Shogun
Onoshi zu tun und mit der Kirche, und Ihr solltet es mir sofort sagen. So wahr mir Gott helfe, das hat er mir gesagt. Haben sich die Dinge schon so abscheulich entwickelt, daß Ihr nicht einmal mir mehr trauen wollt?«
Mariko erkannte, daß sie keine andere Wahl hatte. Die Würfel waren gefallen. Sie berichtete ihm von der Verschwörung gegen sein Leben. Alles, was sie wußte. Und Kiyama hatte nur Hohn und Spott für das Gerücht übrig, bis sie ihm genau sagte, woher die Information stammte.
» Von seinem Beichtvater? Von ihm?«
»Ja. Tut mir leid …«
»Ich bedaure, daß Uraga tot ist«, sagte Kiyama, noch wütender jetzt, daß der nächtliche Überfall auf den Anjin-san ein solches Fiasko gewesen war … genauso wie der Überfall damals … und daß er jetzt den einzigen Mann umgebracht hatte, der beweisen konnte, daß sein Feind Onoshi ein Verräter sei. Kiyama blickte sie an. Er war plötzlich ein alter Mann. »Ich kann es einfach nicht glauben, daß Onoshi das tun würde. Oder daß Herr Harima dabei mitmacht.«
»Ja. Könntet Ihr … könntet Ihr Herrn Harima fragen, ob es stimmt?«
»Ja, aber er würde nie etwas zugeben, so etwas nicht. Ich würde es an seiner Stelle auch nicht, oder Ihr etwa?«
»Ja, schrecklich.«
»Ich kann es nicht glauben, Mariko-san. Uraga ist tot, deshalb werden wir es nie beweisen können. Ich werde Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, aber … aber ich kann es nicht glauben.«
»Ja. Ein Gedanke, Euer Gnaden. Ist es nicht höchst merkwürdig, daß der Herr General den Anjin-san so streng bewachen läßt?«
»Warum merkwürdig?«
»Warum ihn beschützen? Wo er ihn doch verachtet? Höchst merkwürdig, neh? Könnte es sein, daß der Herr General im Anjin-san jetzt auch eine mögliche Waffe gegen die katholischen Daimyos sieht?«
»Ich kann Eurem Gedanken nicht folgen.«
»Falls Ihr – Gott bewahre! – stürbet, Euer Gnaden, dann würde Herr Onoshi oberster Daimyo in Kyushu, neh? Was könnte der General tun, um Onoshi unter seinen Willen zu zwingen? Nichts … außer, er bediente sich vielleicht des Anjin-san.«
»Das wäre denkbar«, sagte Kiyama langsam.
»Es gibt nur einen Grund, den Anjin-san zu beschützen … um sich seiner zu bedienen. Wo? Nur gegen die Portugiesen … und damit gegen die christlichen Daimyos von Kyushu. Neh?«
»Das ist möglich.«
»Ich glaube, daß der Anjin-san für Euch genauso nützlich sein könnte wie für Onoshi oder Ishido oder meinen Gebieter. Lebendig. Sein Wissen ist enorm. Nur Wissen kann uns vor den Barbaren schützen, selbst vor den Portugiesen.«
Verächtlich sagte Kiyama: »Wir könnten sie vernichten, sie jederzeit, wenn wir wollten, hinauswerfen. Sie sind wie Bremsen auf einem Pferd, mehr nicht.«
»Wenn die Kirche siegt und alles Land christlich wird, wie wir es vom Himmel erbitten, was dann? Werden unsere Gesetze überleben? Wird das Bushido überleben? Gegenüber den Zehn Geboten? Ich würde meinen, nein … wie überall sonst in der katholischen Welt … jedenfalls nicht, wenn die Väter die oberste Macht bekommen, und nicht, wenn wir nicht darauf vorbereitet sind.«
Er gab ihr keine Antwort.
Dann sagte sie: »Euer Gnaden, ich bitte Euch, fragt den Anjin-san, was woanders in der Welt passiert ist.«
»Das werde ich nicht tun. Ich glaube, er hat Euch verhext, Mariko-san. Ich glaube den Jesuiten-Vätern. Ich glaube, Euer Anjin-san ist beim Satan in die Lehre gegangen, und ich flehe Euch an, erkennt, daß seine Ketzerei Euch bereits angesteckt hat. Dreimal habt Ihr jetzt schon ›katholisch‹ gesagt, wo Ihr doch christlich meintet. Beweist das nicht, daß Ihr einer Meinung mit ihm seid, daß es zwei Glauben gibt, zwei Richtungen desselben Glaubens? Ist Eure Drohung heute abend nicht ein Dolchstoß in den Bauch des Erben? Und gegen die Interessen der Kirche gerichtet?« Er erhob sich. »Ich danke für Eure Informationen.«
Mariko holte eine kleine versiegelte Schriftrolle aus ihrem Ärmel. »Herr Toranaga hat mich gebeten, Euch dies hier zu geben.«
Kiyama betrachtete das unversehrte Siegel. »Wißt Ihr, was darin steht?«
»Jawohl. Ich hatte Befehl, sie zu vernichten und sie mündlich an Euch zu übermitteln, falls ich abgefangen würde.«
Kiyama erbrach das Siegel. In dem Brief wiederholte Toranaga seinen Wunsch nach Frieden zwischen ihnen, daß er den Erben und die Nachfolge unterstütze, und gab dann kurz Bericht über Onoshi. Der Schluß lautete: »Ich habe keinen Beweis für Herrn Onoshis Vorhaben, doch
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