Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
Japaner, alle edelgeborene Söhne christlicher Samurai, Studenten des Seminars zu Nagasaki, die ihn nach Osaka begleitet hatten. Alle saßen auf rassigen Pferden.
    Ohne an die heiße Sonne zu denken, schlug er einen flotten Trab an und ritt durch die Haine und die Straßen der Stadt zur Jesuitenmission hinunter, einem großen steinernen Gebäude im europäischen Stil, das in der Nähe der Schiffsländen errichtet worden war und sich inmitten der dazugehörigen niedrigeren Anbauten – Schatzkammern und Lagerhäuser, in denen sämtliche Seide von Osaka verhandelt und bezahlt wurde – in die Höhe reckte.
    Sein Gefolge ritt durch die hohen eisernen Tore in den Steinmauern in den gepflasterten Innenhof ein und hielt vor dem Haupteingang. Bedienstete warteten bereits darauf, Pater Alvito beim Absitzen zu helfen. Seine Sporen klirrten auf den Steinen, als er den überdachten Kreuzgang des Hauptgebäudes entlangging, um die Ecke bog, an der kleinen Kapelle vorüberging und durch einige Bögen hindurch in den allerinnersten Hof, der einen Brunnen und einen friedlichen Garten beherbergte.
    Die Tür zum Vorzimmer stand offen. Er schüttelte seine bedrückenden Gedanken ab, faßte sich wieder und trat ein.
    »Ist er allein?« fragte er.
    »Nein, nein, das ist er nicht«, sagte Pater Soldi. Er war ein kleiner, gütiger, pockennarbiger Mann aus Neapel, seit fast dreißig Jahren Sekretär des Paters Visitator, davon fünfundzwanzig im Fernen Osten. »Generalkapitän Ferriera ist bei Seiner Eminenz. Jawohl, der eitle Pfau macht ihm die Aufwartung. Aber Seine Eminenz haben gesagt, Ihr sollt nur gleich reingehen. Was ist schiefgegangen, Martin?«
    »Nichts.«
    Soldi knurrte und wandte sich wieder dem Anspitzen seines Federkiels zu. »Nichts, behauptet der kluge Pater. Nun, ich werde es schon früh genug erfahren.«
    »Ja«, sagte Alvito, der den älteren Mann gern mochte. Er ging auf die Tür am anderen Ende des Raumes zu. Ein Holzfeuer brannte im Kamin und warf einen freundlichen Schimmer auf die schönen schweren, mit der Zeit gedunkelten und von liebevoller Hand glänzend geriebenen Möbel. Ein kleiner Tintoretto, eine Madonna mit Kind, den der Pater Visitator aus Rom mitgebracht und der Alvito schon immer gefallen hatte, hing über dem Kamin.
    Carlo dell'Aqua, Pater Visitator für Asien, persönlicher Vertreter seines Ordensgenerals, der oberste Jesuit und damit der mächtigste Mann im ganzen Fernen Osten, maß einen Meter neunundachtzig. Seine Robe war orangegelb, sein Kreuz eine erlesene Arbeit. Er trug eine Tonsur, der Haarkranz war weiß; der gebürtige Neapolitaner war einundsechzig Jahre alt.
    »Ach, Martin, tretet ein! Etwas Wein?« sagte er in seinem Portugiesisch, das von wunderbarer italienischer Leichtigkeit war. »Ihr habt den Ingeles gesehen?«
    »Nein, Eminenz. Nur Toranaga.«
    »Schlimm?«
    »Ja.«
    »Wie schlimm?« fragte Ferriera. Der Soldat saß neben dem Kamin auf einem Sessel, stolz wie ein Falke und ebenso geputzt – der Generalkapitän der Não del Trato , des diesjährigen Schwarzen Schiffes. Er mochte etwa Mitte dreißig sein, war hager, zartgliedrig und furchtgebietend.
    »Ich fürchte, sehr schlimm, Generalkapitän. Toranaga hat zum Beispiel gesagt, die Sache mit dem Schwarzen Schiff dies Jahr könne warten.«
    »Nun, offensichtlich kann der Handel nicht warten, und ich auch nicht«, sagte Ferriera. »Ich muß die Strömung ausnutzen.«
    »Ihr habt aber noch keine Hafenpapiere. Ich fürchte, Ihr müßt Euch gedulden.«
    »Ich dachte, das wäre schon vor Monaten geregelt worden. Wir sollten uns doch nicht durch dumme Vorschriften die Hände binden lassen. Ich dachte, bei diesem Treffen handelte es sich nur um eine reine Formalität – um die Papiere abzuholen.«
    »So hätte es auch sein sollen, aber ich habe mich geirrt. Vielleicht sollte ich Euch erklären …«
    »Ich muß sofort zurück nach Macao, um das Schwarze Schiff vorzubereiten. Wir haben bereits letzten Februar für eine Million Dukaten allerfeinste Seidenstoffe auf dem Seidenmarkt in Kanton eingekauft, und außerdem führen wir mindestens hunderttausend Unzen chinesisches Gold mit uns. Ich dachte, ich hätte es deutlich genug gesagt, daß jeder Heller baren Geldes in Macao, Malakka und Goa und jeder Centavo, den die Kaufleute und die frommen Väter in Macao haben borgen können, in das diesjährige Abenteuer investiert worden ist. Und auch jeder Centavo, den Ihr habt erübrigen können.«
    »Wir sind uns der Bedeutung des

Weitere Kostenlose Bücher