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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Fensterläden wie in Holland. Der Gesang und der fröhliche Lärm wurden lauter, aber noch konnte er keine einzelnen Stimmen unterscheiden. Trittsteine führten durch einen verwahrlosten Garten direkt auf die Verandastufen zu. An das Tor war mit Stricken ein kurzer Flaggenmast festgebunden. Blackthorne blieb stehen und starrte zu ihm hinauf: Eine aus Fetzen zusammengenähte holländische Flagge hing schlaff daran herab. Als er sie erkannte, schlug sein Herz rascher.
    Die Vordertür flog auf, und Licht ergoß sich auf die Veranda. Mit halb geschlossenen Augen stolperte Baccus van Nekk betrunken heraus, nestelte an seinem Hosenlatz herum und schlug dann in einem hohen Bogen sein Wasser ab.
    »Ahhh«, stöhnte er erleichtert. »Gibt doch nichts Besseres, als zu pissen.«
    »Damit habt Ihr recht«, rief Blackthorne vom Tor her auf holländisch. »Aber warum benutzt Ihr denn keinen Eimer?«
    »Eh?« Kurzsichtig zwinkernd starrte van Nekk in die Dunkelheit hinaus und zu Blackthorne hinüber, der mit den Samurai unter den Fackeln dastand. »Jesus, Maria und Joseph, Samurai!« Mit einem Grunzlaut richtete van Nekk sich auf und knickte linkisch in die Hüfte ein, um eine Verneigung anzudeuten. » Gomen nasai, Samurai-sama, Ichi-ban gomen nasai, allen Affen-samas.« Er richtete sich wieder auf, setzte ein gezwungenes Lächeln auf und brummte mehr zu sich: »Muß doch besoffener sein, als ich dachte. Hab' doch glatt gedacht, der Hurenbock da hätt' holländisch gesprochen. Gomen nasai, neh?« rief er nochmals, torkelte dann zurück zum Haus, kratzte sich und machte sich an seinem Hosenlatz zu schaffen.
    »He, Baccus, habt Ihr denn nichts Besseres zu tun, als Euer eigenes Nest zu beschmutzen?«
    »Was?« Van Nekk fuhr ruckartig herum, starrte wie blind zu den Fackeln hinüber und versuchte verzweifelt, etwas zu erkennen. »Pilot?« rief er dann mit erstickter Stimme. »Seid Ihr das, Pilot? Meine verdammten Augen, ich kann nichts sehen. Pilot, um der Liebe Gottes willen, seid Ihr das?«
    Blackthorne lachte. »Ja, ich bin's!« Dann, zu den Samurai gewandt, die ihn mit nur schlecht verhohlener Verachtung betrachteten: » Matte kudasai! – Wartet bitte auf mich!«
    »Hai, Anjin-san.«
    Blackthorne trat vor, und im Lichtschein, der durch die Tür herausdrang, erkannte er die Abfälle, die überall im Garten herumlagen. Angewidert stieg er aus den Holzschuhen und sprang die Stufen empor. »Hallo, Baccus, Ihr seid ja fetter als bei unserer Ausfahrt aus Rotterdam, neh?« Freundschaftlich klopfte er ihm auf die Schultern.
    »Herrgott im Himmel, seid Ihr das wirklich?«
    »Ja, selbstverständlich bin ich das.«
    »Wir haben Euch längst aufgegeben.« Van Nekk streckte die Hand aus und berührte Blackthorne, um sich zu vergewissern, daß er auch wirklich nicht träume. »Lieber Herr Jesus, unsere Gebete sind erhört worden! Pilot, was ist mit Euch geschehen, wo kommt Ihr her? Ein Wunder! Seid das wirklich Ihr?«
    »Ja. Aber jetzt bringt mal Euren Hosenlatz in Ordnung, und laßt uns reingehen«, sagte Blackthorne. Die Blicke der Samurai waren ihm peinlich.
    »Was? Ach, entschuldigt … Ich …« Tränen liefen ihm über die Wangen. »Ach, Jesus, Pilot! … Und ich dacht' schon, die Schnapsteufel spielten mir wieder einen Streich. Kommt rein, laßt mich Euch ankündigen, ja?«
    Er ging voran, hielt ihm die Tür auf und rief dann über das Gejohle hinweg: »Jungs! Seht, was der Weihnachtsmann uns gebracht hat!« Um eine noch größere Wirkung zu erzielen, warf er die Tür hinter Blackthorne zu.
    Augenblicklich herrschte Schweigen.
    Blackthorne brauchte einen Moment, um seine Augen an das Licht zu gewöhnen. Die verbrauchte, stickige Luft raubte ihm fast den Atem. Er sah, wie sie ihn offenen Mundes anstarrten, als wäre er ein Gespenst. Dann war der Bann gebrochen, und es prasselten Willkommensrufe und Freudenjauchzer auf ihn hernieder. Alle drückten ihm kräftig die Hand, schlugen ihm auf den Rücken und redeten gleichzeitig auf ihn ein. »Pilot, wo kommt Ihr her? – Hier, trinkt was! – Himmel, ist das möglich! – Piß in meinen Hut; tut das gut, Euch wiederzusehen. – Wir hatten Euch schon abgeschrieben. – Nein, uns geht's allen gut, ziemlich jedenfalls. – Raus aus dem Stuhl da, Hure, der Pilot-sama soll auf dem besten Scheißstuhl sitzen. – He, Grog, neh, aber 'n bißchen dalli! Verflucht, aus 'm Weg, ich muß ihm die Hand schütteln …«
    Schließlich brüllte Vinck: »Immer einer nach dem anderen, Jungs!

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