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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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hinauszuzögern, da er annahm, daß Mariko sich bereits in ihrer Hand befand und nach unten in den Keller geschleppt und von dort aus der Burg hinausgebracht wurde. Er erwartete jeden Augenblick das Hornsignal, das den Erfolg des Unternehmens meldete und für die Ninja das Zeichen war, den Angriff abzubrechen und sich zurückzuziehen. Da stürzte eine Gruppe von Braunen in selbstmörderischem Angriff die Treppe hinunter und durchbrach die Reihen der Ninja. Auch sie fanden bald den Tod. Weitere Bomben wurden geworfen, und die Wandverkleidungen fingen Feuer. Flammen leckten die Wände hoch, Funken setzten die Tatamis in Brand. Die Flammen hüllten einen Ninja ein und verwandelten ihn in eine Fackel. Dann fing auch der Kimono eines Samurai Feuer, er warf sich auf einen Ninja, und bald brannten beide lichterloh. Einer der in Flammen stehenden Samurai benutzte sein Schwert wie eine Streitaxt, um sich durch die Reihe der Feinde hindurchzukämpfen. Zehn Samurai folgten ihm, und wenn auch zwei von ihnen fielen und drei mit tödlichen Verwundungen zu Boden gingen, so brachen die anderen doch durch und stürmten zum Ostflügel hinüber. Bald folgten ihnen weitere. Yabu führte den nächsten Durchstoß ziemlich gefahrlos, da die noch verbliebenen Ninja sich geordnet nach unten und zu ihrem Fluchtweg im Keller zurückzogen. Die Schlacht um den ausweglosen Ostflügel begann.
    Im kleinen Raum starrten sie auf die Tür. Sie hörten, wie die Angreifer an den Angeln kratzten und unter der Tür die Brecheisen anzusetzen versuchten. Dann wurde plötzlich gegen die Tür gehämmert, und eine barsche, wiewohl gedämpfte Stimme drang von außen herein.
    Zwei Zofen brachen in Schluchzen aus.
    »Was hat er gesagt?« fragte Blackthorne.
    Mariko fuhr sich aufgeregt mit der Zunge über die trockenen Lippen. »Er … er sagt, wir sollen die Tür aufmachen und uns ergeben, oder er … er sprengt sie auf.«
    »Können sie das tun, Mariko-san?«
    »Ich weiß nicht. Sie … sie können selbstverständlich Schießpulver benutzen und …« Marikos Hand fuhr in ihre Schärpe, kam jedoch leer wieder zum Vorschein. »Wo ist mein Stilett?«
    Alle Frauen suchten nach ihren Dolchen, Kiri hatte keinen, Sazuko keinen, und auch Achiko und die Dame Etsu nicht.
    Die gedämpfte Stimme wurde zorniger und fordernder, und aller Augen im Raum wandten sich Blackthorne zu. Aber Mariko wußte, daß sie verraten und ihre Zeit gekommen war.
    »Er hat gesagt, wenn wir die Tür aufmachen und uns ergeben, können alle gehen bis auf Euch.« Mariko strich sich eine Haarsträhne aus den Augen. »Er sagt, sie wollten Euch als Geisel, Anjin-san. Das sei alles, was sie wollten …«
    Blackthorne trat an die Tür, um sie zu öffnen, doch Mariko stellte sich ihm rührend in den Weg.
    »Nein, Anjin-san, das ist eine Finte«, sagte sie. »Tut mir leid, aber sie wollen Euch nicht wirklich. Ich bin es, die sie wollen!«
    Er lächelte sie an, strich ihr scheu über das Gesicht und griff dann nach den Riegeln.
    »Sie wollen Euch gar nicht, sondern mich. Es ist alles nur eine Finte! Ich schwöre es. Glaubt ihnen nicht, bitte«, sagte sie und packte sein Schwert. Es war bereits halb aus der Scheide, ehe er begriff, was sie vorhatte, und sie am Handgelenk packte.
    »Nein!« befahl er. »Laßt das!«
    »Laßt mich ihnen nicht in die Hände fallen! Ich habe keinen Dolch! Bitte, Anjin-san!« Sie versuchte, sich seinem Griff zu entwinden, und er streckte die Hand nach dem obersten Riegel aus. »Dozo!« sagte er zu den anderen, während Mariko verzweifelt versuchte, ihn davon abzuhalten. Achiko trat vor und redete eindringlich auf sie ein, doch Mariko versuchte, sie beiseite zu stoßen, und rief laut: »Bitte, Anjin-san, es ist eine Finte … um der Liebe Gottes willen!«
    Seine Hand stieß den obersten Riegel zurück.
    »Sie wollen mich lebendig!« schrie Mariko außer sich. »Begreift Ihr das denn nicht? Um mich gefangenzunehmen, versteht Ihr nicht? Sie wollen mich lebendig, und dann wäre alles vergebens …«
    Blackthorne schob den mittleren Riegel zurück.
    »Um der Liebe Gottes willen, macht doch nicht all dies Sterben sinnlos! Helft mir! Denkt an Euren Schwur!«
    Jetzt endlich ging ihm auf, was sie da sagte, und entsetzt schob er die Riegel wieder vor. »Warum sollten …«
    Wütendes Gehämmer an der Tür unterbrach ihn, Eisen klirrte gegen Eisen, dann eine heftige Stimme, die immer mächtiger anschwoll. Jeder andere Laut draußen erstarb. Die Frauen flohen an die rückwärtige

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