Shogun
meinte betreten: »Das waren nicht wir, Pilot. Das waren die Männer von Fürst Toranaga. Die haben das gemacht. Vinck hat ihnen gezeigt, wie man's macht; aber wir selbst haben keinen Handschlag dabei getan.«
»Was?«
»Uns haben sie nach dem ersten Mal nicht wieder an Bord gelassen. Es ist überhaupt keiner von uns jemals wieder an Bord gewesen, bis auf Vinck, und der geht alle zehn Tage oder so mal hin.«
»Aber wie hat er sich denn mit ihnen verständigt?«
»Einer von den Samurai spricht portugiesisch, und wir reden in der … na, jedenfalls verstehen wir einander. Dieser Samurai, er heißt Sato-sama, der mußte sich um uns kümmern, seit wir hier sind.«
Croocq und Sonk fielen ihm ins Wort, dann fuhr Vinck fort: »Sato-sama fragte mich, was denn mit dem Schiff los sei, und ich sagte ihm, es müsse kielgeholt und vom Muschelbewuchs befreit und völlig neu ausgebessert werden. Na, ich hab' ihm alles gesagt, was ich wußte, und dann haben sie losgelegt. Sie legten die Erasmus auf die Seite und säuberten die Bilgen, scheuerten drauflos, als ob's das Scheißhaus des Königs wär'. Die Oberaufsicht haben Samurai geführt, und die anderen Affen haben geschuftet wie die Teufel. Ich kann Euch sagen, Pilot, solche Arbeiter habt Ihr noch nie gesehen!«
»Das stimmt«, sagte Sonk. »Wie die Teufel!«
»Ich habe alles so gut wie möglich machen lassen für den Tag, da wir mal … Himmel, Pilot, glaubt Ihr wirklich, wir kommen von hier weg?«
»Ja, sofern wir nichts überstürzen und so …«
»Wenn es Gott gefällt, Pilot. Nur dann.«
»Ja. Vielleicht habt Ihr recht«, erklärte Blackthorne und dachte: Was macht es schon, daß Roper ein Fanatiker ist! Ich brauche ihn … sie alle. Und dazu Gottes Hilfe. Er wandte sich wieder Vinck zu. »In welchem Zustand befindet sich ihr Kiel?«
»Der ist heil und nicht verrottet, Pilot. Sie haben die Erasmus besser wieder hingekriegt, als ich je für möglich gehalten hätte. Diese Kerle verstehen sich auf so was. Die Takelage ist tipp topp. Nichts dran auszusetzen.«
»Und die Segel?«
»Sie haben einen Satz aus Seide genäht … das hält wie die beste Leinwand. Und dann noch einen Satz, für alle Fälle. Sie haben unsre runtergenommen und sie genau nachgemacht, Pilot. Die Kanonen sind gut im Schuß … übrigens sind sie alle wieder an Bord, und Pulver und Munition ist mehr als genug da. Sie könnt' bei jeder Flut auslaufen, heut' abend noch, wenn's sein muß.« Vinck machte eine Pause, um Atem zu holen. »Wann stechen wir in See?«
»Ich denke, so in etwa einem Monat.«
Sie stießen einander in die Seite, schäumten über vor Begeisterung und brachten auf den Piloten und das Schiff laute Trinksprüche aus.
»Wie sieht's denn mit der Schiffahrt der Feinde aus? Gibt's hier so was überhaupt? Wie steht's mit Prisen, Pilot?« fragte Ginsel.
»Eine ganze Menge … mehr, als wir uns je hätten träumen lassen. Wir sind reich.«
Und wieder ein Freudenruf. »Das wird aber auch Zeit!«
»Reich, eh? Ich kauf' mir 'n Schloß!«
»Allmächtiger Gott, wenn ich nach Haus komm'!«
»Reich! Ein Hoch auf den Piloten!«
»Wie sieht denn Euer Plan aus, Pilot?« fragte van Nekk, und sie alle hörten auf zu reden.
»Dazu komme ich gleich. Werdet ihr hier bewacht? Könnt ihr euch frei bewegen, wenn ihr wollt? Wie oft …«
Vinck sagte rasch: »Wir können uns hier im Dorf und im Umkreis von etwa einer halben Legua frei bewegen. Aber nach Yedo hinein dürfen wir nicht, und …«
»Nicht über die Brücke«, unterbrach Sonk ihn fröhlich.
»Abgesehen davon können wir hingehen, wohin wir wollen. Aber immer nur bis zu den Sperren. Diese Sperren sind überall im Umkreis von einer halben Meile. Grundgütiger Himmel … ist das zu fassen! Bald nach Hause!«
»Erzähl ihm von dem Arzt, eh, und über …«
»Die Samurai schicken ab und zu einen Doktor her, Pilot, und dann müssen wir uns ausziehen, er sieht sich unsere …«
»Ja. Da kann man schon das große Scheißen kriegen, wenn man es sich gefallen lassen muß, daß so ein Heidenlümmel einen begafft, wie man splitterfasernackt dasteht!«
»Abgesehen davon lassen sie uns eigentlich in Ruhe, Pilot, bis auf …«
»He, und vergiß nicht, daß dieser Bader uns irgendwelche gottverfluchten dreckigen gemahlenen Kräuter gibt, Cha oder so, nennen sie die, die sollen wir ins kochende Wasser legen, aber wir werfen sie einfach weg. Wenn einer von uns krank ist, läßt der gute alte Johann uns zur Ader, und dann geht es
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