Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
ausgerechnet sie zu töten, wußte er nicht.
    Er gab das Zeichen zum Rückzug. Einer seiner Männer setzte ein gebogenes Horn an die Lippen und blies ein durchdringendes Signal, das durch die ganze Burg und durch die Nacht hallte. Der Anführer überzeugte sich noch, daß Mariko praktisch tot war, dann noch einmal, daß auch Achiko tot war, vergewisserte sich, daß der Barbar, den er so gern tot gesehen hätte, noch lebte, machte dann auf den Hacken kehrt und führte den Rückzug durch die Räume und Gänge der Privatquartiere bis in die Audienzhalle. Die Ninja, die die Haupttür verteidigten, warteten, bis alle Rot-Punkte den Fluchtweg erreicht hatten, dann warfen sie weitere Rauch- und Feuerbomben in den Korridor und brachten sich eiligst in Sicherheit.
    In dem kleinen Raum war nichts weiter zu hören als Blackthornes Lungen, die nach Luft rangen. Draußen auf dem Söller raffte Kiri sich hoch. Ihr Kimono war zerfetzt, und an Händen und Armen hatte sie Hautabschürfungen davongetragen. Sie wankte vorwärts, sah Achiko, schrie auf, drehte sich dann suchend nach Mariko um und sank neben ihr auf die Knie. Eine zweite Explosion irgendwo in der Burg ließ den Staub erzittern, dann hörte man weitere Schreie und ferne Rufe: »Feuer!« Rauch quoll in den Raum herein. Sazuko und einige der Zofen rafften sich hoch. Sazuko hatte Schrammen im Gesicht und an den Schultern, und außerdem hatte sie sich das Handgelenk gebrochen. Sie erblickte Achiko, die Augen und Mund in Todesangst aufgerissen hatte, und sie brach in Tränen aus.
    Benommen blickte Kiri sich im Raum um und zeigte auf Blackthorne. Die junge Frau kam wankend auf Kiri zu und sah Mariko. Sie riß sich zusammen, ging zu Blackthorne hinüber und versuchte, ihm zu helfen. Zofen eilten ihr zu Hilfe. Er hielt sich an ihnen fest und kam auch auf die Beine, doch schwankte er und fiel wieder hin. Er hustete und würgte, und das Blut lief ihm immer noch aus Nase und Ohren. Braune kamen hereingestürzt und blickten sich entsetzt um. Kiri blieb auf den Knien neben Mariko liegen. Ein Samurai hob sie hoch. Andere scharten sich um sie. Sie gingen auseinander, als Yabu aschgrau im Gesicht hereintrat. Als er sah, daß Blackthorne noch lebte, fiel ein Großteil seiner Angst von ihm ab.
    »Holt einen Arzt! Rasch!« befahl er und kniete neben Mariko nieder. Sie lebte noch, aber die Sinne schwanden ihr immer mehr. Ihr Gesicht hatte kaum etwas abbekommen, doch am Körper war sie furchtbar zugerichtet. Yabu riß sich den Kimono herunter und deckte sie bis zum Hals zu.
    Dann ging er zu Blackthorne hinüber und half ihm, sich gegen die Mauer zu lehnen.
    »Anjin-san! Anjin-san!«
    Blackthorne befand sich noch im Schock. In seinen Ohren brauste es, und sehen konnte er kaum etwas. Sein Gesicht war eine einzige Schramme und vom Pulver versengt. Dann klärte sich sein Blick etwas, und er sah Yabu, wenn das Bild vor ihm auch noch verschwamm, der Pulverdampf ihn husten ließ und er nicht wußte, wo und wer er war – nur, daß er an Bord eines Schiffes war, daß eine Schlacht tobte, daß sein Schiff einen Treffer abbekommen hatte und seine Hilfe brauchte. Dann sah er Mariko, und alles fiel ihm wieder ein.
    Mühsam raffte er sich hoch. Yabu half ihm. Er ging schwankend zu ihr hinüber. Sie schien friedlich zu schlafen. Er kniete mühselig neben ihr nieder und nahm ihr den Kimono fort, deckte ihn jedoch gleich wieder über sie. Ihr Puls ging kaum wahrnehmbar. Dann hörte er auf.
    Lange blickte er sie nur an, schwankte und wäre ums Haar gefallen, dann kam ein Arzt, und der schüttelte den Kopf und sagte etwas, doch Blackthorne konnte weder hören noch irgend etwas verstehen. Er wußte nur, daß der Tod sie geholt hatte und daß auch er tot war.
    Er schlug das Kreuzzeichen über ihr und sprach die heiligen lateinischen Worte, die nötig waren, sie zu segnen, und dann betete er für sie, wenn auch kein Laut von seinen Lippen kam. Die anderen sahen ihm zu. Als er getan hatte, was getan werden mußte, raffte er sich wieder hoch und stellte sich aufrecht hin. Dann schien rotes und violettes Licht in seinem Kopf zu explodieren, und er brach zusammen. Freundliche Hände fingen ihn auf, legten ihn auf den Boden und ließen ihn dort ruhen.
    »Ist er tot?« fragte Yabu.
    »Fast. Ich weiß nicht, wie es mit seinen Ohren aussieht, Yabu-san«, sagte der Arzt. »Vielleicht blutet er innerlich.«
    Ein Samurai sagte nervös: »Wir sollten uns besser beeilen, sie hier herauszubringen. Das Feuer könnte sich rasch

Weitere Kostenlose Bücher