Shogun
er sei ein ausgebildeter Schiffsbauer …«
»Gut.«
»Dann glaubt Ihr also doch, daß es den frommen Vätern gelingt, selbst gegen viertausend Mann?«
»Ja. Tut mir leid, aber die Christen werden sein Schiff nicht in Ruhe lassen … oder ihn am Leben, solange es flott ist und jederzeit in See stechen kann. Das Schicksal dieses Schiffes ist besiegelt. Aber nur Ihr und ich wissen darum, daß seine einzige Hoffnung darin besteht, ein neues zu bauen. Helft Ihr mir, Osaka aufzusprengen, dann werde ich dafür sorgen, daß er sein neues Schiff bauen kann.«
Ich habe ihr die Wahrheit gesagt, dachte Toranaga in dieser frühen Morgenstunde in Yokohama inmitten des Pferdegeruchs und des Dungs und Schweißes. Er hörte kaum noch auf das, was der verwundete Samurai und Omi ihm da erzählten, eine so unendliche Trauer für Mariko erfüllte ihn.
»Ich danke Euch, Kosami«, sagte er, nachdem der Samurai geendet hatte. »Das habt Ihr sehr gut gemacht. Bitte, kommt mit mir! Ihr beide!«
Toranaga ging wieder zu seiner Stute und rammte ihr das letzte Mal das Knie in den Leib. Diesmal wieherte sie, aber ihm gelang es nicht, den Gurt noch straffer zu spannen. »Pferde sind, was ihre Hinterhältigkeit betrifft, weit schlimmer als die Menschen«, sagte er und schwang sich in den Sattel. Seine Wachen, Omi und Kosami hinter sich, galoppierte er davon.
Im Lager oben auf dem Plateau hielt er an. Buntaro stand neben Yabu, Hiro-matsu und Sudara; letzterer trug einen Wanderfalken auf der Faust. Sie grüßten ihn. »Guten Morgen«, sagte er gutgelaunt, forderte Omi auf, an der allgemeinen Unterhaltung teilzunehmen, und schickte alle anderen außer Hörweite. »Seid Ihr bereit, mein Sohn?«
»Jawohl, Vater«, sagte Sudara. »Ich habe einige meiner Männer in die Berge geschickt, damit gewährleistet ist, daß die Treiber auch in die richtige Richtung treiben.«
»Vielen Dank. Aber ich habe beschlossen, an der Küste zu jagen.«
Sofort rief Sudara eine der Wachen herbei und schickte ihn zu Pferd hinter seinen Leuten her, damit er sie aus den Bergen zurückhole und an die Küste hinunterbringe. »Tut mir leid, Euer Gnaden, daran hätte ich denken und darauf vorbereitet sein sollen. Bitte, verzeiht mir.«
»Ja. Also, Hiro-matsu, wie steht es mit der Ausbildung?«
Hiro-matsu, das unvermeidliche Schwert locker in der Hand, blickte finster drein. »Ich halte das immer noch für höchst unehrenhaft und unnötig.«
Yabu entgegnete: »Bitte, verzeiht mir, aber ohne diese Feuerwaffen und diese Strategie sind wir verloren, Hiro-matsu-san. Es handelt sich um einen modernen Krieg, und auf diese Weise haben wir jedenfalls eine Chance, zu gewinnen.« Er sah zu Toranaga hinüber, der nicht abgesessen war. »Ich habe heute nacht erfahren, daß Jikkyu tot ist.«
»Seid Ihr sicher?« Toranaga tat so, als sei er überrascht. Er hatte eine Geheimbotschaft dieses Inhalts bereits an dem Tag erhalten, da er Mishima verlassen.
»Jawohl, Euer Gnaden. Er scheint in letzter Zeit gekränkelt zu haben. Mein Gewährsmann berichtet, er sei vor zwei Tagen gestorben.« Yabu ließ deutlich erkennen, daß er sich hämisch freute. Er schien förmlich über sich hinauszuwachsen. »Euer Gnaden, ist damit nicht unser Weg nach Süden frei? Warum nicht gleich über die Tokaidō-Straße vorstoßen und angreifen? Jetzt, wo der alte Luchs tot ist, ist Izu sicher und Suruga und Totomi sind so hilflos wie ein gestrandeter Thunfisch. Neh?«
Nachdenklich stieg Toranaga vom Pferd. »Nun?« fragte er Hiro-matsu ruhig.
Der alte General antwortete sogleich: »Wenn wir uns der Straße ganz bis zum Utsunoya-Paß bemächtigen, alle Brücken in die Hand bekommen und schnell über den Tenryu setzen … alle unsere Nachschublinien sicher sind … dann würden wir damit Ishido den Unterleib aufschlitzen. Dann könnten wir Zataki in den Bergen aufhalten, den Vorstoß auf der Tokaidō verstärken und bis nach Osaka vorstürmen. Wir wären unschlagbar.«
Sudara sagte: »Solange der Erbe an der Spitze von Ishidos Armeen steht, sind wir schlagbar.«
»Der Meinung bin ich nicht«, sagte Hiro-matsu.
»Ich auch nicht, tut mir leid«, sagte Yabu.
»Ich aber wohl«, sagte Toranaga ebenso entschieden und ernst wie Sudara. Er hatte ihnen noch nichts von der Geheimabsprache mit Zataki erzählt. Warum sollte ich es ihnen erzählen? dachte er. Noch ist es keine Tatsache.
Wie willst du es außerdem fertigbringen, deinen Halbbruder Ochiba heiraten zu lassen, wenn du sie gleichzeitig selber heiraten
Weitere Kostenlose Bücher