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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Nonne werden, und folglich wird deinem Haus jetzt Harmonie beschert sein.
    Soviel Trauer und soviel Glück: zukünftiger Daimyo von Izu; Kommandeur des Musketenregiments; den Anjin-san in Anjiro zu wissen, was bedeutet, daß das erste Schiff in Izu gebaut wird … in meinem Lehen! Streif deine Trauer ab! Das Leben ist nichts als Traurigkeit! Kiku-san hat ihr Karma, ich habe meines, Toranaga hat seines, und mein Herr Yabu hat gezeigt, wie töricht es ist, sich über irgend etwas Sorgen zu machen.
    Omi blickte zu Toranaga hinauf. Jetzt war sein Geist klar. »Bitte, verzeiht mir, Euer Gnaden, aber ich habe nicht klar gedacht.«
    »Ihr könnt sie begrüßen, ehe Ihr abreitet, wenn Ihr wünscht.«
    »Ich danke Euch, Euer Gnaden.« Omi wickelte Yabus Kopf ein. »Wollt Ihr, daß ich ihn bestatte … oder öffentlich zur Schau stelle?«
    »Steckt ihn auf einen Speer, mit dem Gesicht zum Wrack.«
    »Jawohl, Euer Gnaden.«
    »Wie lautete sein Todesgedicht?«
    Omi sprach:
    »Was sind Wolken anderes
als ein Vorwand für den Himmel?
Was Leben anderes
als ein dem Tod Entrinnen?«
    Toranaga lächelte. »Aufschlußreich«, sagte er.
    Omi verneigte sich, übergab den eingewickelten Kopf einem seiner Männer und bahnte sich durch Pferde und Samurai hindurch seinen Weg zum Vorhof.
    »Ah, Dame«, sagte er freundlich, aber gleichwohl förmlich. »Es freut mich so sehr, Euch wohl und glücklich zu sehen.«
    »Ich bin bei meinem Gebieter, Omi-san, und er ist stark und zufrieden. Wie sollte ich etwas anderes sein als glücklich?«
    »Sayonara, Dame.«
    » Sayonara, Omi-sama.« Sie verneigte sich und war sich der Endgültigkeit dieses Abschieds voll bewußt. Eine Träne stieg ihr in die Augen, doch sie wischte sie fort und verneigte sich nochmals, als er davonging.
    Sie sah ihm nach, als er sich mit großen, festen Schritten entfernte, und wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen, denn ihr war, als müsse ihr das Herz brechen. Doch dann vernahm sie die in ihrer Erinnerung so oft und freundlich wiederholten weisen Worte: Warum weint Ihr, Kind? Wir aus der Schwebenden Welt leben nur für den Augenblick, widmen all unsere Zeit den Freuden der Kirschblüte, des Schnees und der Ahornblätter, des Gezirps der Grillen, der Schönheit des Mondes, wie er abnimmt und wieder wächst und wiedergeboren wird, wir singen unsere Lieder, trinken Cha und Saké, kennen uns aus in den Wohlgerüchen und Seiden, liebkosen, um Freude zu bereiten, und schweben, schweben immer. Hört, Kind: nie traurig sein, immer sein wie eine Lilie auf dem Strom des Lebens.
    Kiku wischte eine zweite, eine letzte Träne fort. Törichtes Mädchen, Tränen zu vergießen. Weine nicht mehr! Du bist die Gattin des großen Daimyo höchstpersönlich, wenn auch nur eine ganz niedrige, inoffizielle Gattin, doch was spielt das für eine Rolle – wo doch deine Söhne als Samurai geboren werden? Wenn du weinen mußt, so gibt es gewiß wichtigere Dinge, über die es Tränen zu vergießen gilt. Zum Beispiel über den wachsenden Samen in deinem Leib, der von dem abscheulich schmeckenden Cha hinausgespült wurde. Aber warum darüber weinen? Es war ja nur ein ›Es‹ und kein Kind, und wer war sein Vater? Ehrlich?
    »Genau weiß ich es nicht, Gyoko-san, tut mir leid, aber ich glaube, es war mein Gebieter«, hatte sie zuletzt gesagt, denn sie hatte dieses Kind so sehr gewollt, hatte gewollt, daß es Samurai werden sollte.
    »Aber was, wenn das Kind mit blauen Augen und heller Haut auf die Welt kommt? Das ist doch möglich, neh? Zählt die Tage!«
    »Ich habe sie immer wieder gezählt, ach, wie oft ich schon nachgezählt habe!« Ja, dachte sie wieder, wie weise du bist, Gyoko-san, und wie töricht ich war und verzaubert. Es war nur ein ›Es‹, und wie vernünftig von uns Japanern, zu wissen, daß ein Kind noch kein richtiges Kind ist, bis zum dreißigsten Tag nach der Geburt, wenn der Geist fest im Körper verankert ist und sein Karma durch nichts mehr zu beeinflussen. Ach, wie glücklich ich bin. Ich wünsche mir einen Sohn und noch einen Sohn und noch einen und niemals ein Mädchen. Arme Mädchen! Ach, Götter, Dank Euch, Dank Euch für mein Karma, mich der Gunst des großen Samurai zu erfreuen, daß meine Söhne Samurai werden, und ach, macht, daß ich mich all dieser Herrlichkeiten würdig erweise …
    »Was habt Ihr, Herrin?« fragte die kleine Suisen, die ganz erschrocken war über die Freude, die aus Kiku herauszuströmen schien.
    Zufrieden seufzte Kiku auf. »Ich mußte gerade an den

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