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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Schiff lag hundert Schritt von ihnen entfernt, hinter einer Absperrung, mit neuen Tauen am Pier vertäut. Der Platz davor war schwer bewacht.
    Die Erasmus war frisch gestrichen und geteert, die Decks sahen makellos sauber aus, der Rumpf war kalfatert und die Takelage ausgebessert. Selbst der Vormast, der während des Sturms abgebrochen und über Bord gegangen war, war durch den letzten Ersatzmast, den sie noch im Laderaum gehabt hatten, ersetzt worden. Sämtliche Tampen waren säuberlich zusammengerollt, und alle Kanonen hinter den Stückpforten schimmerten unter einer Schutzschicht von Öl. Über allem flatterte der zottelige englische Löwe.
    »Ahoi!« rief er freudig auf der anderen Seite der Absperrung, aber ein Antwortruf war nicht zu vernehmen. Einer von den Wachen erzählte, heute seien keine Barbaren an Bord.
    »Shikata ga nai «, sagte Blackthorne. »Domo.« Er zügelte seine Ungeduld, sofort an Bord zu gehen, und blickte Mariko strahlend an. »Als ob sie frisch überholt aus einer Werft in Portsmouth herauskäme, Mariko-san … die Burschen müssen wie die Teufel geschuftet haben. Ich kann es kaum noch erwarten, Baccus und Vinck und all die anderen wiederzusehen. Wer hätte gedacht, daß ich sie noch einmal wiedersehen würde. Himmelherrgott, ist sie schön, neh?«
    Mariko sah forschend ihn an und nicht das Schiff. Sie wußte, jetzt war sie vergessen. Und ersetzt worden.
    Aber es macht nichts, dachte sie. Unsere Reise ist vorüber.
    Heute morgen waren sie am letzten Schlagbaum vor den Außenbezirken von Yedo angekommen. Ein letztes Mal waren ihre Reisepapiere geprüft, sie selbst ein letztes Mal höchst zuvorkommend hindurchgelassen worden; eine Ehrengarde hatte bereits auf sie gewartet.
    »Sie sollen uns zur Burg bringen, Anjin-san. Ihr werdet dort Wohnung nehmen, und heute abend sind wir Gäste von Herrn Toranaga.«
    »Gut, dann haben wir ja noch reichlich Zeit. Seht, Mariko-san, der Hafen kann doch gar nicht weit entfernt sein, neh? Dort muß irgendwo mein Schiff liegen. Würdet Ihr Hauptmann Yoshinaka fragen, ob wir dorthin gehen können, bitte?«
    »Er sagt, es tut ihm leid, aber er habe keine Orders, das zu tun, Anjin-san. Er soll uns zur Burg bringen.«
    »Bitte, sagt ihm … oder vielleicht versuche ich es lieber selber. Taicho-san ! Do kashira , sukoshi no aida watakushi wa ikitai no desu. Watakushi no funega asoko ni arimasu . – Hauptmann, ich möchte nur für einen kurzen Augenblick dorthin. Mein Schiff liegt dort.«
    » Iyé, Anjin-san, gomen nasai. Ima …«
    Mariko hatte wohlgefällig und belustigt zugehört, wie Blackthorne höflich, aber unnachgiebig seine Bitten vorgetragen hatte, und dann, zuletzt, hatte Yoshinaka ihnen diesen kleinen Umweg gestattet, aber nur für einen Augenblick, neh? Und überhaupt nur deshalb, weil der Anjin-san auf seinen Status als Hatamoto gepocht, der ihm unveräußerliche Rechte verlieh, und darauf hingewiesen hatte, daß eine rasche Inspektion für Herrn Toranaga wichtig sei.
    » Domo, Taicho-san«, hatte Blackthorne überschwenglich gesagt, der sich nicht wenig darauf zugute tat, sich mittlerweile viel besser darauf zu verstehen, die richtigen Worte zu wählen, um zu erreichen, was er wollte, und überhaupt die Sprache wesentlich fließender zu beherrschen.
    Die vergangene Nacht und den größten Teil des gestrigen Tages hatten sie in einem kaum zwei Ri von hier gelegenen Gasthaus verbracht. Yoshinaka hatte ihnen gestattet, auch hier noch zu säumen wie bisher.
    Ach, war das eine herrliche Nacht, dachte sie.
    Es hatte so viele herrliche Tage und Nächte gegeben. Alle vollkommen bis auf den ersten Tag, nachdem sie Mishima verlassen, der Tsukku-san sie eingeholt hatte und das Stillhalteabkommen zwischen den beiden Männern zerbrach. Ihr Streit war ganz plötzlich aufgeflammt und erbittert geführt worden, teilweise noch angefacht durch das Erlebnis mit Rodrigues und den übermäßigen Genuß von Brandy. Drohung und Gegendrohung hatten einander abgelöst, Flüche waren getauscht worden, und dann hatte Pater Alvito seinem Pferd die Sporen gegeben, war nach Yedo vorausgeritten, hatte die Ahnung von drohendem Unglück hinter sich zurückgelassen und der ganzen Reise die Freude genommen. »Aber das dürfen wir nicht zulassen, Anjin-san.«
    »Aber dieser Mann hat kein Recht …«
    »Ja, gewiß. Und selbstverständlich habt Ihr recht. Aber, bitte, wenn Ihr zulaßt, daß dieser Zwischenfall Eure Harmonie stört, seid Ihr verloren und ich mit Euch. Ich flehe Euch

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