Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
Gesellschaft Jesu. Um das Fallreep herum waren weitere Graue mit Fackeln zu erkennen. Er schlug eine andere Richtung ein, um dem Schiff aus dem Weg zu gehen.
    »Ihr da! Halt!«
    Der Befehl kam aus dem Dunkel. Uraga blieb von Panik ergriffen stehen. Graue traten ins Licht heraus und umringten ihn. »Wohin des Wegs, Priester?«
    »In den Osten der Stadt«, sagte Uraga stockend mit trockenem Mund. »Zu unserem Nichiren-Schrein.«
    »Ach, dann gehört Ihr also zur Nichiren-Sekte? Neh?«
    Rauh sagte ein anderer Samurai: »Zu denen gehöre ich nicht. Ich bin Zen-Buddhist wie unser General.«
    »Zen … ah, ja, Zen ist gut«, sagte ein anderer. »Ich wünschte, ich könnte es verstehen, aber das ist zu schwierig für meinen Kopf.«
    »Der schwitzt aber ganz schön für einen Priester, oder? Warum schwitzt Ihr so?«
    Ein paar lachten, und jemand hielt die Fackel näher an sein Gesicht heran.
    »Warum sollten sie nicht schwitzen?« sagte der Mann mit der rauhen Stimme. »Sie tun doch nichts weiter als den ganzen Tag schlafen und die ganze Nacht das Kopfkissen teilen … mit Nonnen, Knaben, Hunden und mit sich selbst, was sie gerade in die Finger bekommen … und dabei stopfen sie sich die ganze Zeit über mit Essen voll, für das sie nie gearbeitet haben. Priester sind Parasiten, wie die Flöhe!«
    »Ach, laß ihn doch in Ruhe, er ist bloß …«
    »Nehmt Euren Hut ab, Priester.«
    Uraga wurde steif. »Warum? Und warum einen Mann belästigen, der sein Leben dem Dienste Buddhas geweiht hat? Buddha tut Euch keinen …«
    Streitsüchtig trat der Samurai einen Schritt vor. »Ich habe gesagt, nehmt Euren Hut ab!«
    Uraga gehorchte. Er hatte den Kopf frisch rasiert, wie der eines Priesters sein sollte, und er dankte dem Kami oder Geist, der ihn veranlaßt hatte, diese Vorsichtsmaßnahme zu ergreifen – falls man ihn dabei erwischte, wie er die Ausgangssperre übertrat. Sämtliche Samurai des Anjin-san waren von den Hafenbehörden angewiesen worden, die Galeere nicht zu verlassen, solange von höherer Stelle keine anderen Befehle vorlägen. »Es ist kein Grund vorhanden, unhöflich zu sein«, sagte er hochfahrend mit dem unbewußten Stolz des Jesuiten, der ihm in Fleisch und Blut übergegangen war. »Der Dienst an Buddha ist ein ehrenvolles Leben, und Priester zu werden ist gleichfalls aller Ehren wert und sollte der letzte Schritt im Greisenalter eines jeden Samurai sein. Oder kennt Ihr das Bushido nicht? Wo bleiben Eure Manieren.«
    »Was? Ihr seid Samurai?«
    »Selbstverständlich bin ich Samurai. Wie würde ich es sonst wagen, einem Samurai zu sagen, er habe schlechte Manieren?« Uraga setzte den Hut wieder auf. »Ihr tätet besser daran, weiter Eure Patrouille zu gehen, statt harmlose Priester zu belästigen.« Hochmütig, aber mit weichen Knien schritt er davon.
    Der Samurai sah ihm eine Weile nach, dann spuckte er aus. »Priester!«
    Uraga folgte der Straße. Er war sehr stolz auf sich. Als er sich der Galeere näherte, wurde er wieder vorsichtig und drückte sich in den Schatten eines Gebäudes. Dann nahm er allen Mut zusammen und marschierte auf die von Fackeln beleuchtete Anlegestelle der Galeere zu.
    »Guten Abend«, grüßte er die Grauen höflich, die sich neben dem Fallreep lümmelten, um dann noch den Segensspruch: » Namu Amida Butsu! – Im Namen des Buddha Amida!« hinzuzufügen.
    »Vielen Dank. Namu Amida Butsu.« Die Grauen ließen ihn unbehindert durch. Ihre Orders lauteten, den Barbaren und seine Samurai nicht an Land zu lassen – nur Yabu und seine Ehrenwache. Von einem buddhistischen Priester, der mit dem Schiff gekommen war, hatte niemand etwas gesagt.
    Erschöpft betrat Uraga das Hauptdeck.
    »Uraga-san«, rief Blackthorne leise vom Achterdeck. »Hier!«
    Uraga blinzelte, um seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Er sah Blackthorne und wußte, daß der zweite Schatten dort oben der andere Barbar mit dem unaussprechlichen Namen sein müsse.
    »Ah, Anjin-san«, flüsterte er und tastete sich zu ihm hinüber, wobei er kurz den Wachen zunickte, die auf dem Deck verstreut waren.
    »Wartet!« mahnte Blackthorne leise zur Vorsicht. »Seht ans Land hinüber. Dort drüben, in der Nähe des Lagerhauses. Seht Ihr ihn? Nein, etwas weiter nördlich … ja dort, seht Ihr ihn jetzt?« Ein Schatten bewegte sich kurz, um dann wieder mit der Dunkelheit zu verschmelzen.
    »Wer war das?«
    »Ich habe Euch nicht aus den Augen gelassen, seit Ihr wieder auf die Straße herausgekommen seid. Er hat Euch verfolgt.

Weitere Kostenlose Bücher