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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Euch zu ein paar Kleidern zu verhelfen? Eure sind ohnehin zerschlissen, und Ihr braucht neue. Ich hab' mehr als genug für Euch. Aber wo sind Eure roteiros ?«
    »Verschwunden! Sie waren in meiner Seekiste.«
    »Ich werde sie Euch nicht stehlen, Ingeles. Ich möchte sie bloß lesen und kopieren, falls nötig.« Seine Stimme wurde hart. »Bitte, holt sie, Ingeles. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    »Das kann ich nicht. Sie sind verschwunden. Sie waren in meiner Seekiste.«
    »Dort würdet Ihr sie doch nicht gelassen haben – zumindest nicht beim Einlaufen in einen fremden Hafen. Ihr würdet doch nicht die oberste Regel eines Piloten vergessen – sie sorgsam zu verstecken und nur die falschen unbeschützt liegenzulassen. Beeilt Euch!«
    »Sie sind gestohlen!«
    »Ich glaube Euch nicht. Allerdings will ich gern zugeben, daß Ihr sie sehr gut versteckt habt. Ich habe zwei Stunden lang nach ihnen gesucht, und hab' nicht den kleinsten Hinweis auf sie gefunden.«
    »Was?«
    »Warum so überrascht, Ingeles? Habt Ihr solche Angst? Selbstverständlich bin ich von Osaka aus hergekommen, um einen Blick in Eure roteiros zu werfen.«
    »Ihr seid bereits an Bord gewesen?«
    »Madonna«, sagte Rodrigues, dem allmählich die Geduld riß. »Ja, selbstverständlich, vor zwei oder drei Stunden, zusammen mit Hiro-matsu, der sich auch hier umsehen wollte. Er erbrach die Siegel, und als wir gingen, hat dieser Yabu das Siegel erneuert. Jetzt beeilt Euch, bei Gott!« fügte er noch hinzu. »Der Sand läuft aus.«
    »Sie sind gestohlen!« Blackthorne berichtete ihm, wie sie hier angekommen wären und wie er an Land wieder zu sich gekommen sei. »Sie sind gestohlen! Alle meine Karten! Alle meine roteiros ! In England habe ich Kopien von einigen von ihnen, aber der roteiro von dieser Reise ist weg, genauso wie der …« Er hielt inne.
    »… wie der portugiesische roteiro ? Nun macht schon, Ingeles, es konnte kein anderer als ein portugiesischer sein.«
    »Jawohl, und der portugiesische, der ist auch weg.« Reiß dich jetzt zusammen, dachte er. Sie sind fort, und das ist das Ende. Wer mag sie haben? Die Japaner? Ob die sie dem Priester übergeben haben? Ohne die Karten und die roteiros kannst du das Schiff nicht wieder zurückbringen nach Rotterdam. Dann kommst du nie nach Hause … Nein, stimmt nicht ganz. Mit aller Vorsicht und einer gehörigen Portion Glück schaffst du es auch so … Sei nicht albern! Du bist halb um die Erde gesegelt, befindest dich in Feindesland und in Feindeshand, und jetzt hast du weder roteiros noch Karten. »Oh, Herrgott, verleihe mir Kraft!«
    Rodrigues ließ ihn nicht einen Moment aus den Augen.
    Endlich sagte er: »Tut mir leid für Euch, Ingeles. Ich weiß, wie Euch zumute ist – mir ist das auch einmal passiert. Der war auch ein Ingeles, der Dieb – möge sein Schiff sinken und er für immer in der Hölle schmoren! Kommt, gehen wir zurück!«
    Omi und die anderen warteten auf der Mole, bis die Galeere die Landspitze umrundet hatte und verschwand. Im Westen legte sich bereits nächtliches Dunkel über den blutigen Himmel. Im Osten verschmolzen Nacht und Meer miteinander; man sah keinen Horizont.
    »Mura, wie lange wird es dauern, bis die Kanonen alle wieder an Bord sind?«
    »Wenn wir die Nacht durcharbeiten, bis morgen mittag, Omi-san. Wenn wir bei Sonnenaufgang anfangen, würden wir längst vor Sonnenuntergang fertig sein. Es wäre sicherer, bei Tag zu arbeiten.«
    »Arbeitet die Nacht durch! Bringt den Priester sofort zu der Grube!«
    Omi warf einen Blick auf Igurashi, Yabus Hauptstellvertreter, der noch immer zur Landspitze hinübersah, die Gesichtshaut straff, das wäßrige Narbengewebe über seiner leeren Augenhöhle unheimlich im Schatten. »Ihr seid willkommen, bei mir zu wohnen, Igurashi-san. Mein Haus ist zwar bescheiden, aber vielleicht könnten wir es doch behaglich für Euch machen.«
    »Ich danke Euch«, sagte der ältere Mann, indem er sich ihm zuwandte, »aber Yabu-sama hat uns befohlen, ungesäumt nach Yedo zurückzukehren. Das werden wir auch tun.« Seine Besorgnis kam noch deutlicher zum Vorschein. »Ich wünschte, ich wäre auf der Galeere. Mir ist der Gedanke, Yabu-sama mit nur zwei Männern auf der Galeere zu wissen, unerträglich!« Er wies auf die Erasmus. »Ein Teufelsschiff. Erst ein solcher Reichtum, und dann mit leeren Händen dazustehen!«
    »Wirklich alles? Wird Herr Toranaga sich nicht unbändig freuen über Yabu-samas Geschenk?«
    »Dieser geldgierige

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