Shogun
dazuerfunden. Yabu hatte recht, dachte er erbost und nahm sich vor, nie zu vergessen, daß eine Feder einen langen Arm hat, der noch über das Grab herausreicht.
»Um den Mut zu ehren, den Euer Onkel im Tod bewiesen, sollte ich seine Todeswünsche ehren. Ausnahmslos alle, neh?« sagte Toranaga, um ihn auf die Probe zu stellen.
»Jawohl, Euer Gnaden.«
Yabus letzte Wünsche waren alle sehr weise. Mizuno war ein Narr und stand Omi nur im Weg. Die Mutter war eine aufreizende, salbungsvolle alte Hexe, die Omi gleichfalls nur behinderte. »Nun dann, wenn Ihr einverstanden seid, soll alles geschehen, wie er es gewollt hat. Außerdem möchte ich auch die Todeswünsche Eures Vaters zur Billigung vorgelegt bekommen. Als Belohnung für Eure Treue werdet Ihr zum Kommandeur des Musketenregiments ernannt.«
»Vielen Dank, Euer Gnaden, aber ich habe solche Ehre nicht verdient«, sagte Omi innerlich frohlockend.
»Naga wird Stellvertretender Kommandeur. Des weiteren ernenne ich Euch zum Oberhaupt der Kasigi. Euer neues Lehen wird das Grenzland von Izu sein, von Atami im Osten bis Nimazu im Westen unter Einschluß der Hauptstadt Mishima mit einem jährlichen Einkommen von dreißigtausend Koku.«
»Ja, Euer Gnaden, danke. Bitte … ich weiß nicht, wie ich Euch danken soll. Ich habe diese Ehre nicht verdient.«
»Dann sorgt dafür, daß Ihr Euch ihrer würdig erweist, Omi-sama«, sagte Toranaga gutmütig. »Nehmt die Burg von Mishima augenblicklich in Besitz. Verlaßt Yokohama heute noch. Meldet Euch in Mishima bei Herrn Sudara. Und weiter, dies jedoch nur für Eure Ohren allein: Ich schicke den Anjin-san zurück nach Anjiro. Er wird dort ein neues Schiff bauen. Ihr tretet Euer augenblickliches Lehen an ihn ab. Und zwar sofort.«
Beide Männer blickten auf, als Kikus perlendes Gelächter herangetragen wurde, und sie sahen sie im Hof das Fächer-Fang-Spiel spielen, mit ihrer kleinen Zofe Suisen, deren Kontrakt Toranaga gleichfalls aufgekauft hatte, um Kiku nach der unglücklichen Fehlgeburt zu trösten.
Omis Gefühle für Kiku waren für jedermann erkennbar, so sehr er auch versuchte, sie zu verbergen. Dann sahen sie, wie sie zu ihnen herüberblickte. Ein bezauberndes Lächeln ging über ihr Gesicht, und sie winkte fröhlich, Toranaga winkte zurück, und sie fuhr in ihrem Spiel fort.
»Sie ist hübsch, neh?«
Omi fühlte, wie seine Ohren brannten. »Ja.«
Ursprünglich hatte Toranaga ihren Kontrakt aufgekauft, um Omi von ihr fernzuhalten, weil sie eine von Omis Schwächen darstellte, außerdem eine Belohnung, die man austeilen oder auch vorenthalten konnte, bis Omi bewiesen hatte, wo eine wahre Treue lag. Viele, wenn nicht gar alle von Yabus ausgezeichneten Ideen stammten von Omi. Omi hatte vor einem Monat Einzelheiten über Yabus heimliche Verschwörung mit den Izuer Offizieren im Musketenregiment aufgedeckt, einen Plan, nach dem während der Schlacht Naga und die anderen Offiziere der Braunen ermordet werden sollten.
»Das steht einwandfrei fest, Omi-san?« hatte er ihn gefragt, als Omi es ihm in Mishima heimlich berichtete.
»Jawohl, Euer Gnaden. Draußen wartet Kiwami Matano vom Dritten Izuer Regiment.«
Dieser Offizier hatte den ganzen Komplott aufgedeckt, ihm den Decknamen genannt und ihnen erklärt, wie alles vor sich gehen sollte. »Ich konnte mit der Schande, all dies zu wissen, nicht mehr leben, Euer Gnaden. Ihr seid unser Lehnsfürst. Selbstverständlich sollte ich nicht versäumen, darauf hinzuweisen, daß dieser Plan nur verwirklicht werden soll, falls es notwendig sei. Ich nehme an, das bedeutet, falls Yabu-sama während der Schlacht plötzlich zum Gegner übergeht. Tut mir leid, aber Ihr seid das erste Ziel, dann Naga-san und dann Herr Sudara.«
»Wann wurde dieser Plan zum ersten Mal befohlen und wer weiß davon?«
»Kurz nachdem das Regiment aufgestellt wurde. Vierundfünfzig von uns sind eingeweiht … Ich habe Omi-sama eine Liste mit sämtlichen Namen übergeben. Der unter dem Decknamen ›Pflaumenbaum‹ laufende Plan wurde von Kasigi Yabu-sama persönlich bestätigt, ehe er nach Osaka abreiste.«
»Ich danke Euch. Eure Ergebenheit ist lobenswert. Ihr werdet dies Geheimnis für Euch behalten, bis ich es Euch sage. Dann erhaltet Ihr ein Lehen im Wert von fünftausend Koku.«
»Bitte, verzeiht, aber ich verdiene nichts, Euer Gnaden. Ich bitte um die Erlaubnis, Seppuku begehen zu dürfen, weil ich dieses schändliche Geheimnis so lange mit mir herumgetragen habe.«
»Dazu gebe ich nicht die
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