Shogun
hingegen ist es ein Vermögen … mich machen tausend Koku zu der Begründerin eines Hauses, neh? Man sollte immer wissen, was man ist, Dame Toda. Neh?« Ihre Stimme hatte etwas Schneidendes.
»Ja. Es ist gut zu wissen, was man ist und wer man ist, Gyoko-san. Das ist eine jener besonderen Eigenschaften, die eine Frau vor einem Mann auszeichnen. Eine Frau weiß das immer. Ich weiß glücklicherweise, was ich bin. O ja, sehr sogar. Bitte, kommt zur Sache.«
Gyoko zuckte unter der Drohung nicht zusammen, sondern schlug zurück, ohne freilich viel Worte zu machen. »Worum es dabei geht, ist, daß wir beide das Leben kennen und wissen, was der Tod bedeutet … und daß wir beide glauben … Ich habe bereits mein Todesgedicht geschrieben, Dame:
Wenn ich sterbe,
Verbrennt mich nicht,
Vergrabt mich nicht,
sondern werft meine Leiche auf ein Feld, auf
daß ein hungriger Hund sich daran mäste.«
»Das ließe sich einrichten. Ohne Schwierigkeit.«
»Ja. Aber ich habe lange Ohren und eine sichere Zunge, die wichtiger sein könnten.«
Mariko schenkte mehr Cha ein. Für sich. » Gomen nasai, aber habt Ihr das wirklich?«
»O ja, sehr sogar. Bitte, verzeiht, ich möchte ja nicht prahlen, aber ich habe eine ausgezeichnete Erziehung genossen, Dame – im Zuhören, in der Verschwiegenheit und in noch ein paar anderen Dingen. Ich habe keine Angst vorm Sterben. Ich habe mein Testament gemacht, und mit den Göttern habe ich schon lange meinen Frieden geschlossen.« Ihr Fächer ruhte. »Und deshalb kann ich es mir erlauben, nach dem Mond zu greifen, neh? Bitte, verzeiht, daß ich es erwähne, aber ich bin wie Ihr: Ich fürchte nichts. Nur habe ich im Gegensatz zu Euch in diesem Leben nichts zu verlieren.«
»Soviel Worte über soviel böse Dinge an einem so zauberhaften Morgen, Gyoko-san. Ist er nicht wunderschön?« Mariko machte sich bereit zuzuschlagen. »Ich würde es vorziehen, Euch ein ehrenhaftes Greisenalter erreichen zu sehen, als eine der Säulen Eurer neuen Zunft.«
»Ich danke Euch, Dame. Auch ich möchte Euch sicher und glücklich und in der Weise blühen sehen, wie Ihr es Euch wünscht. Mit allen Liebhabereien und Ehren, die Ihr begehrt.«
»Liebhabereien?« wiederholte Mariko, gefährlich jetzt.
Gyoko war wie ein gut abgerichteter Hund ihrer Beute auf der Spur. »Ich bin nur eine niedrige Bäuerin, Dame, und deshalb weiß ich nicht, welche Ehren Ihr begehrt, noch welche Spielereien Euch gefallen würden. Oder Eurem Sohn.«
Keine von beiden bemerkte, wie der schlanke hölzerne Griff von Marikos Fächer zwischen ihren Fingern zerbrach. Der leichte Wind hatte sich gelegt. Jetzt hing die heiße Luft im Garten, der auf das spiegelglatte Meer hinausging. Fliegen schwirrten auf, ließen sich nieder und schwirrten wieder auf.
»Was … was für Ehren oder Spielereien wünschtet Ihr Euch? Für Euch selbst?«
Mariko starrte die ältere Frau boshaft fasziniert an; ihr war völlig klar, daß sie diese Frau vernichten mußte, wenn ihr Sohn nicht sterben sollte.
»Nichts für mich selbst. Herr Toranaga hat mich mit Ehren und Reichtümern überhäuft, von denen ich nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Aber für meinen Sohn? O ja, der könnte eine hilfreiche Hand sehr wohl gebrauchen.«
»Was für eine hilfreiche Hand?«
»Zwei Schwerter.«
»Unmöglich.«
»Ich weiß, Dame. Tut mir so leid. So leicht zu gewähren, und dennoch so unmöglich. Es wird Krieg geben. Man wird viele brauchen, die kämpfen.«
»Es wird jetzt keinen Krieg geben. Herr Toranaga geht nach Osaka.«
»Zwei Schwerter. Das ist doch nicht zuviel verlangt.«
»Das ist unmöglich. So leid es mir tut, aber dazu bin ich nicht befugt.«
»Verzeiht, aber ich habe nicht Euch um irgend etwas gebeten. Allerdings wäre das das einzige auf der Welt, was mir Freude machen würde. Jawohl. Nichts sonst.« Ein paar Schweißtropfen rannen Gyoko übers Gesicht und fielen auf ihren Schoß: »Ich würde Herrn Toranaga gern fünfhundert Koku vom Kontrakt nachlassen, als Zeichen meiner Achtung in diesen schweren Zeiten. Die anderen fünfhundert gehen an meinen Sohn. Ein Samurai braucht ein Vermögen, neh?«
» Ihr fällt das Todesurteil über Euren Sohn. Alle Toranaga-Samurai werden bald sterben oder zu Ronin werden.«
» Karma. Mein Sohn hat bereits Söhne, Dame. Sie werden ihren Söhnen erzählen, daß wir einst Samurai gewesen wären. Alles andere ist doch ohne Bedeutung, neh?«
»Das zu gewähren, bin ich nicht befugt.«
»Richtig. Tut mir so leid. Aber
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