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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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leid, aber sie hat Orders, wir haben Orders. Mariko-san! Erklärt es ihm. Sagt ihm, er soll sich beeilen.«
    Yabu war unbeugsam geblieben, und so spät in der Nacht war es unmöglich gewesen, noch zu Toranaga zu gehen und ihn zu bitten, seine Befehle zurückzunehmen. Es war ihm keine Zeit mehr geblieben, unter vier Augen mit Mariko oder Fujiko zu sprechen, und sie hatten sich nur förmlich verabschieden können. Freilich würden sie sich ja bald in Osaka wiedersehen. »Sehr bald, Anjin-san«, hatte Mariko gesagt …
    »Herrgott, laß mich sie nicht verlieren«, sagte Blackthorne. Die Möwen kreischten über dem Strand, und ihre Schreie ließen ihn seine Einsamkeit noch schmerzlicher spüren.
    »Wen verlieren, Euer Gnaden?«
    Blackthorne kehrte in die Wirklichkeit zurück. Er zeigte auf das ferne Schiff. »Wir sprechen von Schiffen per sie … Schiffe sind für uns weiblich, nicht männlich. Wakarimasu ka?«
    »Hai.«
    Blackthorne konnte die winzigen Gestalten seiner Mannschaft noch erkennen, und das unlösbare Dilemma, in dem er steckte, kam ihm neuerlich zu Bewußtsein. Du brauchst sie nun mal an Bord, sagte er sich, und sogar noch mehr wie sie. Auch die neuen Leute werden den Samurai nicht gerade freundlich gegenüberstehen. Außerdem werden die meisten von ihnen vermutlich katholisch sein. Gott im Himmel, wie soll ich die nur alle unter meine Fuchtel bringen? Mariko hat recht. In der Nähe von Katholiken bin ich ein toter Mann.
    »Selbst in meiner Nähe, Anjin-san«, hatte sie gestern abend gesagt.
    »Nein, Mariko-chan. In Eurer Nähe nicht.«
    »Ihr habt gesagt, wir seien Eure Feinde … heute nachmittag.«
    »Ich habe gesagt, die meisten Katholiken sind meine Feinde.«
    »Sie werden Euch umbringen, wenn sie können.«
    »Ja, aber Sie … werden wir uns wirklich in Osaka wiedersehen?«
    »Ja. Ich liebe Ihn. Und, Anjin-san, hütet Euch vor Yabu-san …«
    Sie haben schon recht mit Yabu, dachte Blackthorne, trotz seiner Beteuerungen und Versprechungen. Ich habe einen schweren Fehler begangen, meine Leute zurückzupfeifen. Der Hund wird mir die Gurgel durchschneiden, sobald ich ihm nicht mehr nützlich bin, mag er noch so sehr das Gegenteil behaupten. Und trotzdem hat auch Yabu recht: Ich bin auf ihn angewiesen. Ohne seinen Schutz werde ich niemals nach Nagasaki kommen und den Hafen wieder verlassen. Er könnte mir zweifellos helfen, Toranaga zu überzeugen. Zusammen mit ihm an der Spitze von zweitausend weiteren Fanatikern könnten wir ganz Nagasaki verwüsten. Vielleicht sogar Macao …
    Madonna! Allein bin ich hilflos!
    Dann fiel ihm ein, was Gyoko Mariko über Uraga gesagt hatte, daß er ihm nicht trauen solle. In diesem Falle hatte Gyoko sich geirrt, dachte er. Worin hat sie sich noch geirrt?

Fünftes Buch
    52. Kapitel
    Nach der langen Fahrt mit der Galeere wieder in der vielbefahrenen Wasserstraße von Osaka, überfiel Blackthorne wie schon beim ersten Mal das alles erdrückende Gewicht dieser Stadt. Der Taifun hatte ganze Schneisen in die Häusermassen hineingerissen, und in manchen Gebieten war noch alles schwarz vom Feuer, aber das beeinträchtigte nicht die überwältigende Größe der Stadt, die von der Burg beherrscht wurde. Selbst aus dieser Entfernung – über einer Legua  – vermochte er den gewaltigen Gürtel der ersten großen Mauer zu erkennen, die hochragenden Zinnen, was freilich alles neben der düsteren Trutzigkeit des Bergfrieds geradezu zwergenhaft wirkte.
    »Herrgott«, sagte Vinck, der neben ihm am Bug stand: »Kann doch gar nicht angehen, daß die Stadt so groß ist. Dagegen ist Amsterdam ja ein Dorf.«
    »Ja. Der Sturm hat die Stadt mitgenommen, aber nicht allzu schlimm. Der Burg hat er nichts anhaben können.«
    Der Taifun war vor zwei Wochen von Südwesten kommend über sie hergefallen. Warnende Vorboten hatte es mehr als genug gegeben: Niedrig hängende Wolken, Böen und Regenschauer, und so hatten sie eiligst einen sicheren Hafen angelaufen. Fünf Tage hatten sie dort vor Anker liegen müssen. Jenseits des Hafens hatte das Meer gebrodelt und gekocht, und die Winde waren äußerst tückisch und stark gewesen.
    »Herrgott!« wiederholte Vinck. »Wären wir doch bloß zu Hause! Wir hätten schon vor einem Jahr wieder daheim sein sollen.«
    Blackthorne hatte Vinck von Yokohama mitgenommen und die anderen nach Yedo zurückgeschickt. Die Erasmus war von Naga bewacht im Hafen von Yokohama zurückgeblieben. Die Holländer waren froh gewesen, wieder zurückzufahren … so wie er

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