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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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doch nichts über 'ne kleine Spazierfahrt durch 'n Hafen, was?«
    Blackthorne lachte. Die Jahre fielen von ihm ab, als er das vertraute Schwappen der Wellen hörte, den salzigen Geruch des Wassers wahrnahm, die Schreie der kreisenden Möwen hörte; das Gefühl der Freiheit erfüllte ihn, das Gefühl, nach langer, langer Zeit heimzukehren. »Ich dachte, Ihr würdet mir nicht helfen, auf die Erasmus zu kommen.«
    »Das ist das Schlimme mit allen Ingeles! Keine Geduld! Merkt Euch, hier bittet man keinen Japs um irgendwas – weder einen Samurai, noch sonst jemand. Fragt man erst lange, zögern sie und suchen dann bei ihrem Vorgesetzten um Erlaubnis nach. Hier muß man handeln! Natürlich«, sein herzhaftes Lachen drang über die Wellen, »manchmal wird man eben umgebracht, wenn man falsch handelt. Wie heißt Ihr?«
    »Blackthorne. John Blackthorne.«
    »Seid Ihr jemals in den Norden gefahren, Ingeles? In den hohen Norden?«
    »Ich bin unter Kees Veerman in Der Lifle mitgefahren. Vor acht Jahren. Das war seine zweite Fahrt, um die Nordostpassage zu finden. Warum?«
    »Das müßt Ihr mir unbedingt erzählen! Auch von den Orten, wo Ihr sonst gewesen seid. Glaubt Ihr, man wird diese Passage jemals finden? Den nördlichen Seeweg nach Asien, in westlicher oder östlicher Richtung.«
    »Ja. Ihr und die Spanier blockiert ja die südlichen Routen, also bleibt uns gar nichts anderes übrig. Doch, durchaus – entweder wir oder die Holländer. Warum?«
    »Und an der Barbareskenküste seid Ihr auch als Pilot gefahren?«
    »Ja. Warum?«
    »Und Ihr kennt Tripolis?«
    »Die meisten Piloten sind doch schon dort gewesen. Warum?«
    »Mir ist so, als hätte ich Euch dort einmal gesehen. Man hat mich auf Euch aufmerksam gemacht: Das da, das ist der berühmte englische Pilot, der den holländischen Forschungsreisenden Kees Veerman ins Eismeer begleitet hat – und einmal auch unter Drake als Käpt'n gefahren ist, stimmt's? Als es gegen die Armada ging? Wie alt seid Ihr da gewesen?«
    »Vierundzwanzig. Und was habt Ihr in Tripolis gemacht?«
    »Ich war Pilot auf einem englischen Freibeuter. Mein Schiff wurde von diesem Piraten – Morrow hieß er, Henry Morrow – in der Karibischen See gekapert. Nachdem er es geplündert hatte, steckte er es in Brand, und mir bot er den Posten eines Piloten an – sein Mann tauge nichts, sagte er –, Ihr wißt ja, wie das so geht. Er wollte von dort – wir nahmen vor Hispaniola gerade Wasser an Bord, als er uns aufbrachte – am Festland entlangsegeln und dann zurück über den Atlantik, weil er das jährliche spanische Goldschiff in der Nähe der Kanarischen Inseln abfangen wollte. Er machte mir das übliche Angebot: meine Kameraden freizulassen und ihnen, falls ich bei ihm bliebe, Verpflegung und Boote zu geben. Ich sagte: ›Klar. Warum nicht? Vorausgesetzt, wir greifen nicht gerade Portugiesen an und Ihr setzt mich in der Nähe von Lissabon an Land und klaut mir nicht meine roteiros .‹ Es ging bei diesem Handel hin und her – Ihr wißt ja, wie so was geht. Dann schwor ich bei der Madonna, und wir beide schworen bei Gott, und damit hatte es sich. Wir machten eine gute Reise, und es fielen uns ein paar fette spanische Kauffahrteischiffe in die Hände. Vor Lissabon forderte er mich auf, an Bord zu bleiben, übermittelte mir die übliche Nachricht von Königin Elizabeth, daß sie eine fürstliche Belohnung für jeden portugiesischen Piloten ausgesetzt habe, der sich ihr anschlösse, und außerdem fünftausend Guineen für den roteiro durch die Magellanstraße oder ums Kap der Guten Hoffnung zahlen würde.« Sein Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen, und seine Zähne leuchteten weiß und kräftig. »Die besaß ich aber nicht. Zumindest hab' ich ihnen das weisgemacht. Morrow hielt Wort, wie es eigentlich alle Piraten tun sollten, und setzte mich mitsamt meiner roteiros an Land – selbstverständlich nicht, ohne sie vorher kopieren zu lassen, und er zahlte mir sogar meinen Anteil am Prisengeld aus. Seid Ihr jemals unter ihm gefahren, Ingeles?«
    »Nein. Die Königin hat ihn vor ein paar Jahren zum Ritter geschlagen. Ich hab' aber nie auf einem seiner Schiffe gedient. Freut mich, daß er Euch gegenüber fair war.«
    Sie näherten sich der Erasmus. Unschlüssig starrten Samurai auf sie herab.
    »Das war das zweite Mal, daß ich den Piloten für die Ketzer gemacht habe. Beim ersten Mal hatte ich nicht soviel Glück.« Rodrigues nahm seine Riemen ins Boot hinein, das Boot ging elegant

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