Shogun
ich auch bekommen.«
Zufrieden steckte er seine Schwerter in die Schärpe, stieg an Deck hinauf und wartete, bis alles wieder versiegelt war.
Als er zur Burg zurückkam, war es noch nicht einmal Mittag, und so begab er sich in das ihm zugewiesene Quartier, um dort zu essen. Er aß Reis und nahm sich zweimal von dem Fisch, den sein eigener Koch nach seinen Anweisungen über Holzkohle gegart und mit Soja-Sauce beträufelt hatte. Ein kleines Kännchen Saké und dann Cha.
»Anjin-san?«
»Hai?«
Die Shoji -Tür glitt auf. Fujiko lächelte scheu und verneigte sich.
49. Kapitel
»Euch hätte ich fast vergessen«, sagte er auf englisch. »Ich fürchtete schon, Ihr wäret tot.«
»Dozo gozaimashita, Anjin-san, nan desu ka?«
»Nani mo, Fujiko-san«, sagte er und schämte sich. »Gomen nasai. Hai. Gomen nasai. Ma-suware odoroita honto ni mata aete ureshi . – Bitte, verzeiht mir … eine Überraschung, neh? Ich freue mich, Euch zu sehen. Bitte, nehmt Platz.«
» Domo arigato gozaimashita«, sagte sie, um ihm dann mit ihrer hohen Stimme zu erklären, wie erfreut sie sei, ihn zu sehen, und wie überaus glücklich, hier zu sein.
Er sah, wie sie sich unter einigen Mühen ihm gegenüber auf dem Kissen niederließ. »Beine …« er suchte nach dem Wort für ›Verbrennungen‹, doch da es ihm nicht einfiel, sagte er statt dessen: »Beine, Feuer weh tun. Schlimm?«
»Nein. Verzeiht. Es schmerzt nur noch ein wenig beim Hinknien«, sagte sie und konzentrierte sich darauf, seinen Lippenbewegungen zu folgen. »Beine Schmerzen, tut mir leid.«
»Bitte zeigen! Ihr Gattin, neh? Keine Schande. Jetzt zeigen.«
Gehorsam stand sie auf. Offensichtlich fiel ihr das nicht leicht, doch als sie erst einmal stand, fing sie an, den Knoten ihres Obi zu lösen.
Die Shoji- Tür glitt auf, und eine Zofe, die er nicht kannte, eilte herbei, ihr zu helfen.
Zuerst wurde der steife Obi abgenommen. Hana-ichi, so hieß die Zofe, legte Fujikos in der Scheide steckendes Stilett und den Obi beiseite.
Fräulein Erste Blüte – nun, das ist einmal ein hübscher Name, sonst hatten die Zofen Namen wie Fräulein Bürste, Kranich, Fisch oder Zweiter Besen oder Vierter Mond oder Stern oder Baum oder Zweig und so weiter – Erste Blüte stand in mittleren Jahren und schien echt besorgt. Ich möchte wetten, sie gehört zu den direkten Vasallen der Familie. Vielleicht die Frau eines Vasallen von Fujikos verstorbenem Mann.
Fujiko gestattete, daß ihr grüngemusterter Oberkimono locker zur Seite fiel. Ihre Finger zitterten, als sie die dünne Seidenschärpe des gelben Unterkimonos aufknüpfte und auch den zur Seite fallen ließ. Sie hatte eine helle Haut, und ihre Brüste, die er unter den Seidenfalten mehr erahnte als sah, waren flach und klein, Hana-ichi kniete und schickte sich an, die Schlaufen des Unterrocks aufzunesteln, der ihr von der Hüfte bis auf den Boden ging, damit ihre Herrin heraussteigen könnte.
»Iyé«, befahl er. Er ging hinüber und hob den Saum. Die Brandwunden begannen hinten auf der Wade. »Gomen nasai«, sagte er.
Regungslos stand sie da. Ein Schweißtropfen rann ihr über die Wange und verwüstete ihr Make-up. Er hob den Rock höher. Die ganze Rückseite ihrer Beine war bis obenhin verbrannt, schien jedoch gut zu verheilen. Nur in den Kniekehlen war das neue Gewebe beim Knien offenbar wieder aufgesprungen, und es blutete ein wenig.
Er schob ihre Kimonos beiseite und lockerte das Hüftband ihres Unterrocks. Oben an ihren Beinen hörten die Verbrennungen auf und begannen erst wieder weiter oben im Kreuz. In der Taille war eine weitere Narbe zu erkennen, die jedoch nur eine halbe Handspanne breit war. Das Narbengewebe bildete bereits wieder richtige Falten, heilte aber offensichtlich gleichfalls gut.
»Arzt sehr gut. Beste Heilung, jemals gesehen!« Er ließ ihre Kimonos wieder fallen. »Sehr gut, Fujiko-san. Wollte sehen, damit sicher, ob gut oder nicht gut. Arzt sehr gut. Buddha halte Hand über Fujiko-san.« Er legte ihr die Hände auf die Schultern und blickte ihr in die Augen. »Jetzt keine Sorge mehr. Shikata ga nai , neh? Wakarimasu?«
Die Tränen liefen ihr über die Wangen. »Bitte, verzeiht mir, Anjin-san, ich bin so verlegen. Bitte, verzeiht meine Dummheit, daß ich dagestanden und mich habe erwischen lassen wie eine dumme Eta! Ich hätte bei Euch sein, Euch beschützen müssen – nicht bei den Dienern im Haus.«
Er ließ sie weiterreden, wiewohl er nur recht wenig von dem verstand, was sie sagte, hielt sie
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