Shogun
einzumischen.«
»Einverstanden. Bitte, vergeßt, was ich gesagt habe. Es war plump und naiv, so offen zu sein. Glücklicherweise sind Stürme in dieser Jahreszeit etwas Normales.«
»Wenn es einen Sturm gibt, dann ist das Gottes Sache. Aber Ihr werdet dem Piloten kein Haar krümmen! Und auch niemand sonst beauftragen, es zu tun!«
» Meinem König gegenüber habe ich die Pflicht, die Feinde meines Königs zu vernichten. Der Ingeles ist ein Feind der ganzen portugiesischen Nation! Ein Schmarotzer, ein Pirat, ein Ketzer. Ich bin Generalkapitän des diesjährigen Schwarzen Schiffes, und deshalb in diesem Jahr gleichzeitig Gouverneur von Macao, ausgestattet mit den vizeköniglichen Rechten auf dem Meer.«
»Dann werdet Ihr Euch über meine Befehle direkt hinwegsetzen müssen und riskiert es, exkommuniziert zu werden.«
»Diese Sache liegt außerhalb Eurer Gerichtsbarkeit. Es handelt sich um eine weltliche, nicht um eine geistliche Angelegenheit.«
»Die Lage der Kirche in diesem Lande ist bedauerlicherweise so sehr mit der Politik und dem Seidenhandel verquickt, daß alles die Sicherheit der Kirche berührt. Und solange ich lebe, wird bei der Hoffnung auf die Rettung meiner Seele niemand die Zukunft der Kirche in Japan gefährden!«
»Vielen Dank, daß Ihr so deutlich wart, Eminenz. Ich werde es mir angelegen sein lassen, mehr über die Verhältnisse der Japaner zu erfahren.«
»Ich rate Euch, das zu tun – um unser aller willen! Das Christentum wird hier geduldet, weil alle Daimyos fest davon überzeugt sind, daß – wenn sie uns hinauswerfen und den wahren Glauben ausrotten – die Schiffe niemals wiederkommen. Wir Jesuiten besitzen einen gewissen Einfluß, weil nur wir allein des Japanischen mächtig sind, dolmetschen und für sie in Handelsangelegenheiten zur Verfügung stehen. Hinsichtlich der Schwarzen Schiffe befinden sich die Daimyos im Irrtum. Ich bin überzeugt, daß der Handel fortgesetzt werden würde, gleichgültig, wie die Lage der Kirche hier ist, denn die portugiesischen Kaufleute sind mehr an ihren eigennützigen Geschäften interessiert als daran, Gott zu dienen.«
»Vielleicht sind die Interessen des Klerus, der uns gern zwingen möchte, Häfen seiner Wahl anzulaufen, ohne dabei der Gefahren zu achten, genauso eigennützig.«
»Ihr vergeßt Euch, Generalkapitän!«
»Ich vergesse keineswegs, daß das Schwarze Schiff vergangenes Jahr zwischen hier und Malakka mit Mann und Maus verlorenging: mit über zweihundert Tonnen Gold an Bord und Silberbarren im Wert von fünfhunderttausend Cruzados, und das, nachdem es unnötigerweise aufgehalten wurde, bis es in die Schlechtwetterperiode hineingeriet, und zwar auf Eure persönlichen Bitten hin.«
»Das war notwendig wegen des Ablebens des Taikō und der daraus sich ergebenden Nachfolgeprobleme.«
»Ich habe auch nicht vergessen, daß Ihr den Vizekönig in Goa vor drei Jahren gebeten habt, das Schwarze Schiff ganz zu streichen; es nur dann absegeln zu lassen, wenn Ihr es sagtet; den Hafen anzulaufen, den Ihr nennen würdet.«
»Damit wollten wir den Starrsinn des Taikō brechen, ihn während seines dummen Krieges in Korea und China in eine Wirtschaftskrise stürzen, und zwar wegen der Priester, die aufgrund seines Befehls in Nagasaki zu Märtyrern wurden, wegen der Ausweisungsedikte, die er gerade erlassen hatte und mit denen er uns alle aus Japan vertreiben wollte. Wenn Ihr mit uns zusammenarbeitet und unserem Rat folgt, könnte Japan in einer einzigen Generation christlich werden. Was ist wichtiger – der Handel oder die Rettung der Seelen?«
»Meine Antwort lautet: die Seelen. Aber da Ihr mich über die Angelegenheiten der Japaner aufklärt, laßt mich sie ins richtige Licht rücken. Nur mit dem japanischen Silber kommen wir an die chinesische Seide und das chinesische Gold heran. Mit den gewaltigen Gewinnen, die wir machen und über Malakka und Goa nach Lissabon bringen, unterhalten wir unser gesamtes Reich in Asien: sämtliche Forts, sämtliche Missionen und Handelsniederlassungen. Damit finanzieren wir unsere Entdeckungsfahrten und decken den größten Teil der Kosten für unsere Verpflichtungen in Europa, was die Ketzer daran hindert, uns zu überrennen und nach Asien zu kommen, was ihnen den Reichtum bringen würde, den sie brauchen, um uns und die Kirche daheim zu zerstören. Was ist wichtiger, Pater – die spanische, portugiesische und italienische Christenheit, oder die japanischen Christen?«
Dell'Aqua funkelte den Soldaten
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