Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
ohne zu kröpfen, auf seine Faust zurückkehren würde.
    Mit einer Handbewegung entließ Toranaga ihn. Blackthorne machte eine Kehrtwendung und ging nach Norden, auf den Tsukku-san zu. Buntaro ging ihm aus dem Weg. Blackthorne schien überhaupt niemand zu sehen außer dem Priester. Der Tag schien noch drückender zu werden.
    »Nun, Yabu-san. Was wird er tun?« fragte Toranaga.
    »Ihn töten. Selbstverständlich wird er ihn umbringen, wenn er ihn zu fassen bekommt. Der Priester hat den Tod verdient, neh? Ich bin überzeugt, sie stehen hinter diesem Sabotageakt … die Priester und Kiyama, wenn ich es auch nicht beweisen kann.«
    »Naga-san?«
    »Ich an seiner Stelle würde den Priester und sie alle umbringen, jetzt, wo ich Eure Erlaubnis hätte. Ich habe noch nie jemand gesehen, der seinen Haß so offen gezeigt hätte. Die letzten beiden Tage ist der Anjin-san wie ein Wahnsinniger gewesen, hat vor sich hin gebrummelt, das Wrack angestarrt, dort im Sand zusammengerollt geschlafen, kaum etwas gegessen …« Naga sah wieder hinter Blackthorne her. »Ich bin auch der Meinung, es waren nicht nur die Naturelemente, die dieses Schiff zerstört haben. Und ich bin überzeugt, irgendwie haben die Priester dahintergestanden.«
    »Entscheidet Euch!«
    »Gleich explodiert er. Seht Euch seinen Gang an … ich glaube, er wird ihn umbringen … ich hoffe, daß er ihn umbringt.«
    »Buntaro-san?«
    Buntaro, die Wangen unrasiert, seine muskulösen Beine hingepflanzt, die Finger an der Bogensehne, drehte sich um. »Ihr habt ihm geraten, den Tsukku-san nicht zu töten, also wollt Ihr nicht, daß der Priester stirbt. Ob der Anjin-san tötet oder nicht tötet, ist mir egal, Euer Gnaden. Mir geht es nur um das, worum es Euch geht. Darf ich ihn daran hindern, wenn er anfängt, Euch den Gehorsam zu verweigern? Das wäre mir aus dieser Entfernung ein leichtes.«
    »Könntet Ihr garantieren, daß Ihr ihn nur verwundet?«
    »Nein, Euer Gnaden.«
    Toranaga lachte leise und brach den Bann. »Der Anjin-san wird ihn nicht töten. Schreien und vor Wut brüllen wird er, zischen wie eine Schlange und mit seinem Schwert rasseln, und der Tsukku-san wird beinahe platzen vor ›heiligem Eifer‹, aber ihn kein bißchen fürchten, sondern zurückzischen und sagen: ›Es war die Hand Gottes. Ich hab' Euer Schiff nie angerührt!‹ Dann wird der Anjin-san ihn einen Lügner schimpfen, woraufhin den Tsukku-san noch größerer ›heiliger Eifer‹ erfüllen wird, und die beiden werden sich für zwanzig Leben hassen. Aber sterben wird keiner. Jedenfalls heute nicht.«
    »Woher wißt Ihr das nur alles, Vater?« entfuhr es Naga.
    »Ganz sicher weiß ich es nicht, mein Sohn. Nur glaube ich, daß das geschehen wird. Es ist immer von größter Wichtigkeit, sich die Zeit zu nehmen, die Menschen zu studieren … bedeutende Menschen. Freunde wie Feinde. Um sie zu verstehen. Ich habe sie beide beobachtet. Und sie sind mir beide sehr wichtig. Neh, Yabu-san?«
    »Ja, Euer Gnaden«, sagte Yabu, den unversehens Unbehagen befiel.
    Naga warf rasch einen Blick hinter Blackthorne her. Dieser schritt immer noch zügig, aber nicht überstürzt aus und mochte jetzt siebzig Schritt vom Tsukku-san entfernt sein, der an der Spitze seiner Priesterschüler wartete. Die Brise bauschte ihre orangefarbenen Gewänder.
    »Der Anjin-san wird aus drei Gründen nicht töten. Erstens, weil der Tsukku-san unbewaffnet ist und sich nicht wehren würde, nicht einmal mit seinen Händen. Es verstößt gegen ihre Ehre, einen Unbewaffneten umzubringen … Zweitens, weil er ein Christ ist. Und drittens, weil ich beschlossen hatte, daß dies nicht der richtige Zeitpunkt ist.«
    Buntaro sagte: »Bitte, verzeiht, ich kann zwar den dritten und sogar den ersten Grund verstehen, aber ist nicht der wirkliche Grund für ihren Haß, daß sie beide glauben, der andere sei kein Christ, sondern vom Bösen … ein Anbeter des Satans? Ist es das nicht, wie sie sich nennen?«
    »Richtig, aber dieser Jesus, ihr Gott, hat gelehrt oder soll gelehrt haben, daß man seinem Feind vergeben soll. Das heißt Christ sein.«
    »Das ist doch dumm, neh?« sagte Naga. »Seinem Feind zu vergeben ist doch dumm.«
    »Ganz meiner Meinung.« Toranaga sah zu Yabu hin. »Es ist dumm, seinem Feind zu vergeben. Neh, Yabu-san?«
    »Ja«, stimmte Yabu zu.
    Toranaga sah nach Norden. Die beiden Gestalten waren sich jetzt ziemlich nahe, und jetzt verfluchte Toranaga in seinem Inneren doch, daß er sich zu etwas Unüberlegtem hatte

Weitere Kostenlose Bücher