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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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leicht geschwankt. Sie hatte die Ruhe bewahrt, wovor jetzt sich fürchten? Er war ein Mann und sie eine Frau, die angelernt worden war, auch wirklich eine Frau zu sein und Lust zu schenken, auf welche Weise auch immer. Nicht jedoch Schmerz zuzufügen oder zu empfangen. Es gab andere Kurtisanen, die sich spezialisiert hatten auf diese Art der Lust. Einen blauen Fleck hier oder da, vielleicht von einem Biß, nun, das gehörte zum Schmerz und der Lust des Gebens und Nehmens, blieb jedoch immer in vernünftigen Grenzen, denn schließlich ging es um die Ehre, und sie war eine Dame der Ersten Kategorie in der Welt der Weidenruten, jemand, den man niemals leichtfertig behandeln durfte, sondern stets zu ehren hatte. Freilich, zu ihrer Ausbildung hatte es auch gehört zu lernen, wie man einen Mann – in Grenzen – zahm hielt. Manchmal schlug ein Mann doch über die Stränge, und das war schrecklich. Denn die Dame war allein, ohne alle Rechte.
    Sie war makellos frisiert, nur ein paar winzige Locken hingen über ihren Ohren herab, um so etwas wie erotische Auflösung anzudeuten. Den rotschwarz karierten äußeren Kimono, der mit dem reinsten Grün gesäumt war, um das Weiß ihrer Haut auch richtig zur Geltung kommen zu lassen, hatte sie eng um die schmale Taille gezogen und mit einem breiten, gestreiften Gürtel aus grün schillernder Seide, einem Obi, zusammengeschnürt. Jetzt vernahm sie das Rauschen, mit dem die Wellen unten auf den Strand liefen; ein leichter Wind brachte die Blätter im Garten zum Rascheln.
    Endlich hatte Yabu sich umgewandt und zuerst sie, dann den Knaben angesehen.
    Der Knabe war fünfzehn. Er war Lehrjunge eines buddhistischen Mönchs in einem nahe gelegenen Kloster, eines Malers und Buchillustrators. Der Knabe gehörte zu jenen, denen es Freude macht, Geld von denen zu empfangen, die gern mit Knaben schliefen und nicht mit Frauen.
    Yabu machte ihm ein Zeichen. Gehorsam lockerte der Knabe mit geübter Eleganz seine Schärpe. Er trug kein Lendentuch, sondern einen gefältelten Frauenunterrock, der bis auf den Boden ging. Sein Körper war glatt und sanft gerundet und nahezu unbehaart.
    Kiku erinnerte sich, wie still es im Raum gewesen war. Sie und der Knabe warteten darauf, daß Yabu zwischen ihnen wählte, und er blickte von einem zum anderen.
    Endlich hatte er ihr ein Zeichen gegeben. Anmutig löste sie den Knoten ihres Obi, wickelte ihn langsam auf und ließ ihn fallen. Die Falten ihrer drei hauchzarten Kimonos raschelten, als sie sich öffneten und den Blick freigaben auf einen spinnwebfeinen Unterrock, der die Schönheit ihrer Schenkel noch unterstrich. Yabu legte sich auf den Futon, und auf sein Zeichen hin streckten sich beide links und rechts von ihm aus. Er legte ihre Hände auf seinen Leib und hielt sie gleichermaßen an sich gepreßt. Er wurde rasch warm, zeigte ihnen, wie sie ihre Nägel in seine Flanken zu schlagen hätten, trieb sie zur Eile an, sein Gesicht immer noch zur Maske erstarrt, schneller, schneller, und dann sein markerschütternder Schmerzensschrei. Einen Augenblick lag er keuchend da, die Augen fest geschlossen, der Brustkorb hob und senkte sich. Dann drehte er sich um und war fast augenblicklich eingeschlafen.
    Sie beide hielten in der Stille die Luft an. »Waren wir denn nicht gut, Kiku-san? Ich meine, alles ist so schnell gegangen«, flüsterte der Knabe.
    »Wir haben alles so gemacht, wie er es wünschte«, beruhigte sie ihn.
    »Kein Zweifel – er hat das Spiel der Wolken und des Regens gespielt«, sagte der Knabe. »Ich glaubte schon, das ganze Haus bricht zusammen. Zuerst hatte ich schreckliche Angst. Es tut gut, jemand gefällig zu sein.«
    Gemeinsam hatten sie Yabu mit großer Behutsamkeit abgetrocknet und die Decke über ihn gebreitet. Dann hatte der Knabe sich schmachtend und halb auf den Ellbogen gestützt hingelegt und ein Gähnen unterdrückt.
    »Warum schläfst du nicht auch?« hatte sie gesagt.
    Der Knabe zog seinen Kimono fester um sich und veränderte seine Lage dergestalt, daß er jetzt vor ihr kniete. Sie saß neben Yabu und streichelte ihm sanft den Arm, um ihn in seinem unruhigen Schlaf zu beschwichtigen.
    »Ich bin noch nie mit einem Mann und einer Dame gleichzeitig zusammengewesen, Kiku-san«, flüsterte der Knabe.
    »Ich auch nicht.«
    Der Knabe legte die Stirn in Falten. »Ich bin überhaupt noch nie mit einem Mädchen zusammengewesen. Ich meine, ich habe noch nie mit einer das Kopfkissen geteilt.«
    »Möchtest du mich?« hatte sie höflich

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