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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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besonders schlechte Ernte geben wird. Die meisten Menschen glauben, daß es einen Bürgerkrieg gibt, sobald Herr Toranaga tot ist. Der Goldpreis ist enorm in die Höhe geschnellt, und der Zins beträgt siebzig Prozent, was …«
    »Das ist doch unmöglich, Ihr müßt Euch irren.« Blackthorne stand auf, um seinen Rücken zu strecken. Dann lehnte er sich müde gegen das Schanzkleid. Höflich erhoben sich Uraga und sämtliche Samurai gleichfalls.
    »Bitte, verzeiht«, sagte Uraga gerade, »unter fünfzig Prozent liegt er nie; gewöhnlich schwankt er zwischen fünfundsechzig und siebzig Prozent, manchmal geht er sogar bis zu achtzig. Vor fast zwanzig Jahren machte der Pater Visitator beim Heiligen Va… beim Papst eine Eingabe, uns … der Gesellschaft Jesu … zu gestatten, Geld zu zehn Prozent Zins auszuleihen. Mit diesem Vorschlag hatte er sehr recht … und ihm wurde auch stattgegeben, Anjin-san. Denn zehn Prozent, das mußte dem Christentum Glanz und viele Konvertiten einbringen, denn selbstverständlich konnten nur Christen Darlehen bekommen, die allerdings immer bescheiden ausfielen. Ihr zahlt solche hohen Zinsen nicht in Eurem Land?«
    »Selten. Das ist Wucher. Ihr versteht ›Wucher‹?«
    »Das Wort verstehe ich schon, gewiß. Aber für uns würde unter hundert Prozent Zinsen niemand von Wucher reden.«
    »Gut. Ihr habt Eure Sache ausgezeichnet gemacht.«
    »Ich danke Euch, Euer Gnaden.«
    Blackthorne überlegte einen Augenblick, dann fragte er ihn nach dem Empfang aus, und Uraga beriet ihn, so gut er konnte. Zuletzt erzählte er Blackthorne auch noch, wie er der Samurai-Patrouille entkommen war.
    »Hätte Eure Haartracht Euch denn verraten?« fragte Blackthorne.
    »O ja. Jedenfalls hätte das genügt, mich vor ihren Offizier zu bringen.« Uraga wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Tut mir leid, aber es ist sehr heiß, neh?«
    »Sehr«, stimmte Blackthorne ihm höflich zu, während er im Geiste die Informationen verdaute. Er blickte zur See hinaus, überprüfte unbewußt den Himmel, die See und den Wind. Alles war gut und in Ordnung, die Fischerboote ließen sich nah und fern von der Strömung treiben. Vorn stand in jedem Boot ein Speerwerfer, der mit der Laterne leuchtete und von Zeit zu Zeit den Speer hinunterstieß und fast jedesmal eine schöne Brasse, Meeräsche oder eine Rote Meerschnepfe heraufbrachte, die sich um den Speerschaft wand und um sich schlug.
    »Noch ein Letztes, Euer Gnaden. Ich bin zur Mission gegangen … das heißt, ich bin um sie herumgeschlichen. Die Wachen waren sehr auf der Hut, und hineingekommen wäre ich niemals … jedenfalls glaube ich das nicht. Nur, wenn ich an einer von ihnen vorübergegangen wäre. Ich habe eine Weile zugesehen, aber ehe ich fortging, sah ich Chimmoko, die Zofe der Dame Mariko, hineingehen.«
    »Seid Ihr da ganz sicher?«
    »Ja. Eine andere Zofe begleitete sie. Ich glaube …«
    Blackthorne blickte abermals auf die See hinaus und murmelte halb für sich: »Was hat das nun wieder zu bedeuten?«
    »Die Dame Mariko ist Christ … ist Katholikin, neh? Sie kennt den Pater Visitator sehr gut. Er war es, der sie zum Übertritt bewogen hat. Die Dame Mariko ist die wichtigste und berühmteste Dame im ganzen Reich … nach den drei allerhöchsten: der Dame Ochiba, der Dame Genjiko und Yodoko-sama, der Witwe des Taikō.«
    »Vielleicht möchte Mariko-san beichten? Oder zur Messe gehen? Könnte sie nicht Chimmoko hingeschickt haben, das zu veranlassen?«
    »Es ist alles möglich, Anjin-san. Alle Damen der Daimyos sind in ihrer Bewegungsfreiheit so ziemlich auf die Burg beschränkt, neh? Sind sie erst einmal drinnen, bleiben sie drinnen, wie Fische in einer goldenen Schale, die darauf warten, mit einem Speer aufgespießt zu werden.«
    »Hört auf damit! Ich habe genug von diesem Geunke!«
    »Tut mir leid. Trotzdem, Anjin-san, ich glaube, jetzt wird die Dame Toda nicht wieder herauskommen. Bis zum neunzehnten Tag.«
    »Ich habe Euch gesagt, Ihr sollt aufhören! Ich weiß schon, was die Worte ›Geisel‹ und ›letzter Tag‹ zu bedeuten haben!« Es war sehr still an Deck, aller Stimmen waren gedämpft. Die Wachen standen lässig da und warteten darauf, irgendwann abgelöst zu werden. Das Wasser schwappte gegen den Schiffsrumpf, und die Taue knarrten beruhigend.
    Nach einem Augenblick sagte Uraga: »Vielleicht hat Chimmoko den Pater Visitator gebeten, Mariko aufzusuchen. Als sie die Erste Brücke überquerte, stand sie zweifellos unter starker Bewachung.

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