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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Provinzenschlucker ist dermaßen von seiner eigenen Wichtigkeit überzeugt, daß er nicht mal merken wird, wieviel Gold und Silber er unserem Herrn gestohlen hat! Habt Ihr denn keinen Verstand?«
    »Ich nehme an, nur Eure Angst vor einer möglichen Gefahr für unseren Herrn hat Euch zu einer solchen Bemerkung hinreißen lassen.«
    »Ihr habt recht, Omi-san. Ich habe niemanden beleidigen wollen. Ihr habt sehr klug gehandelt und unserem Herrn sehr geholfen. Vielleicht habt Ihr recht, auch was Toranaga betrifft«, erklärte Igurashi, blieb jedoch nachdenklich. Genieße deinen neugefundenen Reichtum, du armer Tropf, dachte er bei sich. Ich kenne meinen Herrn besser als du, und daß dein Lehen vergrößert worden ist, wird dir nichts nützen. Deine Beförderung wäre der gerechte Lohn für das Schiff, das Gold und die Waffen gewesen. Aber jetzt ist alles dahin! Und deinetwegen schwebt mein Herr jetzt in größter Gefahr. Du bist es gewesen, der ihm die Nachricht geschickt hat, und du hast ihn dadurch in Versuchung gebracht. Gestern schon hätten wir fortreiten sollen. Jawohl, dann wäre mein Herr längst mit den Waffen und dem Geld in Sicherheit. Bist du nicht ein Verräter? Arbeitest du für dich selbst oder für deinen Dummkopf von Vater oder gar für Toranaga? Es spielt keine Rolle. Du und dein Zweig des Kasigi-Klans, ihr werdet nicht mehr lange auf dieser Erde weilen. Ich würde es dir ja ins Gesicht sagen, aber dann müßte ich dich umbringen – und hätte das Vertrauen meines Herrn mißbraucht. An ihm ist es, zu sagen, wann, nicht an mir!
    »Dank für Eure Gastfreundschaft, Omi-san«, sagte er laut. »Ich freue mich, Euch bald wiederzusehen, aber jetzt muß ich fort.« Er hob die Hand zu einem freundlichen Gruß, winkte seine Leute heran und führte dann die Phalanx der Reiter aus dem Dorf hinaus.
    Omi ging zur Grube. Der Priester war bereits da. Omi sah, daß er wütend war, und er hoffte, er würde etwas offenkundig Feindseliges tun, damit er ihn durchprügeln lassen könnte.
    »Priester, sagt den Barbaren, sie sollen einer nach dem anderen heraufkommen. Sagt ihnen, Herr Yabu hat angeordnet, sie dürften jetzt wieder in der Welt der Menschen leben.« Omi drückte sich absichtlich einfach aus. »Jedoch die kleinste Verletzung einer Regel, und zwei werden wieder in die Grube geworfen. Sie haben sich zu benehmen und allen Befehlen zu gehorchen. Ist das klar?«
    Wie schon zuvor ließ Omi sich die Worte von dem Priester wiederholen. Dann ließ er ihn in die Grube hineinsprechen.
    Die Männer kamen herauf, einer nach dem anderen. Alle waren sie eingeschüchtert. Manchen mußte geholfen werden. Einer von ihnen litt große Schmerzen und schrie jedesmal, wenn jemand ihn am Arm berührte.
    »Es sollten acht sein.«
    »Einer ist tot. Seine Leiche liegt unten in der Grube.«
    Omi überlegte einen Moment. »Mura, verbrennt die Leiche, und bewahrt seine Asche zusammen mit der des anderen Barbaren auf. Bringt diese Männer in demselben Haus unter wie zuvor. Gebt ihnen viel Gemüse und Fisch zu essen. Dazu Buchweizensuppe und Obst. Laßt sie sich waschen.«
    Omi beobachtete und lauschte aufmerksam. Er sah sie alle dankbar reagieren, und voller Verachtung dachte er: Wie dumm! Zwei Tage lang nur lasse ich sie darben, dann gebe ich ihnen eine Kleinigkeit, und schon fressen sie mir aus der Hand. »Mura, bringt ihnen bei, sich anständig zu verneigen, und dann führt sie weg.«
    Dann wandte er sich dem Priester zu. »Nun?«
    »Ich gehe jetzt. Gehe in mein Haus. Verlassen Anjiro.«
    »Das beste ist, Ihr geht und bleibt für immer weg, Ihr und jeder Priester. Wenn nächstes Mal einer von euch in mein Leben kommt, so deshalb, weil einige von meinen Bauern und Lehnsleuten auf Verrat sinnen«, sagte er und bediente sich der verschleierten Drohung und der klassischen List, welche die antichristlichen Samurai anwandten, um der unkontrollierten Ausbreitung der fremden Religion in ihrem Lehnsgebiet vorzubeugen; denn wenn auch fremde Priester gesetzlich geschützt waren, ihre japanischen Konvertiten waren es nicht.
    »Christen gute Japaner. Immer. Nur gute Lehnsleute. Haben nie schlechte Gedanken gehegt. Niemals!«
    »Das freut mich zu hören. Vergeßt nicht, mein Lehen erstreckt sich zwanzig Ri in jeder Richtung. Verstanden?«
    »Ich verstehe. Ja, ich verstehe sehr gut.«
    Er sah zu, wie der Mann sich steif verneigte und dann ging.
    »Omi-san?« sagte einer seiner Samurai. »Bitte, verzeiht mir, ich weiß, Ihr habt es nicht vergessen, aber

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