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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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muß Euch sagen, daß Ihr Befehl habt, Euch dort ohne Schwerter einzufinden. Verzeiht, aber Ihr habt keine Wahl.«
    Yabu erblickte den Haufen Schwerter, der sich bereits am Wachhaus neben dem riesigen Haupttor türmte. Er wog die Gefahren ab, die eine Weigerung mit sich bringen würde, und entledigte sich widerwillig seiner Waffen.
    Der riesige Saal war zinnenbewehrt, hatte einen Steinfußboden. Die Decke bestand aus mächtigen Holzbalken. Bald waren die fünfzig ranghöchsten Generäle versammelt, dreiundzwanzig Ratgeber und sieben befreundete Daimyos aus unbedeutenderen nördlichen Provinzen. Alle waren in höchstem Maße erregt und rutschten unbehaglich hin und her.
    »Was hat das alles zu bedeuten?« fragte Yabu, als er verstimmt Platz nahm.
    Ein General zuckte mit den Achseln. »Wahrscheinlich geht es um den Marsch nach Osaka.«
    Ein anderer blickte sich hoffnungsvoll um und sagte: »Vielleicht werden aber auch die Pläne geändert, neh? Und er befiehlt ›Blutiger …‹«
    »Verzeiht, aber da habt Ihr den Kopf in den Wolken. Er ist entschlossen. Unser Gebieter hat seinen Entschluß gefaßt … Osaka und sonst nichts. Hallo, Yabu-sama, wann seid Ihr denn angekommen?«
    »Gestern. Ich habe über zwei Wochen mit meinen Truppen in einem dreckigen Fischerdorf namens Yokohama festgesessen. Der Hafen ist ja gut, aber diese Insekten! Stinkende Moskitos und Falter!«
    »Seid Ihr mit den Neuigkeiten auf dem laufenden?«
    »Ihr meint, mit all den schlechten Neuigkeiten? Wir sollen immer noch in sechs Tagen abmarschieren, neh?«
    »Ja, schrecklich! Eine Schande! Aber heute abend ist es noch schlimmer«, meinte ein anderer General grimmig. »Ich bin noch nie zuvor ohne meine Schwerter gewesen. Niemals!«
    »Das ist eine Beleidigung«, sagte Yabu mit Bedacht. Alle in seiner Nähe sahen ihn an.
    »Ganz meine Meinung«, sagte General Kiyoshio und brach damit sein Schweigen. Serata Kiyoshio war der grauhaarige zähe Kommandeur der Siebten Armee. »Ich bin noch nie zuvor ohne Schwerter öffentlich aufgetreten. Ich glaube … eeeee, Befehl ist Befehl, aber gewisse Befehle sollten nicht erteilt werden.«
    »Das ist richtig«, sagte jemand. »Was wohl Eisenfaust getan hätte, wenn er hier wäre?«
    »Der hätte sich eher den Bauch aufgeschlitzt, ehe er seine Schwerter abgegeben hätte«, sagte ein junger Mann, Serata Tomo, der älteste Sohn des Generals und Stellvertretender Kommandeur der Vierten Armee. »Ich wünschte, Eisenfaust wäre hier!«
    General Kiyoshio räusperte sich vernehmlich. »Irgendwer müßte doch Verantwortlichkeit zeigen … und seine Pflicht tun! Irgend jemand müßte doch darauf aufmerksam machen, daß Lehnsherr sein gleichbedeutend ist mit Verantwortung und Pflicht!«
    »Verzeiht, aber Ihr tätet gut daran, Eure Zunge im Zaum zu halten«, riet Yabu ihm.
    »Wozu hat ein Samurai denn seine Zunge im Mund, wenn es ihm verboten ist, als Samurai zu reden?«
    »Zu nichts«, erwiderte Isamu, ein alter Ratgeber. »Ganz meine Meinung. Es wäre besser, man wäre tot.«
    »Tut mir leid, Isamu-san, aber etwas anderes steht uns ja ohnehin nicht bevor«, sagte der junge Serata Tomo. »Wir sind wie angebundene Tauben für einen gewissen entehrten Falken.«
    »Bitte, hütet Eure Zunge!« sagte Yabu und ließ sich seine eigene Genugtuung nicht anmerken. Dann setzte er mit größtem Bedacht hinzu: »Er ist unser Lehnsherr, und bis Herr Sudara oder der Rat die Verantwortung übernimmt, bleibt er unser Lehnsherr, dem gehorcht werden muß. Neh?«
    General Kiyoshio sah ihn forschend an, seine Hand suchte unwillkürlich nach seinem Schwertgriff. »Was habt Ihr gehört, Yabu-sama?«
    »Nichts.«
    »Buntaro-san hat gesagt, daß …«, begann der Ratgeber.
    Ohne rechte Überzeugung unterbrach General Kiyoshio ihn. »Bitte, verzeiht, Isamu-san, aber was General Buntaro gesagt hat und was nicht, spielt keine Rolle. Was Yabu-sama sagt, stimmt. Ein Lehnsherr ist ein Lehnsherr. Trotzdem hat auch ein Samurai Rechte, hat selbst ein Vasall Rechte. Und auch Daimyos, neh?«
    Yabu erwiderte den Blick und versuchte auszuloten, wie weit diese versteckte Aufforderung gehen mochte. »Izu ist die Provinz von Herrn Toranaga. Ich bin nicht mehr Daimyo von Izu, sondern nur sein oberster Lehnsmann dort.« Er sah sich in dem riesigen Raum um. »Es scheinen alle da zu sein, neh?«
    »Bis auf Herrn Noboru«, sagte ein General und erwähnte damit Toranagas ältesten Sohn, der allgemein gehaßt wurde.
    »Ja. Um so besser. Keine Sorge, General, die

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