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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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fort. »In meinen Augen ist Toranaga nur ein despotischer Fürst unter anderen, nichts weiter als ein mordgieriger Heide. Sie betteln um unsere chinesische Seide. Ohne Seide keine Kimonos. Sie sind auf unseren Handel angewiesen. Die Pest über diesen Toranaga! Warum treiben wir denn nicht mit den christlichen Fürsten Handel – wie hießen sie doch noch, Onoshi und Kiyama?«
    »Das können wir nicht tun, Kapitän«, sagte dell'Aqua. »Ihr seid zum ersten Mal in Japan, Ihr habt völlig falsche Vorstellungen von unseren Problemen hier. Jawohl, sie brauchen uns, aber wir brauchen sie noch mehr. Ohne Toranagas Gunst – und Ishidos – verlieren wir jeden Einfluß auf die christlichen Daimyos. Wir setzen Nagasaki und alles aufs Spiel, was wir in fünfzig Jahren aufgebaut haben. Habt Ihr den Anschlag auf diesen Ketzer angezettelt?«
    »Ich habe Rodrigues gegenüber und allen, die es hören wollten, von Anfang an offen erklärt, daß der Ingeles ein gefährlicher Pirat sei, den man beseitigen müsse, gleichgültig, auf welche Weise. Ihr, Eminenz, habt mit anderen Worten dasselbe gesagt. Und Ihr auch, Pater Alvito.«
    »Ja. Aber …«
    »Pater, verzeiht, aber manchmal müssen Soldaten das Werk Gottes auf ihre Weise verrichten. Ich muß Euch sagen, daß ich wütend auf Rodrigues war, daß er während des Sturms keinen ›Unfall‹ herbeiführte. Ausgerechnet er hätte es doch besser wissen müssen! Beim Leib unseres Herrn, seht Euch doch einmal an, was dieser Teufel von Ingeles allein bei Rodrigues angerichtet hat! Der arme Tropf ist ihm auch noch dankbar dafür, daß er ihm das Leben gerettet hat – wo das doch der durchsichtigste Trick auf der Welt ist, sich in das Vertrauen von jemand einzuschleichen. Was nun den Mordversuch in der Burg betrifft – wer weiß, was geschehen ist? Das muß schon ein Eingeborener eingefädelt haben, das ist doch ein typischer Japsen-Trick. Wenn ich jedenfalls so etwas plane, könnt Ihr Gift drauf nehmen, daß er dann auch wirklich beseitigt wird.«
    Alvito nippte an seinem Wein. »Toranaga sagte, er schicke Blackthorne jetzt nach Izu.«
    »Zu Land oder mit dem Schiff?« fragte Ferriera.
    »Mit einem Schiff.«
    »Gut. Dann bedaure ich, Euch sagen zu müssen, daß die gesamte Mannschaft in einem Sturm umkommen kann.«
    Kalt hielt Alvito dem entgegen: »Und ich bedaure, Generalkapitän, Euch mitteilen zu müssen, daß Toranaga gesagt hat – ich wiederhole seine Worte: ›Ich lasse den Piloten von einer Leibwache umgeben, Tsukku-san, und falls ihm zufällig etwas zustoßen sollte, und falls zufällig ein Christ dafür verantwortlich sein sollte oder irgend jemand, der auch nur entfernt etwas mit den Christen zu tun hat, ist es durchaus möglich, daß das Ausweisungsedikt noch einmal überprüft wird, und sehr wahrscheinlich, daß alle christlichen Kirchen, Schulen und Begräbnisstätten in meinem Herrschaftsbereich sofort geschlossen werden.‹«
    Dell'Aqua sagte: »Gott bewahre, daß das jemals geschieht!«
    »Bluff!« schnaubte Ferriera verächtlich.
    »Ihr irrt Euch, Generalkapitän. Toranaga ist genauso gerissen wie Machiavelli und so bedenkenlos wie Attila.« Alvito sah dell'Aqua an. »Es wäre ein leichtes, uns die Schuld zuzuschieben, wenn dem Ingeles etwas zustieße.«
    »Ja.«
    »Vielleicht solltet Ihr Euch auf die Ursache Eures Problems konzentrieren«, sagte Ferriera rundheraus. »Beseitigt Toranaga!«
    »Jetzt ist nicht die Zeit, Späße zu machen«, sagte der Pater Visitator.
    »Womit man in Indien und Malaya, Brasilien, Peru, Mexiko, Afrika und in den spanischen Kolonien so glänzend fertig geworden ist, damit wird man doch auch hier zurechtkommen. In Malakka und in Goa habe ich es mit Hilfe der japanischen Söldner selbst ein dutzendmal gemacht, und dabei verfügte ich bei weitem nicht über Euren Einfluß und Euer Wissen. Wir könnten uns der christlichen Fürsten bedienen. Wir helfen einem von ihnen, Toranaga zu beseitigen, wenn er das Problem ist. Ein paar hundert Conquistadores sollten reichen! Divide et impera ! Ich werde mit Kiyama reden, Pater Alvito, wenn Ihr den Dolmetsch macht …«
    »Ihr könnt die Japaner nicht mit Indern oder gar mit unwissenden Wilden wie den Inkas gleichsetzen. Hier ist mit ›teilen und herrschen‹ nichts zu machen. Die Japaner sind nicht wie andere Völker. Ganz und gar nicht«, erklärte dell'Aqua verdrossen. »Ich muß Euch in aller Form ersuchen, Generalkapitän, Euch nicht in die inneren Angelegenheiten dieses Landes

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