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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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geändert, neh?«
    »Selbstverständlich, Euer Gnaden, warum solltet Ihr auch? Wenn jemand Schuld hat, so ich und nicht Ihr.«
    »Ich verzeihe Euch«, sagte er und ragte gewaltig neben ihr in ihrer Sänfte auf; er war sich zutiefst bewußt, daß die anderen sie beobachteten, unter anderen der Anjin-san und Omi. »Ich habe das Cha -Haus für heute abend reservieren lassen«, sagte er ihr. »Für heute abend, nach dem Abendessen. Wir haben Befehl, zusammen mit Herrn Toranaga zu speisen. Ich würde es als eine Ehre betrachten, wenn Ihr hinterher mein Gast sein würdet.«
    »Die Ehre ist ganz auf meiner Seite.« Sie verneigte sich und wartete, die Augen immer noch gesenkt. Und er hätte sie am liebsten auf der Erde zerquetscht, um dann fortzueilen, sich das Kurzschwert in den Leib zu stoßen und sich aufzuschlitzen, auf daß der ewige Schmerz ihn von seiner Seelenqual befreie.
    Er bemerkte, wie sie ihn forschend anblickte.
    »Hattet Ihr noch etwas, Euer Gnaden?« fragte sie mit sanfter Stimme.
    Der Schweiß rann ihm den Rücken und an den Lenden herunter, daß sein Kimono sich dunkel färbte. Der Schmerz wollte ihm Brust wie Kopf sprengen. »Heute nacht … heute nacht wohnt Ihr im Gasthaus.« Dann hatte er sich von ihr verabschiedet und sich um den gesamten Troß und das Gepäck gekümmert. Danach war er ans Flußufer hinuntergeeilt, wo er sich nackt in die Fluten gestürzt und mit der Strömung gekämpft hatte, bis ihm im Kopf wieder klarer geworden und der hämmernde Schmerz verschwunden war.
    Hinterher hatte er am Ufer ausgestreckt dagelegen und sich gesammelt. Jetzt, wo sie zugesagt hatte, mußte er sich ans Werk machen. Es blieb ihm nur noch wenig Zeit. Er nahm alle Kraft zusammen und ging in Gedanken sein Vorhaben noch einmal durch. Heute abend mußte alles gelingen. Das kleine Cha -Haus selbst war alles andere als vollkommen, genauso wie der Garten – die plumpe provinzielle Nachahmung eines richtigen Teehauses. Es muß trotzdem gelingen, dachte er. Die Nacht wird die gröbsten Mängel verbergen, und die Beleuchtung wird ausgleichen müssen, was an Form gebricht.
    Er zog seinen Kimono aus, legte die Schwerter ab und machte sich an die Reinigung des Cha -Hauses. Zunächst den winzigen Empfangsraum, die Küche und die Veranda. Dann den gewundenen Pfad und die Trittsteine, die ins Moos eingebettet waren, schließlich die Felsbrocken und den Garten, der das Häuschen umgab. Er schrubbte, fegte und bürstete, bis alles makellos sauber war, und stimmte sich auf diese Weise in jene demütige Gemütsverfassung ein, wie sie Handarbeit mit sich bringt und die den Beginn der Cha-no-yu bedeutete, bei der es einzig dem Gastgeber oblag, dafür zu sorgen, daß alles makellos war. Regel Nummer eins war absolute Sauberkeit.
    Als die Dämmerung hereinbrach, war er mit den meisten Vorbereitungen fertig. Er badete sorgfältig und ließ das Abendessen und den Gesang über sich ergehen. Alsdann kleidete er sich wieder um, zog einen dunkleren Kimono über und eilte zurück in den Garten. Zunächst legte er Dochte in die Öllämpchen. Dann netzte er die Trittsteine und die Bäumchen sehr sorgsam mit Wasser, so daß sich hier und da der flackernde Schein der Lampen spiegelte, bis der ganze winzige Garten ein Märchenland aus Tautropfen war, die in der Wärme der sommerlichen Nachtbrise glitzerten. Die sorgsam ausgesuchten Holzkohlenstücke, die er einzeln auf einer Fläche weißen Sandes zu einer schönen Pyramide im Vorraum aufgeschichtet hatte, brannten, wie sie sollten. An den Blumen in der Tokonoma war nichts auszusetzen. Der Kessel fing an zu singen, und das Summen, das durch kleine auf dem Kesselboden verteilte Eisenstückchen noch verstärkt wurde, fand sein Wohlgefallen.
    Alles war bereit.
    Er hörte ihre Schritte auf den Trittsteinen, das Geräusch, wie sie rituell die Hände in das Becken mit frischem Flußwasser tauchte und sie hinterher trocknete. Leise stieg sie die drei Stufen zur Veranda herauf. Zwei weitere Schritte, bis sie vor dem Eingang mit dem Vorhang davor stand. Selbst sie mußte sich bücken, wollte sie durch die winzige Tür, die mit Vorbedacht niedrig gehalten war, auf daß jeder, der eintrat, sich demütig erniedrigte. Bei einer Cha-no-yu waren alle gleich, Gastgeber wie Gäste, der höchste Daimyo ebenso wie der einfachste Samurai, ja, sogar ein Bauer, sofern er geladen wurde.
    Als erstes versenkte sie sich in die Betrachtung des Blumengestecks, das ihr Gatte gemacht. Er hatte die einzelne Blüte einer

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