Shogun
Wand und duckten sich dort nieder.
»Fort von der Tür!« rief Mariko und setzte ihnen nach. »Er will die Tür aufsprengen.«
»Haltet ihn hin, Mariko«, sagte Blackthorne und sprang auf die Seitentür zu, die auf den Söller hinausführte. »Unsere Leute müssen bald hier sein. Ruckt an den Riegeln herum, sagt, daß sie klemmen … irgendwas.« Er stemmte sich mit aller Macht gegen den obersten Riegel der Seitentür, aber der war festgerostet. Gehorsam rannte Mariko an die Tür, machte sich zum Schein am Mittelriegel zu schaffen und bettelte die ganze Zeit über die Ninja draußen an. Dann ratterte sie mit dem unteren Riegel. Abermals die Stimme, noch eindrücklicher, und Mariko verdoppelte ihre tränenerstickten Bitten.
Blackthorne ließ seine Faust immer und immer wieder gegen den obersten Riegel sausen, doch der rührte sich nicht. Hilflos sahen die Frauen zu. Endlich ging dieser Riegel schnarrend auf und Blackthorne fing an, den letzten Riegel zu bearbeiten. Verzweifelt packte Blackthorne sein Schwert und benutzte den Griff als Schlegel, doch der Riegel schien wie festgeschweißt.
Draußen war der Führer der Rot-Punkte fast von Sinnen vor Wut. Dieses Geheimversteck war völlig unerwartet. Seine Orders vom Oberhaupt seines Klans lauteten, Toda Mariko lebendig gefangenzunehmen, sich zu vergewissern, daß sie keine Waffen hatte und sie den Grauen zu übergeben, die am Ende des Tunnels im Keller warteten. Er wußte, daß die Zeit auslief. Er hörte den Kampfeslärm draußen im Korridor vor der Audienzhalle und wußte, daß sie längst unten in Sicherheit hätten sein können. Karma!
Er hielt eine brennende Kerze in der Hand und hatte eine Pulverspur bis zu den Fäßchen gelegt. Aber er saß in einer Zwickmühle. Die einzige Möglichkeit hineinzukommen, bestand darin, die Tür aufzusprengen. Bei dieser Explosion wurden aber gewiß alle drinnen getötet, und damit war der Auftrag zunichte, und alle ihre Verluste wären umsonst.
Schritte näherten sich. Es war einer seiner eigenen Leute. »Schnell!« flüsterte der Mann. »Wir können sie nicht länger aufhalten!« Er rannte wieder fort.
Der Anführer der Rot-Punkte fällte seine Entscheidung. Er winkte seinen Leuten, in Deckung zu gehen, und rief noch eine letzte Warnung durch die Tür. »Zieht euch zurück! Ich sprenge jetzt!« Dann hielt er die Flamme ans Pulver und sprang in Sicherheit. Das Pulver sprühte auf, fing Feuer, und die Feuerschlange fraß sich auf die Pulverfäßchen zu.
Blackthorne riß die Seitentür auf. Süße Nachtluft strömte herein. Die Frauen drängten auf den Söller hinaus. Die alte Dame Etsu fiel, doch er fing sie auf und schob sie nach draußen, fuhr herum und auf Mariko zu, doch die hatte sich an die Riegel geklammert und rief mit fester Stimme: »Ich, Toda Mariko, protestiere gegen diesen schändlichen Überfall mit meinem Tod …«
Er sprang auf sie zu, doch die Explosion fegte ihn beiseite, als die Tür aus ihren Angeln herausgerissen wurde, in den Raum hineinfuhr und an die gegenüberliegende Wand prallte. Die Detonation riß Kiri und die anderen draußen auf dem Söller zu Boden, doch blieben die meisten unverletzt. Rauch drang in den Raum ein, gleich darauf die Ninja.
Der Anführer der Rot-Punkte kniete neben Mariko, während andere schützend ausschwärmten. Er sah auf einen Blick, daß sie in den letzten Zügen lag. Karma, dachte er und sprang auf. Blackthorne lag in Bewußtlosigkeit da. Ein wenig Blut sickerte ihm aus Nase und Ohren.
Der Führer der Ninja machte noch einen Schritt vorwärts und blieb stehen. Achiko bewegte sich in der Tür.
Der Ninja sah sie an und erkannte sie. Dann starrte er auf Blackthorne hinab, voller Verachtung, daß der Barbar eine Feuerwaffe benutzte, feige durch die Tür geschossen und einen seiner Männer getötet hatte. Dann sah er wieder Achiko an und packte seinen Dolch. Sie griff blindlings an. Sein Dolch erwischte sie in der linken Brust. Sie war tot, als sie zusammenbrach, und er trat ohne Zorn vor und zog den Dolch aus dem noch zuckenden Körper heraus. Damit war der letzte Teil der Befehle von oben erfüllt – wie er annahm, von Ishido, wiewohl das nicht bewiesen werden konnte –, daß, wenn es schiefging und die Dame Toda es fertigbrachte, sich vorher umzubringen, sie sie unberührt liegenlassen und ihr nicht den Kopf abschlagen sollten; er sollte auch den Barbaren schützen und all den anderen Frauen nichts zuleide tun bis auf Kiyama Achiko. Warum er Befehl hatte,
Weitere Kostenlose Bücher