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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Zärtlichkeiten von Suwos Händen hingeben. Sie dachte daran, wie sie zusammen mit den anderen Mädchen und Gyoko-san lachen würde, während sie Geschwätz und Gerüchte und Geschichten austauschten, und an den Kimono, den sie heute abend anlegen würde, den goldenen mit den gelben und grünen Blüten darin, und an die Haarbänder, deren Farbe genau dazu paßte. Nach dem Bad würde sie sich frisieren, und mit dem Geld, das sie für die vergangene Nacht erhielt, würde sie einen sehr großen Teil ihrer Schulden bei ihrer Arbeitgeberin Gyoko-san abbezahlen können; etwas davon würde sie durch den Geldwechsler ihrem Vater schicken, der ein Bauer war, und trotzdem könnte sie einiges für sich selbst behalten. Bald würde sie sich mit ihrem Geliebten treffen, und es würde ein vollkommener Abend werden.
    Das Leben ist sehr gut, dachte sie.
    Jawohl. Aber schwierig, sehr schwierig, die Schreie zu vergessen. Unmöglich! Die anderen Mädchen werden genauso unglücklich sein, und Gyoko-san auch. Morgen werden wir alle Anjiro verlassen und heimkehren in unser schönes Haus in Mishima, der größten Stadt der Provinz Izu, die um das größte Schloß des Daimyo in Izu herumgebaut war, von wo alle Impulse ausgehen und wo das wahre Leben sich abspielt.
    Ich bedaure, daß die Dame Midori nach mir geschickt hat.
    Nun sei aber ehrlich, Kiku, wies sie sich scharf zurecht. Es sollte dir durchaus nicht leid tun. Es tut dir nicht leid, neh ? Schließlich war es eine Ehre, unserem Herrn zu dienen. Jetzt, da du von ihm geehrt worden bist, bist du Gyoko-san mehr wert denn je zuvor, neh ? Es war eine große Erfahrung, und jetzt wird man dich ›Dame der Nacht der Schreie‹ nennen. Und wenn du Glück hast, schreibt sogar jemand eine Ballade über dich, und wer weiß, möglicherweise singt man diese Ballade dann selbst in Yedo! Ach, zu schön wäre das! Dann wird dein Geliebter bestimmt deinen Vertrag lösen, und du bist sicher und zufrieden und kannst Söhne gebären!
    Sie lächelte. Ach, was für Geschichten die Sänger über diese Nacht singen werden – Geschichten, die man sich in jedem Teehaus in ganz Izu erzählen wird. Von dem Herrn Daimyo, der regungslos diesen Schreien zuhörte und dem dabei der Schweiß in Strömen über das Antlitz lief. Was hat er gemacht im Bett? werden sie alle wissen wollen. Und warum den Knaben? Wie war er, als ihr das Kopfkissen miteinander teiltet? Was sagte die Dame Kiku und was Herr Yabu? War sein unvergleichlicher Schaft unbedeutend oder voll erblüht? Hat er es einmal oder zweimal oder überhaupt nicht geschafft? Ist wirklich gar nichts geschehen?
    Tausend Fragen, und doch keine jemals direkt gestellt und niemals mit einer Antwort beehrt. Das ist klug, Kiku, dachte sie. Verschwiegenheit war das A und das O in der Welt der Weidenruten. Nie etwas von einem Kunden oder seinen Angewohnheiten oder der Höhe der Bezahlung erzählen – und sich auf diese Weise als völlig vertrauenswürdigerweisen. Wenn eine andere es erzählte, nun, das war ihre Sache. Wo die Wände aus Papier bestehen und die Häuser so klein sind und die Menschen so, wie sie nun einmal sind, gehen Bettgeschichten flugs in Balladen ein – niemals jedoch die Wahrheit, stets nur Übertreibungen; denn Männer sind nun mal Männer, neh? Niemals jedoch ein Wort von der Dame! Eine in die Höhe geschobene Braue oder ein zögerndes Achselzucken – mehr war nicht gestattet. Und reichte immer, wenn ein Mädchen klug beraten war. Als die Schreie aufgehört hatten, war Yabu statuengleich im Mondlicht sitzen geblieben, eine halbe Ewigkeit, so schien es. Dann erst hatte er sich erhoben. Augenblicklich war sie zurückgehuscht in das Nebenzimmer. Der Knabe hatte Angst gehabt, jedoch versucht, es sich nicht anmerken zu lassen. Er hatte die Tränen fortgewischt, die die Folter ihm in die Augen getrieben hatte. Aufmunternd hatte sie ihm zugelächelt, sich zu einer Gelassenheit gezwungen, die sie gar nicht besaß.
    Dann war Yabu an der Tür gewesen: in Schweiß gebadet, das Gesicht straff und die Augen halb geschlossen. Kiku hatte ihm geholfen, die Schwerter abzulegen, dann seinen schweißnassen Kimono und das Lendentuch. Danach hatte sie ihm in einen sonnenfrischen Kimono geholfen und ihm den Seidengürtel zugeknöpft. Einmal hatte sie versucht, ihn zu begrüßen, doch sanft hatte er ihr einen Finger vor die Lippen gelegt.
    Dann war er zum Fenster hinübergetreten und hatte zum blasser werdenden Mond hinübergeblickt, wie in Trance, und er hatte

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