Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
Der Mann fuhr herum, als andere Samurai sich auf ihn stürzten, wehrte sich heldenmütig, hielt sie sich für einen Moment wütend vom Leib, eilte dann auf das Schanzkleid zu und warf sich über Bord.
    Vier oder fünf, die schwimmen konnten, ließen ihre Langschwerter fallen, nahmen ihr kurzes dolchartiges Kurzschwert zwischen die Zähne und sprangen hinter ihm her, während die anderen und die Holländer sich an der Reling drängten.
    Blackthorne sprang auf das Schanzkleid hinauf. Er konnte unten nichts erkennen; dann endlich entdeckte er wirbelnde Schatten in der Tiefe des Wassers. Ein Mann kam nach oben, um Luft zu holen, und tauchte dann wieder. Bald durchbrachen vier Köpfe die Wasseroberfläche. Zwischen sich hatten sie eine Leiche mit einem Dolch in der Kehle.
    »Tut mir leid, Anjin-san, es war sein eigener Dolch«, rief einer unter dem Gebrüll der anderen hinauf.
    Als alle wieder an Deck waren, zeigte Blackthorne mit gespannter Pistole auf das Heiligenbild. »Alle Samurai … noch einmal!« Seinem Befehl wurde augenblicklich Folge geleistet, und er überzeugte sich, daß sich jeder der Prüfung unterzog.
    »Uraga-san, Ihr geht mit mir an Land und bringt noch jemand zum Rudern mit. Ihr vier«, sagte Blackthorne, nachdem alles vorbei war, auf japanisch und wies auf die Männer, die über Bord gesprungen waren, »ihr vier jetzt Kapitäne, verstehen? Jeder nimmt sich fünfzig Mann.«
    »Hai, Anjin-san.«
    »Wie heißt Ihr?« fragte er einen von ihnen, einen großen, stillen Mann mit einer vernarbten Wange.
    »Nawa Chisato, Herr.«
    »Ihr seid heute der Kapitän. Ganzes Schiff. Bis ich zurückkomme.«
    »Ja, Herr.«
    Blackthorne trat ans Fallreep heran.
    Unten war ein Ruderboot festgemacht.
    »Wohin wollt Ihr, Pilot?« fragte van Nekk ängstlich.
    »An Land. Ich komme später wieder an Bord.«
    »Gut. Dann gehen wir alle.«
    »Nein! Ich gehe allein!«
    »Aber was um Gottes willen ist mit uns?« rief van Nekk. »Was sollen wir denn tun? Laßt uns nicht allein, Pilot! Was habt …«
    »Ihr wartet einfach!« gebot Blackthorne ihnen. »Ich sorge dafür, daß ihr Essen und Trinken an Bord geschickt bekommt.«
    Ginsel baute sich vor Blackthorne auf. »Ich dachte, wir führen heute nacht noch zurück. Warum tun wir das nicht?«
    »Wie lange sollen wir denn hierbleiben, Pilot, und wie lange …«
    »Pilot, was ist mit Yedo?« fragte Ginsel lauter. »Wie lange sollen wir mit diesen gottverfluchten Affen hierbleiben?«
    »Jawohl, Affen, bei Gott«, erklärte Sonk fröhlich. »Was ist mit unseren Sachen und unseren Leuten?«
    »Ja, was ist mit unseren Eta, Pilot? Unseren Leuten und unseren Weibern?«
    »Die werden morgen hier sein.« Blackthorne schluckte seinen Abscheu herunter. »Geduldet euch, ich komme so schnell wie möglich zurück. Baccus, du übernimmst das Kommando.« Er wandte sich zum Gehen.
    »Ich gehe mit Euch«, sagte Jan Roper trotzig und folgte ihm. »Wir sind in einem Hafen, also haben wir Vortritt, und ich brauche ein paar Waffen.«
    Blackthorne wandte sich zu ihm um, und ein Dutzend Schwerter fuhren aus den Scheiden, bereit, Roper zu töten. »Noch ein Wort, und Ihr seid ein toter Mann.«
    Der große hagere Kaufmann bekam einen puterroten Kopf und blieb stehen. »Hütet Eure Zunge in der Nähe dieser Samurai, denn jeder von ihnen könnte Euch den Kopf abschlagen, ehe ich sie davon abhalten kann, und das bloß wegen Eurer gottverdammten schlechten Manieren … ganz zu schweigen von allem anderen! Sie sind äußerst empfindlich, und in Eurer Nähe werde auch ich empfindlich, und Waffen bekommt ihr, wenn ihr sie braucht, verstanden?«
    Jan Roper nickte verdrossen und wich zurück. Die Samurai drohten immer noch, doch Blackthorne beruhigte sie und befahl ihnen bei Todesstrafe, seine Mannschaft in Ruhe zu lassen. »Ich bin bald wieder zurück.« Er kletterte das Fallreep hinunter und stieg in das Ruderboot. Uraga und ein weiterer Samurai folgten ihm. Chisato, der Kapitän, ging zu Jan Roper, der unter der Drohung verzagte, verneigte sich und zog sich dann zurück.
    Als sie ein ganzes Stück vom Schiff entfernt waren, dankte Blackthorne Uraga dafür, daß er den Verräter gefaßt hatte.
    »Bitte, nicht danken. Es war nur meine Pflicht.«
    Blackthorne lobte ihn nochmals und machte es sich dann vorn im Boot bequem. Jetzt spürte er seine Müdigkeit. Er zwang sich, die Augen offenzuhalten, und warf noch einen Blick zurück auf sein Schiff, um sich zu vergewissern, daß es auch wirklich einen guten Liegeplatz

Weitere Kostenlose Bücher