich – ich war einer von jenen, die für den Märtyrertod ausersehen waren, aber – aber ich sollte dieser Ehre nicht teilhaftig werden. Sie setzten uns von Kyoto aus in Marsch. Doch als wir nach Osaka kamen, brachten sie ein paar von uns hier in unseren Missionen unter.

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