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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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zu. »Es ist schon sonderbar, wenn nicht gar unheimlich, daß die Uferpatrouille, die Deckwache und die Lagerwache in dieser Nacht ausschließlich aus Männern aus Izu bestanden … bis auf die paar Ronin des Anjin-san.«
    »Jawohl, Euer Gnaden. Merkwürdig schon, aber nicht unheimlich, tut mir leid. Ihr hattet völlig recht, die Offiziere verantwortlich zu machen, genauso wie Naga-san die anderen zu Recht bestraft hat. Tut mir leid. Ich habe inzwischen meine eigenen Untersuchungen durchgeführt, aber auch nichts weiter erfahren und könnte dem bereits Bekannten nichts hinzufügen. Ich stimme zu, es ist Karma … Karma, dem irgendwie durch dreckfressende Christen nachgeholfen wurde. Trotzdem, ich möchte mich entschuldigen.«
    »Ah, dann seid Ihr also der Meinung, es war Sabotage?«
    »Beweisen läßt sich das nicht, Euer Gnaden, aber mir scheint eine Flutwelle und ein einfaches Feuer eine zu bequeme Erklärung zu sein.«
    Zum ersten Mal sah Toranaga Blackthorne direkt an. Der große Mann stand ganz für sich allein da, alles Strahlen war aus seinem Antlitz gewichen. »Anjin-san?«
    »Jawohl, Euer Gnaden?«
    »Schlimm, neh? Sehr schlimm.« Toranaga zeigte auf das Wrack unten. » Neh?«
    » Ja, sehr schlimm, Euer Gnaden.«
    »Wie bald können andere Schiffe kommen?«
    »Wann … wann Buddha will.«
    »Wir reden heute abend. Geht jetzt. Ich danke Euch für Osaka. Ja. Geht auf die Galeere … oder ins Dorf. Wir reden heute abend, verstanden?«
    »Ja. Reden heute abend, ja, verstehe, Euer Gnaden. Vielen Dank. Wann heute abend, bitte?«
    »Ich lasse Euch holen. Danke für Osaka.«
    »Meine Pflicht, neh? Ich habe nur wenig getan. Toda Mariko-san hat alles gegeben. Alles für Toranaga-sama.«
    »Ja.« Ernst erwiderte Toranaga die Verneigung. Der Anjin-san wollte schon gehen, blieb jedoch stehen. Toranaga sah zum Rand des Plateaus hinüber, wo der Tsukku-san und seine Priesterschüler gerade angelangt waren und absaßen. Er hatte dem Priester in Mishima keine Unterredung gewährt … wiewohl er ihn sofort über die Vernichtung des Schiffes unterrichtet hatte … und ihn bewußt warten lassen, solange der Ausgang der Dinge in Osaka noch nicht feststand und die Galeere noch nicht in Yokohama eingetroffen war. Erst als beides feststand, hatte er beschlossen, den Priester mitzunehmen und es zum rechten Zeitpunkt zum Zusammenprall zwischen den beiden kommen zu lassen.
    Blackthorne ging langsam auf den Priester zu.
    »Nicht, Anjin-san. Später, nicht jetzt. Jetzt geht ins Dorf!« befahl er.
    »Aber, Euer Gnaden! Dieser Mann mein Schiff getötet. Er ist Feind!«
    »Ihr werdet dorthin gehen!« Toranaga zeigte auf das Dorf unten.
    »Euer Gnaden, bitte, dieser Mann …«
    »Nein! Ihr werdet zur Galeere gehen!« sagte Toranaga. »Und zwar sofort, bitte!«
    Das macht mehr Spaß, als einen Falken locke zu machen und an die Faust zu gewöhnen, dachte er erregt; er war entschlossen, Blackthorne seinen Willen aufzuzwingen. Mehr Spaß, weil der Anjin-san genauso wild und gefährlich und unberechenbar ist wie ein Falke, immer eine unbekannte Größe darstellt, einzigartig ist und mit keinem Menschen zu vergleichen, den ich je gekannt.
    Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete er Buntaro, der sich dem Anjin-san in den Weg stellte, bereit und eifrig darauf bedacht, Gehorsam zu erzwingen. Wie töricht, dachte Toranaga flüchtig, und so unnötig. Er ließ den Blick nicht von Blackthorne. Und bezwang ihn.
    »Ja, gehe jetzt, Herr Toranaga. Tut mir leid. Gehe jetzt«, sagte Blackthorne. Er wischte sich den Schweiß vom Gesicht und wandte sich zum Gehen.
    »Ich danke Euch, Anjin-san«, sagte Toranaga. Er ließ sich seinen Triumph nicht anmerken. Er sah Blackthorne gehorsam fortgehen … gewalttätig, stark, mörderisch – und dennoch jetzt unter Toranagas Willen gebeugt.
    Dann besann er sich eines anderen. »Anjin-san«, rief er, überzeugt, daß jetzt die Zeit gekommen war, die Riemen am Geschüh des Falken loszubinden und ihn auf seine Beute anzuwerfen. Es war eine letzte Probe. »Hört, geht hin, wenn Ihr wollt. Ich halte es für besser, den Tsukku-san nicht zu töten. Aber wenn Ihr ihn töten wollt … tötet ihn. Besser aber nicht töten.« Langsam und sehr klar sprach er diese Worte. »Wakarimasu ka?«
    »Hai.«
    Toranaga schaute in diese unglaublich blauen Augen, die erfüllt waren von einem unbändigen Haß, und überlegte, ob dieser Raubvogel, auf seine Beute angeworfen, je nach seiner, Toranagas, Laune töten oder nicht töten und,

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