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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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hier?«
    »Wenn der Señor allein ist – ist der Señor dann vielleicht aus Manila gekommen?«
    »Nein. Ich bin noch nie in Asien gewesen«, sagte Blackthorne vorsichtig in ausgezeichnetem Spanisch. »Dies war meine erste Fahrt als Pilot. Ich war … Wir sind gen Westen gesegelt. Warum seid Ihr hier?«
    »Die Jesuiten haben mich hierhergebracht, mein Sohn. Die Jesuiten mit ihren dreckigen Lügen. Der Señor ist gen Westen gesegelt? Ihr seid kein Spanier, nein, und auch nicht Portugiese …« Argwöhnisch betrachtete der Mönch ihn aus schmalen Augen, und Blackthorne hatte seinen übelriechenden Atem im Gesicht. »War es ein portugiesisches Schiff? Sagt die Wahrheit, bei Gott!«
    »Nein, Pater. Es war kein Portugiese, bei Gott!«
    »Oh, gebenedeite Jungfrau, Euch gebührt Dank! Bitte, verzeiht, Señor, ich hatte Angst – ich bin alt und töricht und krank. Euer Schiff war also ein spanisches und kam von wo? Ich bin ja so froh – woher stammt der Señor ursprünglich? Aus Spanisch-Flandern? Oder dem Herzogtum Brandenburg vielleicht? Irgendwo aus unserem Herrschaftsbereich in Alemania? Ach, es tut so wohl, wieder einmal in meiner gesegneten Muttersprache reden zu können! Ist der Señor gestrandet gleich uns? Dann unter falsche Anklage gestellt von diesen Teufeln, den Jesuiten?« Seine Augen glühten. »Der Señor hat gesagt, er sei niemals zuvor in Asien gewesen?«
    »Nein.«
    »Wenn der Señor niemals zuvor in Asien gewesen ist, dann wird er sein wie ein Kind in der Wildnis. Weiß der Señor, daß die Jesuiten nichts sind als Händler, Waffenschmuggler und Wucherer? Daß sie hier den gesamten Seidenhandel in Händen haben und den Handel mit China beherrschen? Daß das jährlich kommende Schwarze Schiff eine Million in Gold wert ist? Daß sie Seine Heiligkeit, den Papst, gezwungen haben, ihnen uneingeschränkte Macht in Asien einzuräumen, ihnen und ihren schurkischen Hörigen, den Portugiesen? Daß alle anderen Religionen hier verboten sind? Daß die Jesuiten mit Gold handeln und es nur um des Gewinns willen kaufen und verkaufen? Daß sie den christlichen Fürsten hier heimlich Musketen ins Land schmuggelten und sie zum Widerstand aufwiegelten? Daß sie sich in die Politik einmischen und die Kuppler spielen? Daß ihr Pater Superior höchstpersönlich eine geheime Botschaft an unseren spanischen Vizekönig in Luzon schickte und ihn um Conquistadores bat, um mit ihrer Hilfe das Land hier zu erobern – sie baten um eine spanische Invasion, um noch mehr portugiesische Fehler zu vertuschen! Die Jesuiten sind es, die gelogen und betrogen und Gift über Spanien und unseren geliebten König Philipp verbreitet haben! Um ihrer Lügen willen sitze ich hier, und sie sind es, die dafür gesorgt haben, daß sechsundzwanzig fromme Väter hier in Japan zu Märtyrern wurden! Sie halten das für gerecht, weil ich einst ein schlichter Bauer war und ja ohnehin nichts verstehe … Aber ich kann lesen und schreiben, Señor, kann lesen und schreiben! Einst war ich einer der Sekretäre Seiner Exzellenz, des Vizekönigs. Sie glauben, wir Franziskaner verstünden nichts …« An dieser Stelle brach abermals ein Schwall von Spanisch und Latein aus ihm heraus.
    Blackthornes Lebensgeister waren wieder erwacht. Was für Musketen? Was für Gold? Was für einen Handel? Was für ein Schwarzes Schiff? Eine Million? Was für eine Invasion? Was für christliche Fürsten?
    Ist denn nicht das, was du mit dem alten Mann machst, schierer Betrug? fragte er sich. Er hält dich für einen Freund, nicht für einen Feind.
    Angelogen habe ich ihn aber nicht! Ich habe ihm unmittelbar auf seine Fragen geantwortet. Von dir aus hast du gar nichts preisgegeben? Das ist nicht fair! Freilich, das ist Regel Numero eins, wenn man in feindlichen Gewässern überleben will: Nichts von sich aus preisgeben.
    Die Erregung des Priesters steigerte sich immer mehr. Die Japaner um ihn herum wurden nachgerade besorgt. Einer von ihnen erhob sich und schüttelte den Priester liebevoll und redete auf ihn ein. Nach und nach wurde Pater Domingo wieder ruhig, klärte sich sein Blick.
    »Tut mir so leid, Señor«, sagte er atemlos. »Sie dachten – sie dachten, ich wäre zornig auf den Señor. Gott verzeih mir mein törichtes Wüten! Es war doch nur – que vá . Die Jesuiten sind eine Ausgeburt der Hölle! Wieviel ich dem Señor von ihnen erzählen könnte.« Der Franziskaner wischte sich den Speichel vom Kinn und versuchte, sich zu beruhigen. Er drückte die Hand auf die

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