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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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hättet sie nicht vorher umgebracht?«
    »Unser oberstes Gesetz ist, uns in Geduld zu fassen, unser unterstes Gesetz ist, uns in Geduld zu fassen. Ich habe Eure Befehle immer befolgt. Ich hätte gewartet und Euch zuvor davon berichtet. Wenn ich Euch beleidigt habe, befehlt mir, Seppuku zu begehen. Ich habe Euren Zorn nicht verdient. Herr, ich habe keinen Verrat geübt. Ich kann es nicht ertragen, daß Euer Zorn sich über mich ergießt.«
    Die Dame Genjiko bestätigte die Worte ihres Gatten. »Jawohl, Euer Gnaden. Verzeiht, bitte, wenn ich in aller Demut erkläre, daß ich einer Meinung mit meinem Gatten bin. Er hat sich nichts zuschulden kommen lassen. Wir sind Euch treu ergeben. Alles, was wir haben, ist Euer. Was immer Ihr befehlt, wir werden es tun.«
    »So! Ihr seid also treue Vasallen? Gehorsam? Ihr gehorcht jedem Befehl?«
    »Jawohl, Euer Gnaden.«
    »Gut. Dann geht und tötet Eure Kinder. Sofort!«
    Sudara löste seinen Blick von seinem Vater und sah seine Frau an.
    Kaum merklich bewegte sie den Kopf und gab nickend ihr Einverständnis.
    Sudara verneigte sich vor Toranaga. Seine Hand ballte sich um seinen Schwertgriff, und er erhob sich. Leise schloß er die Tür hinter sich. Ein großes Schweigen legte sich über die Zurückgebliebenen. Genjiko sah nur einmal Mariko an, dann starrte sie auf den Boden.
    Glocken verkündeten die Mitte der Stunde der Ziege. Die Luft im Raum schien noch unerträglicher zu werden. Der Regen setzte kurz aus, gleich darauf regnete es noch heftiger als zuvor.
    Nachdem die Glocke die nächste Stunde geschlagen, wurde an die Tür geklopft.
    »Ja?«
    Die Tür ging auf, Naga sagte: »Bitte, verzeiht, Euer Gnaden, mein Bruder … Herr Sudara möchte wieder heraufkommen.«
    »Laßt ihn durch … und kehrt auf Euren Platz zurück.«
    Sudara kam herein, kniete nieder und verneigte sich. Er war völlig durchnäßt, das Haar klebte an seinem Kopf. Seine Schultern zuckten kaum wahrnehmbar. »Meine … meine Kinder sind … Ihr habt meine Kinder bereits genommen, Euer Gnaden.«
    Genjiko wankte und wäre ums Haar vornübergefallen, doch bezwang sie ihre Schwäche und starrte ihren Mann an. »Ihr … Ihr habt sie nicht getötet?«
    Sudara schüttelte den Kopf, und Toranaga sagte grimmig: »Eure Kinder sind in meiner Hut, sie befinden sich ein Stockwerk tiefer. Ich habe Chano-san aufgetragen, sie herzubringen, nachdem Ihr hierherbefohlen wart. Ich mußte Eurer unbedingt sicher sein. Böse Zeiten erfordern, Menschen auf böse Art auf die Probe zu stellen.« Er betätigte das Handglöckchen.
    »Ihr … ihr zieht Euren … Euren Befehl zurück, Euer Gnaden?« fragte Genjiko und versuchte verzweifelt, ihre Fassung wiederzugewinnen.
    »Jawohl. Meine Befehle werden zurückgezogen. Für diesmal. Es war nötig, Euch zu erkennen. Und meinen Erben.«
    »Danke, danke, Euer Gnaden.« Unterwürfig senkte Sudara den Kopf.
    Die Innentür ging auf. »Chano-san, bringt meine Enkelkinder für einen Augenblick herein«, sagte Toranaga.
    Gleich darauf brachten drei düster gekleidete Ziehmütter und die Amme die Kinder. Die Mädchen waren vier, drei und zwei Jahre alt, und das Baby, ein Sohn, erst wenige Wochen. Er schlief auf den Armen seiner Amme. Die Mädchen trugen alle scharlachrote Kimonos sowie scharlachrote Bänder im Haar. Die Ziehmütter knieten nieder und verneigten sich vor Toranaga, ihre Zöglinge machten es ihnen ernst nach und berührten mit der Stirn die Tatamis  – bis auf das jüngste Mädchen, dessen Kopf sanft, aber nachdrücklich nachgeholfen werden mußte.
    Ernst erwiderte Toranaga ihre Verneigungen. Dann, nachdem der Pflicht Genüge getan, stürzten die Kinder sich in seine Arme – bis auf die jüngste, die auf unsicheren Beinen in die Arme ihrer Mutter wankte.
    Um Mitternacht stolzierte Yabu arrogant über den fackelerhellten Vorhof des Bergfrieds. Toranagas Leibwachen standen überall herum. Der Mond war nur undeutlich zu erkennen, die Sterne waren kaum zu sehen.
    »Ah, Naga-san, was hat all das zu bedeuten?«
    »Ich weiß es nicht, Herr, aber es sollen sich alle in den Beratungssaal begeben. Bitte, verzeiht mir, aber Ihr müßt Eure Schwerter bei mir lassen.«
    Yabu stieg bei diesem Bruch der Etikette die Röte ins Gesicht. »Seid Ihr …« Doch dann besann er sich eines Besseren. Er spürte die Eiseskälte im Ton des jungen Mannes sowie die Nervosität der Wachen in der Nähe. »Auf wessen Befehl hin, Naga-san?«
    »Auf Befehl meines Vaters, Euer Gnaden. Tut mir leid. Aber ich

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