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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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allein mit dem Ketzer unterhalten, wenn ihr das Vergnügen macht? Keiner von beiden wird noch lange auf dieser Erde weilen. Gebenedeite Madonna, nimm sie um ihrer Kühnheit willen für ewig in Deinen Schutz!
    »Latein ist sicherer, Anjin-san.« Ihr Fächer verscheuchte einen Moskito, der leise davonsurrte.
    »Können sie uns von dort aus hören?«
    »Nein, das glaube ich nicht, jedenfalls nicht, wenn wir leise sprechen.«
    »Gut. Was war mit Kiyama?«
    »Ich liebe Ihn.«
    »Sie …«
    »Er hat mir gefehlt.«
    »Und Sie mir. Wie können wir allein zusammenkommen?«
    »Heute nacht ist das nicht möglich. Morgen nacht wird es sich einrichten lassen, Geliebter. Ich habe einen Plan.«
    »Morgen? Und was ist mit Ihrer Abreise?«
    »Morgen werden sie mich wahrscheinlich aufhalten, Anjin-san … bitte, macht Euch keine Sorgen. Am Tag darauf werden wir alle frei sein. Morgen nacht, wenn man mich nicht durchgelassen hat, werde ich bei Ihm sein.«
    »Wie?«
    »Kiri wird mir helfen. Es wird nicht schwierig sein …« Sie hielt inne, als Zofen kleine Becken für die Räucherstäbchen brachten. Bald vertrieben die sich kräuselnden Rauchfäden das Nachtgetier. Als sie wieder allein waren, redeten sie über ihre Reise, waren einfach glücklich, beisammen zu sein, liebten sich, ohne sich zu berühren, mieden das Thema Toranaga und die Bedeutung des morgigen Tages. Dann sagte er: »Ishido ist mein Feind. Warum sind dann so viele Wachen um mich herum?«
    »Um Ihn zu beschützen. Aber auch, um Ihn nicht entweichen zu lassen. Ich glaube, Ishido könnte gleichfalls wünschen, Ihn gegen das Schwarze Schiff, Nagasaki, Herrn Kiyama und Herrn Onoshi einzusetzen.«
    »Ah, das hatte ich mir auch schon überlegt.«
    Sie sah, wie seine Augen sie forschend betrachteten. »Was ist, Anjin-san?«
    »Im Gegensatz zu dem, was Yabu sagt, glaube ich nicht, daß Sie dumm ist, sondern daß alles, was heute abend geschehen ist, beabsichtigt und geplant war … auf Toranagas Befehl.«
    Sie glättete eine Falte in ihrem brokatenen Kimono. »Er hat mir Befehle gegeben, ja.«
    Blackthorne verfiel ins Portugiesische: »Dann seid Ihr ihm auf den Leim gegangen. Ihr dient als Lockvogel. Seid Ihr Euch darüber im klaren?«
    »Warum sagt Ihr das?«
    »Ihr seid ein Köder. Ich bin es. Das liegt doch offen auf der Hand, oder? Yabu desgleichen. Toranaga hat uns alle hierhergeschickt, um uns zu opfern.«
    »Nein, Ihr irrt, Anjin-san. Tut mir leid, aber da irrt Ihr Euch.«
    Lateinisch fuhr er fort: »Ich sage Ihr, daß Sie schön ist und daß ich Sie liebe … Aber Sie ist eine Lügnerin.«
    »Das hat noch nie jemand zu mir gesagt.«
    »Sie hat auch gesagt, noch nie habe jemand ›Ich liebe Sie‹ zu Ihr gesagt.«
    Sie senkte die Augen und betrachtete ihren Fächer. »Laßt uns von anderen Dingen reden.«
    »Was gewinnt Toranaga, wenn er uns opfert?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sie! Schwöre Sie bei Ihrer Liebe und bei Ihrem Gott!«
    »Auch Er?« erwiderte sie bitter auf lateinisch. »Kommt auch Er mir jetzt mit Seinem ›Schwöre Sie vor Gott‹ und mit Fragen und Fragen und Fragen?«
    »Es geht um Ihr Leben und um mein Leben, und beide sind mir teuer. Noch einmal: Was gewinnt er?«
    Ihre Stimme wurde lauter. »Höre Er, ja, ich habe den Zeitpunkt gewählt, und, ja, ich bin keine dumme Frau, und …«
    »Vorsicht, Mariko-chan, bitte, spreche Sie leise. Alles andere wäre mehr als dumm.«
    »Tut mir leid. Jawohl, ich habe es mit voller Absicht und in aller Öffentlichkeit getan, wie Toranaga es gewünscht hat.«
    »Warum?«
    »Weil Ishido ein Bauer ist und er uns ziehen lassen muß. Ich mußte ihn herausfordern. Die Dame Ochiba ist dafür, daß wir gehen. Ich habe mit ihr gesprochen. Es ist nichts, worüber Er sich Sorgen zu machen brauchte.«
    »Es gefällt mir nicht, das Feuer in Ihr zu sehen. Oder das Gift. Oder den Zorn. Wo bleibt Ihre Ruhe? Und wo bleiben Ihre Manieren? Vielleicht sollte Sie lernen zu beobachten, wie die Felsen wachsen, neh?«
    Marikos Zorn schwand und sie lachte. »Ach, Er! Er hat ja so recht! Bitte, verzeihe Er mir.« Sie fühlte sich erfrischt, empfand sich wieder als die alte Mariko. »Ach, wie ich Ihn liebe und Ihn ehre; ich war so stolz auf Ihn heute abend und hätte Ihn fast geküßt, dort, vor aller Augen, wie es Sitte bei Ihm ist.«
    »Madonna, wäre da aber der Funken ins Pulverfaß gesprungen, neh?«
    »Wäre ich allein mit Ihm, ich würde Ihn küssen, bis seine Gnadenschreie das Universum erfüllten!«
    »Ich danke Ihr, Dame, aber

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