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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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daß das, was gegeben worden, in Reinheit wieder zurückgegeben worden war.
    Später sagte er: »Wenn unsere Pflicht es uns nicht verböte, würde ich Euch fragen, ob wir nicht gemeinsam in den Tod gehen wollen. Jetzt.«
    »Mit Freuden würde ich mit Euch gehen«, antwortete sie sogleich. »Laßt uns in den Tod gehen. Jetzt.«
    »Das können wir nicht. Unsere Pflicht gebietet uns, bei Herrn Toranaga zu bleiben.«
    Sie nestelte ihr Stilett aus dem Obi und legte es ehrfürchtig vor ihn hin. »Dann gestattet mir bitte, den Weg voranzugehen.«
    »Nein. Das hieße, unsere Pflicht vergessen.«
    »Was geschehen soll, wird geschehen. Ihr und ich, wir können die Waagschalen nicht dazu bringen, nach der einen oder der anderen Seite auszuschlagen.«
    »Das ist richtig. Aber wir können unmöglich vor unserem Gebieter gehen. Weder Ihr noch ich.«
    »Mit Freuden würde ich heute abend gehen. Ich bin bereit. Mehr noch, ich begehre nichts anderes, als hinüberzugehen. Ja. Meine Seele zittert vor Freude.« Ein scheues Lächeln. »Bitte, verzeiht mir meine Selbstsucht. Ihr habt vollkommen recht, was unsere Pflicht betrifft.«
    Das rasiermesserscharfe Stilett blinkte im Schein der Kerzen. Tief in Gedanken versunken schauten sie zu. Dann brach er den Bann.
    »Warum Osaka, Mariko-san?«
    »Es sind dort Dinge zu erledigen, die nur ich allein tun kann.«
    Sein Stirnrunzeln vertiefte sich, als er sah, wie der Widerschein von einem sprühenden Docht in der Träne zuckte und sich in tausend Farben brach.
    »Was für Dinge?«
    »Dinge, welche die Zukunft unseres Hauses betreffen und die ich erledigen muß.«
    »Wenn das der Fall ist, müßt Ihr gehen.« Forschend blickte er sie an. »Aber Ihr allein?«
    »Jawohl. Ich möchte Sorge tragen, daß die Abmachungen zwischen uns und Herrn Kiyama für Sarujis Hochzeit in jeder Hinsicht erfüllt werden. Geld, Morgengabe, Ländereien und so fort. Die Vergrößerung seines Lehens muß aktenkundig gemacht werden. Herr Hiro-matsu und Herr Toranaga verlangen, daß das erledigt wird. Ich bin verantwortlich für das Haus.«
    »Ja«, sagte er langsam, »das ist Eure Pflicht.« Sein Blick senkte sich tief in den ihren. »Freilich ist es nicht wahrscheinlich, daß man Euch nach Osaka hineinlassen wird. Aber wie dem auch sei … Ihr müßt möglichst schnell zurückkehren. Es wäre unklug, auch nur eine Stunde länger als unbedingt nötig in Osaka zu bleiben.«
    »Ja.«
    »Müßt Ihr bald dort sein?«
    »Ich glaube nicht, daß ein halber Monat oder ein Monat eine Rolle spielen. Vielleicht, aber ich weiß es nicht. Ich finde nur, ich sollte so schnell wie möglich hinreisen.«
    »Dann werden wir den Zeitpunkt der Abreise Herrn Toranaga überlassen – falls er Euch überhaupt die Reise gestattet. Daß Herr Zataki hier ist und die beiden Schriftrollen überbracht hat, kann nur Krieg bedeuten. Dann wird die Reise zu gefährlich sein.«
    »Ja. Ich danke Euch.«
    Froh, das jetzt hinter sich gebracht zu haben, schaute er sich zufrieden um. »Es ist ein schöner Raum geworden, besser, als ich zu hoffen gewagt hatte. Ich habe es genossen, hier zu sein, und ich danke Euch, daß Ihr hier seid. Wäret Ihr nicht gewesen, ich hätte nie eine Cha-no-yu zelebriert und mich niemals so eins gefühlt mit dem Unendlichen.«
    Sie zögerte und nahm dann scheu die T'ang- Cha- Dose zur Hand: eine ganz schlichte Arbeit mit einem Deckel darauf und ohne alle Verzierungen. Die orangebraune Glasur lief nicht bis ganz nach unten, sondern bildete einen unregelmäßigen Rand aus rohem Porzellan über dem Boden. Buntaro hatte die Dose für zwanzigtausend Koku von Sen-Nakada gekauft, dem berühmtesten Cha- Meister, den es jemals gegeben hatte. »Wie wunderschön sie ist«, murmelte sie und genoß es, die Dose mit den Fingerspitzen zu berühren. »Und wie hinreißend sie für diese Zeremonie paßt.«
    »Ja.«
    »Ihr habt Euch heute wirklich übertroffen, Buntaro-san. Welches Glück Ihr mir geschenkt habt.« Ihre Stimme verriet ihre Rührung. Sie lehnte sich leicht vor. »Alles war vollkommen für mich: Der Garten, und wie geschickt Ihr Licht und Schatten eingesetzt habt, die Mängel auszugleichen. Und dies hier.« Abermals berührte sie die Cha -Dose. »Alles war von meisterhafter Vollkommenheit.« Wieder rannen ihr Tränen über die Wangen.
    Verlegen ob solchen Lobs verneigte er sich. Um sich das nicht weiter anmerken zu lassen, fing er an, die Dose in ihre seidenen Hüllen einzuwickeln. Als er damit fertig war, legte er sie in ihren Kasten

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